Auf einen Blick
US-Präsident Donald Trump gibt der Ukraine die Schuld am Krieg
Wolodimir Selenski widerlegt Falschbehauptungen des Republikaners
Russischer Aussenminister Lawrow lobt «direkte Sprache» Trumps – und beleidigt Selenski
Ukrainische Armee in russischem Gebiet Kursk unter Druck
Die ukrainischen Truppen geraten nach ihrem Gegenangriff im russischen Gebiet Kursk laut Militärbloggern zunehmend unter Druck. Die russischen Streitkräfte hätten immer mehr die Feuerkontrolle über die Versorgungswege der Einheiten Kiews in der Region, berichtete der ukrainische militärnahe Blog «DeepState».
Die ukrainische Seite hat demnach nicht genügend Schritte eingeleitet, um diese Gefahr abzuwehren. Dadurch verschlimmere sich die Lage der Streitkräfte Kiews. Gegenmassnahmen seien dringend erforderlich, hiess es. Russland hatte immer wieder angekündigt, die Region komplett zu befreien.
Schwere Schläge
Die ukrainischen Truppen waren dort Anfang August einmarschiert, um Russland in seinem Angriffskrieg zusätzlich unter Druck zu setzen. Kiews Truppen brachten im grenznahen Gebiet Dutzende Ortschaften unter ihre Kontrolle, darunter auch die Stadt Sudscha. Zuletzt hatten die russischen Truppen einzelne Orte wieder befreit.
Laut «DeepState» konzentrieren die russischen Truppen seit Januar ihre Kräfte auf die ukrainische Logistik. «Aus irgendeinem Grund wurden von unserer Seite nicht die entsprechenden Entscheidungen getroffen, um dieses Problem zu beheben», heiss es in dem Lagebericht. Im Februar habe sich die Lage verschärft. Es habe schwere russische Schläge gegen die ukrainischen Truppen gegeben.
Kiew protestiert gegen russischen Druck auf IAEA
Das ukrainische Aussenministerium hat die internationale Atombehörde IAEA am Beispiel der Überwachung des besetzten Atomkraftwerks Saporischschja vor einer Unterwerfung unter russische Bedingungen gewarnt. Russland habe etwa das IAEA-Personal im AKW Saporischschja gezwungen, 80 Tage lang ohne Rotation in der Anlage zu bleiben, also viel länger als geplant, "und die Menschen in einem Hochrisikogebiet unter beispiellosem psychologischen Druck gehalten", hiess es in einer Erklärung der Behörde in Kiew.
Moskau habe internationale Experten ihrer Bewegungsfreiheit beraubt und sie als politisches Druckmittel gegen die internationale Gemeinschaft eingesetzt. Kiew habe wiederholt eine sichere Rotationsroute angeboten, doch habe sich Moskau geweigert, der IAEA unter diesen Bedingungen Sicherheitsgarantien zu geben. Der Kreml hat die sichere Ausreise von Experten durch das von der Ukraine kontrollierte Gebiet absichtlich blockiert und die Agentur gezwungen, den russischen Bedingungen zuzustimmen.
Kiew verurteile die Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität der Ukraine durch eine Reihe von IAEA-Mitarbeitern als Ergebnis russischer Erpressung. Russland schaffe absichtlich künstliche Hindernisse für die Tätigkeit internationaler Organisationen in der Ukraine und zwinge sie, gegen ukrainische Rechtsvorschriften und bilaterale Abkommen mit der Ukraine zu verstossen und Resolutionen der UN-Generalversammlung zu missachten.
Russen wollen bis zu 150 Ukrainer auf einen Schlag getötet haben
Das russische Verteidigungsministerium in Moskau hat am Samstag einen Raketenangriff gegen ein militärisches Übungsgelände der ukrainischen Streitkräfte bei Dnipropetrowsk für sich beansprucht. Bei dem Einschlag der Rakete vom Typ «Iskander» seien bis zu 150 ukrainische Soldaten, unter ihnen auch 30 ausländische Ausbilder, «vernichtet» worden, behauptete die russische Militärführung. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. Von ukrainischer Seite gab es dazu keinen Kommentar.
Russische Truppen erobern zwei weitere Dörfer
Die russische Armee hat nach eigenen Angaben zwei weitere Dörfer in der ostukrainischen Region Donezk erobert. Das Verteidigungsministerium in Moskau erklärte am Samstag, die russischen Soldaten hätten Sudne und Burlazke nahe der Stadt Welyka Nowosilka im Süden der Region erobert. Die Angaben liessen sich nicht unabhängig überprüfen.
Welyka Nowosilka war Ende Januar von der russischen Armee eingenommen worden. Die russische Armee rückt schon seit Monaten im Osten der Ukraine vor und eroberte dabei bereits eine ganze Reihe von Orten von der unter Personal- und Ausrüstungsmangel leidenden ukrainischen Armee.
