Hybride Lenkwaffe mit maximaler Präzision und Zerstörungskraft
Russland setzt bei Charkiw neue «Donner»-Raketenbombe ein

Russland hat beim strategisch wichtigen Charkiw eine neuartige Lenk-Raketenbombe eingesetzt. Die Russen wollen offenbar ein Exempel statuieren an der einst zweitgrössten Stadt der Ukraine, die früher für ihren entspannten Lebensstil und das Kulturleben bekannt war.
Publiziert: 03.09.2024 um 04:34 Uhr
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Aktualisiert: 03.09.2024 um 08:53 Uhr
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Seit Tagen sorgen Angriffe russischer Streitkräfte auf Charkiw für grosse Zerstörungen in der nordostukrainischen Stadt.
Foto: Keystone
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

In den vergangenen Tagen haben die russischen Streitkräfte Charkiw massiv bombardiert, die einst zweitgrösste Stadt der Ukraine, die vor dem Krieg für ihre Universitäten und das Kulturleben bekannt war. Wie russische und ukrainische Newskanäle übereinstimmend berichten, hat Moskau die Stadt am 31. August zum ersten Mal mit der neuen Hybridrakete und Fliegerbombe namens Grom-E1 angegriffen.

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Der Bürgermeister von Charkiw, Igor Terechow, bestätigte den Angriff mit der Hybridwaffe auf seinem Telegram-Kanal. Es soll die leistungsfähigste Bombenrakete dieser Art im russischen Waffenarsenal sein. Es handelte sich um den ersten Einsatz einer Grom-E1 gegen Charkiw. Zuvor hatte Russland die neue Waffe bereits im März 2023 bei Donezk und ein Jahr später in Myrnohrad südöstlich von Charkiw eingesetzt.

«Die Grom-E1 ist eine hoch entwickelte Waffe, die aus der sowjetischen Luft-Boden-Rakete Kh-38 hervorgegangen ist», schreibt das ukrainische Newsportal «Kiew Post». Die hybride Raketenbombe «kombiniert die Eigenschaften einer Rakete und einer Fliegerbombe, was sie besonders tödlich macht».

Präzision bis zur letzten Sekunde

Die Hybridrakete sei wie eine Gleitbombe eingesetzt worden, hiess nach dem Angriff aus ukrainischen Behördenkreisen, die von grossen Zerstörungen bei Charkiw sprachen. Als Rampe für den Abschuss habe ein Su-34-Jagdbomber gedient.

Die Grom-E1 war 2018 erstmals auf der internationalen Luftfahrt- und Militärtechnologie-Messe Maks in Moskau vorgestellt worden. Russland zeigte die neue Waffe als Teil seiner militärischen Modernisierung – für Präzisionsschläge mit grosser Reichweite.

Laut dem Militärportal «Army Recognition» verfügt der Luft-Boden-Marschflugkörper über eine maximale Reichweite von etwa 200 Kilometern. Die Flugbahn könne selbst in den letzten Sekunden vor dem Einschlag noch mit grosser Präzision angepasst werden. Die Unterschallgeschwindigkeit begünstige Tarnung sowie sparsamen Treibstoffverbrauch bei längeren Gleitflügen.

Rache für Kursk

Die mit einem Jettriebwerk ausgestattete Grom-E1 könne verschiedene Arten von Gefechtsköpfen tragen, mit einer Nutzlast von bis zu 350 Kilogramm. Sie diene vorab zur Zerstörung befestigter Anlagen und für Angriffe auf strategische Ziele.

Ältere, kleinere Flugkörper dieses Typs stammten noch aus Sowjetzeiten. Mit der Grom-E1 haben die russischen Streitkräfte eine neue Waffe mit Satellitenlenkung im Arsenal, die der Ukraine schwere Schläge versetzen kann.

«Grom» bedeutet auf Deutsch «Donner». Die russische Zeitung «Komsomolskaja Prawda» titelte nach dem Einsatz der Hybridrakete bei Charkiw, der «Donner der Vergeltung» habe die Stadt getroffen – als Rache für Kursk. «Der ukrainische Feind wird Albträume von der neuen russischen Raketenbombe haben, wenn er überlebt», schreibt die Zeitung.

Unweit der Front hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (46) in Saporischschja bei einem Treffen mit dem niederländischen Regierungschef Dick Schoof (67) erneut reichweitenstarke Waffen gefordert. Nötig sei nicht nur die Freigabe von Waffen für Schläge gegen Ziele im russischen Hinterland, sondern auch die Lieferung dieser Raketen, sagte Selenski.

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