Seit ihrem Blitzangriff im Osten des Landes geht es für die ukrainischen Streitkräfte bergauf. Statt wie erwartet nur im Süden des Landes schlugen die Ukrainer im Osten und später im Norden zu und erwischten die russischen Truppen eiskalt. Ihre Gegenoffensive hatte es in sich: Die Ukrainer konnten nicht nur rund 6000 Quadratkilometer ihrer Gebiete zurückerobern, sondern schlugen auch die russischen Truppen in die Flucht.
Hals über Kopf suchten die russischen Soldaten das Weite und liessen dabei ein beträchtliches Arsenal an Waffen zurück. Auf Twitter feiern die ukrainischen Truppen aktuell ihre neuen Errungenschaften. «Ein weiterer herrlicher Tag», schreibt ein Twitter-User am Mittwoch. Denn: Russland wurde mit dieser Aktion wohl ungewollt zum grössten Waffenlieferanten für die Ukraine.
Russen liessen Radarausrüstung im Wert von 10 bis 20 Millionen zurück
Die Geschosse und Militärfahrzeuge, die Wladimir Putins (69) Truppen den Ukrainern überliessen, haben es nämlich in sich. Auf Twitter kursiert eine Vielzahl von Listen, welche die massiven Waffen-Verluste des russischen Militärs zeigen. Dem ukrainischen Generalstab zufolge hat die Ukraine demnach seit Ende August rund 630 Militär-Trophäen der russischen Armee erbeutet. 55 Prozent der bestätigten Ausrüstungsverluste konnten die ukrainischen Streitkräfte unversehrt an sich nehmen.
Der Grossteil des zurückgelassenen Arsenals bestehe laut den ukrainischen Behörden aus Panzern, Militärfahrzeugen sowie gepanzerten Kampffahrzeugen. Die Militärausrüstung, welche die russischen Soldaten bei ihrem überstürzten Rückzug zurückliessen, bedeutet für Putin jedoch nicht nur einen materiellen, sondern auch einen massiven finanziellen Verlust.
Die Objekte sind alles andere als billig: So zum Beispiel das sogenannte Gegenbatterie-Radarsystem 1L219 «Zoopark-1m». Mit dem Radar können Bodenziele in einer Entfernung von bis zu 40 Kilometern erfasst werden. Wie das Newsportal Nexta auf Twitter berichtet, werden die Kosten für das Gerät auf umgerechnet knapp 10 bis 20 Millionen Franken geschätzt.
Putins Truppen zerstörten Fahrzeuge teilweise, bevor sie flohen
Viele der Entdeckungen habe man der «Washington Post» zufolge in der Umgebung von Isjum, südöstlich von Charkiw, gemacht. Die Stadt gilt als strategisch wichtig, da sie an Transportwege grenzt, die für die russische Armee von grosser Bedeutung waren. Nach Angaben von Justin Bronk, einem Forscher eines britischen Forschungsinstituts für Verteidigung und Sicherheit, gilt die Stadt auch als wichtige Anlaufstelle für gepanzerte Fahrzeuge, die gewartet werden mussten.
Aufnahmen zeigen die Panzer und gepanzerte Mannschaftstransportwagen, die in einem Waldgebiet zurückgelassen wurden. Laut einem ehemaligen Kommandanten der US-Armee scheinen sie in einer kreisförmigen Formation aufgestellt zu sein. Möglicherweise hätten die russischen Soldaten gerade einen Tankstopp eingelegt oder auf einen Einsatz gewartet, als sie sich vom Acker machten, so der Experte zur Zeitung. Bei vielen von ihnen handelt es sich um Varianten des sogenannten T-80 Panzers, eines leistungsstarken Modells. (dzc)