Selenski trifft sich am Sonntag mit König Charles
Im Rahmen eines Besuchs in Grossbritannien wird sich der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) am Sonntag auch mit König Charles treffen. Das berichten «Sky News» und «Telegraph» übereinstimmend. Am Sonntag findet in London ein Verteidigungsgipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs statt.
Russische Oppositionelle machen sich in der Schweiz für Kriegsende stark
Oppositionelle Russen und Russinnen haben am Samstagnachmittag in Zürich und in Genf ein Ende des Krieges in der Ukraine und die Freilassung politischer Gefangener in Russland gefordert. Weiter verlangten sie eine Verschärfung der Sanktionen gegen Russland, wie der Verein «Russland der Zukunft – Schweiz», der zu den Kundgebungen aufgerufen hatte, in einem Communiqué schrieb. Insgesamt nahmen gemäss der Nachrichtenagentur Keystone-SDA rund 70 Menschen an den Demonstrationen teil.
In Zürich versammelten sich auf dem Europaplatz rund 20 Personen, wie Andrey Lipattsev, Vorstandsmitglied des Vereins, auf Anfrage sagte. Die Demonstrationen markierten mehrere wichtige Jahrestage: ein Jahr nach der Ermordung von Oppositionspolitiker Alexei Nawalny, drei Jahre nach dem russischen Überfall auf die Ukraine und zehn Jahre nach der Ermordung des Oppositionspolitikers Boris Nemzow in Moskau.
Türkei bringt sich erneut als Vermittler ins Spiel
Der türkische Aussenminister Hakan Fidan (57) wird einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zufolge den europäischen Staats- und Regierungschefs am Sonntag in London ein weiteres Mal das Angebot unterbreiten, in Friedensgesprächen zwischen der Ukraine und Russland zu vermitteln. So verlautet es aus Diplomatenkreisen.
Die Türkei hatte 2022 als Gastgeber der ersten Gespräche zwischen beiden Seiten fungiert. Ankara half dabei, ein Abkommen über die sichere Durchfahrt von Getreideexporten durch das Schwarze Meer zu erzielen.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (47) hatte die Türkei im vergangenen Monat besucht. Am Montag ist der russische Aussenminister Sergej Lawrow (74) in Ankara zu Gast. Laut Reuters sollen Lawrow und Fidan schon am Samstag miteinander telefoniert haben.
Moskauer Experte: Trump vollzieht «fundamentale Kehrtwende»
Der prominente russische Aussenpolitik-Experte Fjodor Lukjanow sieht US-Präsident Donald Trump als echten Vermittler im Ukraine-Konflikt. Er stelle sich weder auf die Seite Russlands noch auf die der Ukraine, sehe wie ein echter Diplomat beide Parteien als Schuldige an dem Konflikt und habe nur das Ziel, den Krieg zu beenden, sagte Lukjanow der russischen Zeitung «Kommersant». «Das ist eine fundamentale Kehrtwende», sagte der Chefredakteur der Fachzeitschrift «Russland in der globalen Politik».
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski habe bei seinem Auftritt im Weissen Haus unterschätzt, wie sehr sich die US-Politik unter Trump geändert habe. Er sei es in den vergangenen drei Jahren des Krieges gewöhnt gewesen, dass die Ukraine sich nach dem Motto: «Sie sind die Opfer, sie haben alle Rechte» alles erlauben könne und ihr niemand öffentlich widersprechen werde. Diese Gewissheit habe Selenski nun einen «bösen Streich» gespielt; er habe mit seinem Verhalten im Weissen Haus einen «fatalen Fehler» begangen.
«Trump hat sich, so seltsam das ist, für die klassische Diplomatie ausgesprochen, die notwendig ist, um Kriege zu beenden. Selenskyj und seine Anhänger lehnen sie ab und setzen auf einen sauberen Sieg. Doch der ist unerreichbar», sagte Lukjanow. Selenski habe mit seinem Auftritt bei Trump zugleich noch die Gruppe seiner europäischen Unterstützer entwaffnet.
Lukjanow: Selenskis Fehler ist ungeheuerlich
«Sie können sich über Trump ärgern, soviel sie wollen, und weitere Hilfe für die Ukraine fordern, aber Selenskyjs Fehler ist ungeheuerlich. Die Chance, den amerikanischen Präsidenten zu einer wohlwollenden Haltung zu bewegen, ist vertan», sagte Lukjanow. Selenski habe jetzt die Chance, auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin zuzugehen – oder den Krieg fortzusetzen.
Trump hatte Selenski im Weissen Haus scharf zurechtgewiesen und ihn aufgefordert, Frieden anzustreben. Der Ukrainer sei undankbar, weil er im russischen Angriffskrieg nur dank US-Waffen so lange durchgehalten habe. Die Gespräche wurden abgebrochen. Selenski verliess das Weisse Haus vorzeitig, ohne ein geplantes Abkommen über den US-Zugang zu ukrainischen Rohstoffen zu unterzeichnen. Später schrieb Trump in seinem sozialen Netzwerk Truth Social, dass Selenski nicht bereit sei für einen Frieden. Wenn er dazu bereit sei, könne er wiederkommen.
