SVP-Aeschi teilt Impfskeptiker-Studie
Fake-News zur Corona-Impfung – das steckt dahinter

Impfgegner verbreiten immer wieder Fake-News rund um Corona-Impfungen im Netz. Hinter den Desinformationskampagnen stecken rechte Hetzer, geopolitische Interessen und Menschen, die sich eine goldene Nase verdienen wollen.
Publiziert: 04.06.2021 um 19:04 Uhr
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Aktualisiert: 05.06.2021 um 07:50 Uhr
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Die Corona-Impfungen sind in vollem Gange. Gleichzeitig werden unzählige Falschinformationen im Netz verbreitet.
Foto: imago images/Bild13

SVP-Nationalrat Thomas Aeschi postete am Donnerstag den Screenshot einer Publikation, die vor mRNA-Impfungen warnt.

Von Genmanipulation, «abgeworfenen» Proteinen und angsteinflössenden Langzeitschäden ist in der Abhandlung die Rede. Die Autoren: Greg Nigh, ein Naturheiler, und die Informatikerin Stephanie Seneff.

«Wo bleibt die Information der Bevölkerung durch Alain Berset und BAG⁩ über die Risiken der mRNA-Impfungen?», schreibt Aeschi auf Twitter dazu. Die Reaktionen der Twitter-User auf den Skeptiker-Studie-Post folgen prompt.

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«In wissenschaftlicher Recherche nicht sattelfest»

«Echt jetzt? Viel tiefer in den Verschwörungstheorien-Sumpf kann man nicht mehr sinken. Und das vom Fraktionspräsidenten der grössten CH-Partei. Kaum zu glauben», schreibt ein Mann.

«Zur Einordnung: Seneff ist eine Computer-Wissenschaftlerin deren med. Publikationen zerissen werden und die behauptete, dass bis 2025 50% aller Neugeborenen an Autismus leiden werden. Nigh ist ein Naturheilpraktiker, der Bücher über Knoblauch schreibt», twittert ein anderer.

«Mein nicht-lieber Herr Aeschi, Sie sind brandgefährlich und in wissenschaftlicher Recherche nicht sattelfest. Machen Sie Ihre Hausaufgaben vor dem nächsten Tweet, sodass sie weniger Leiden und Tote auf Ihrem möglicherweise vorhandenen Gewissen haben», heisst es in einem weiteren Kommentar.

Die wilden Behauptungen, dass Geimpfte Proteine absondern, diese auf andere Menschen «abwerfen» und somit unfruchtbar machen, wurde bereits mehrfach widerlegt.

Auch der gängige Mythos der Verschwörungstheoritiker über Veränderungen des Erbguts nach einer Impfung entspricht nicht der Wahrheit. «Die mit der Impfung verabreichte mRNA kann nicht in den Zellkern gelangen und sich dort ins menschliche Erbgut (DNA/Gene) einbauen», erklärt das BAG.

Youtuber für Desinformationskampagnen angefragt

Trotzdem haben Fake-News im Zusammenhang mit den Corona-Impfungen Hochkonjunktur im Netz. Wie der «Tagesanzeiger» berichtet, gibt es diverse Strukturen, die die Fäden hinter den Desinformationskampagnen ziehen.

Zum einen soll es sich um Hintermänner in Russland handeln, die geopolitische Ziele verfolgen und über Agenturen in London populäre Youtuber für ihre Zwecke anzuwerben versuchen, erklärt Cybercrime-Experte Danny Rogers von der New York University. Dabei sollen westliche Impfstoffe im Rahmen einer «Informationskampagne» schlecht gemacht werden.

So wurde neben Influencern aus Frankreich auch der deutsche Youtuber Mirko Drotschmann per Mail kontaktiert. Der Absender schrieb ihm Mitte Mai, es gebe ein Datenleck, das zahlreiche Todesfälle nach der Pfizer/Biontech-Impfung zeige. Der 35-jährige Drotschmann soll auf seinem Kanal gegen eine Bezahlung darüber berichten und vor der Impfung warnen. Nach einer kurzen Recherche wurde jedoch klar: Ein solches Datenleck existiert nicht, und die Absicht des Kunden ist es in Wirklichkeit, eine Desinformationskampagne zu starten.

36 Millionen Dollar Umsatz

Laut Rogers gebe es auch Versuche, mit Desinformationen gezielt Geld zu verdienen. Impfgegner verkaufen beispielsweise Vitaminpräparate oder lassen sich als Redner für Veranstaltungen engagieren. Laut der NGO Center for Countering Digital Hate (CCDH) beträgt der Jahresumsatz dieser Industrie 36 Millionen Dollar.

Drittens verbreiten auch Akteure aus rechten Kreisen, wie Q-Anhänger in den USA, Fake-News. Die irren Theorien schaffen es auch vermehrt über den Atlantik. Nach Berechnungen der CCDH folgten im vergangenen Jahr über 30 Millionen Facebook-User Seiten mit falschen Impfinformationen.

In der Schweiz werden falsche Inhalte ebenfalls rege auf Sozialen Medien, wie Facebook, Instagram, Youtube oder dem bei Skeptikern und Leugnern besonders beliebten Messenger, Telegram, geteilt. «Bei uns geht es vor allem um Gruppen, die aus ideologischen oder politischen Gründen handeln», sagt Edda Humprecht, Kommunikationswissenschaftlerin von der Universität Zürich, dem «Tagesanzeiger».

Die Menschen würden dabei verschiedene Themen vermischen, erklärt die Co-Leiterin eines Nationalfonds-Forschungsprojektes zum Thema Desinformation. «Es geht um Verschwörungstheorien, Antisemitismus, Impfskepsis und eine allgemeine Aversion gegen sogenannte Eliten.» (man)

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