«Washington Post»: USA könnten sämtliche Militärhilfe für die Ukraine einstellen
Die US-Regierung erwägt offenbar, alle laufenden Lieferungen von Militärhilfe an die Ukraine zu beenden. Das schreibt die «Washington Post» unter Berufung auf Quellen. Militärlieferungen könnten «als Reaktion auf Äusserungen» des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump im Weissen Haus gestoppt werden, heisst es.
Die Zeitung spricht von einer «wahrgenommenen Kompromisslosigkeit» Selenskis «angesichts von Trumps Wunsch, den Ukraine-Konflikt schnell zu beenden».
«Die Entscheidung», heisst es, «würde sich auf Radargeräte, Fahrzeuge, Munition und Raketen im Wert von mehreren Milliarden Dollar beziehen, die im Rahmen der präsidialen Abzugsbehörde in die Ukraine geliefert werden sollen», wird ein Beamter zitiert, der anonym bleiben will.
«Niemand wird aufgeben»: Selenski pocht auf Sicherheitsgarantien
Kurz nach dem offenen Streit mit US-Präsident Donald Trump im Weissen Haus hat der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski die Notwendigkeit von Sicherheitsgarantien für sein Land bekräftigt. «Wir wollen keine Überraschungen erleben», sagte Selenski in einem Interview des US-Senders Fox News. Er betonte, dass ein Rohstoff-Deal zwischen den USA und der Ukraine nicht ausreiche, um Friedensverhandlungen mit Russland aufzunehmen. Ein solcher Deal sei zwar «der erste Schritt zu Sicherheitsgarantien. Aber das ist nicht genug.»
Der einfachste Weg zu verlässlichem Schutz sei ein Nato-Beitritt der Ukraine, erklärte Selenski. Doch das sei nicht für alle Partner eine Option. Deshalb habe er gesagt: «Okay, niemand drängt darauf.» Dann müssten eben auf anderem Wege Sicherheitsgarantien geschaffen werden – und dafür brauche es die Unterstützung der Europäer durch die USA.
«Wo bleibt die Freundschaft?»
Auf die Frage, ob er nach der Eskalation im Oval Office verärgert sei, stellte Selenski klar, dass es nicht um ihn persönlich gehe. Doch wenn führende Politiker behaupteten, die Ukraine sei fast besiegt, die Soldaten würden abhauen, sie seien keine Helden und der ukrainische Präsident sei ein Diktator, stelle sich die Frage: «Wo bleibt die Freundschaft zwischen der Ukraine und den USA?»
Die öffentliche Konfrontation sei für keine der beiden Seiten gut gewesen, erklärte Selenskyj. Dennoch müsse er offen sagen: «Ich kann unsere ukrainische Haltung gegenüber Russland nicht ändern.» Die USA und Europa seien «die besten Freunde» der Ukraine. «(Der russische Präsident Wladimir) Putin und Russland – das sind die Feinde.» Diese Realität müsse anerkannt werden.
«Ich bin den Amerikanern sehr dankbar»
Selenski machte deutlich, dass Kapitulation für sein Land keine Option sei. «Ich kann unserem Volk nicht einfach sagen, dass es aufgeben soll. Niemand wird aufgeben, weil jeder Angst hat, dass Putin morgen zurückkommt.»
Zu Beginn des Interviews hatte sich Selenski direkt an das Fox-News-Publikum gewandt und in die Kamera erklärt: «Ich bin den Amerikanern sehr dankbar für ihre Unterstützung. Sie haben eine Menge getan. Ich bin Präsident Trump und dem Kongress für die parteiübergreifende Unterstützung dankbar – und ich war es immer.»
Kiew: Russische Bodentruppen greifen von Region Kursk an
Die russische Armee hat nach Angaben aus Kiew von der teilweise ukrainisch besetzten Grenzregion Kursk aus einen Angriff mit Bodentruppen in Richtung des Staatsgebiets der Ukraine gestartet. Die russischen Verbände «versuchen derzeit, die Grenze anzugreifen», teilte die ukrainische Behörde für die Bekämpfung von Falschinformationen am Freitag mit. Einen «Durchbruch» der feindlichen Einheiten habe es aber nicht gegeben.
Bei den derzeitigen Kämpfen an der Grenze zwischen der ukrainischen Region Sumy und der russischen Region Kursk «vernichten die Verteidigungstruppen den Feind», erklärte die Behörde. Sie hob hervor, dass die russische Armee bei dem Angriff lediglich Infanterie, aber keine «Fahrzeugkolonnen» einsetze.
Bereits in der vergangenen Woche hatte Kiew dementiert, dass russischen Bodentruppen von Kursk aus ein Vorstoss nach Sumy gelungen sei. Entsprechende damalige Angaben des russischen Präsidenten Wladimir Putin bezeichnete ein ukrainischer Regierungsmitarbeiter als «Lüge».