Auf einen Blick
- Russland zerstört gezielt Stromversorgung der Ukraine
- Flächendeckende humanitäre Katastrophe droht
- Steht Europa diesen Winter vor neuer Flüchtlingsbewegung?
Der Krieg in der Ukraine geht in den dritten Winter. Seit Kreml-Führer Wladimir Putin (71) am 24. Februar 2022 den Befehl zum Einmarsch in südliche einstige Sowjetrepublik gegeben hat, wurden Hunderttausende von Menschen getötet, verkrüppelt und verwundet.
Millionen wurden vertrieben und ganze Städte ausgelöscht. Laut dem Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR sind fast vier Millionen Menschen innerhalb der Ukraine auf der Flucht. Fast 6,5 Millionen Menschen sind als Flüchtlinge und Asylbewerber ins Ausland geflohen.
Mit dem Nahen des dritten Winters seit Kriegsbeginn scheint Moskau systematisch die Strategie zu verfolgen, das Leben für die verbleibenden Menschen in der Ukraine unerträglich zu machen. Mit gezielten Angriffen werden die Stromversorgung und wichtige Infrastruktur zerstört. Dies, während die Ostfront der Ukraine wankt.
Zermürbung der Menschen
«Für den nahenden Winter rechnen die Menschen mit dem Schlimmsten», berichtet «Die Welt» von vor Ort. «Der Kreml ist nah dran, zwei Ziele zu erreichen.»
Zum einen solle die ukrainische Rüstungsproduktion lahmgelegt werden. Zum anderen solle das Leben der Menschen in der Ukraine unerträglich gemacht werden, um neue Flüchtlingsbewegungen in die EU auszulösen. Mit dieser Einschätzung zitiert «Die Welt» den deutschen Abgeordneten Michael Roth (54), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag.
Der Reporter der Zeitung reiste durch die Kriegsnation. Überall werden Kraftwerke repariert, doch es fehlt an Ersatzteilen, die Arbeiten sind aufwendig und die Zeit ist knapp. Ein Sisyphus-Kampf. Der ukrainische Energieminister Herman Haluschtschenko (51) erklärt die Strategie der russischen Angriffe: Sie versuchen, «uns einzuschüchtern und die Vorbereitungen für die Heizperiode zu stören, sodass alle Ukrainer im Winter ohne Strom und Wärme dastehen».
Flächendeckende humanitäre Katastrophe
Mittlerweile hat die Ukraine nur noch rund die Hälfte ihrer einstigen Energiekapazität. Bereits jetzt gibt es flächendeckend periodische Stromabschaltungen im ganzen Land. Im Winter könne diese Lage zu einer flächendeckenden humanitären Katastrophe führen. «Prognosen für den Winter sind schwierig, wenn der Energiesektor ständig von feindlichen Angriffen bedroht ist», sagt Haluschtschenko. «Wir wissen, dass der kommende Winter hart sein wird.»
Dabei bangen die Menschen in der Ukraine um Basisansprüche, die zu Friedenszeiten selbstverständlich sind: Ob es Licht gibt oder nicht. Ob geheizt werden kann – bei Temperaturen, die im ukrainischen Winter gerne im doppelstelligen Minusbereich liegen. Ob es Warmwasser geben wird oder Leitungen einfrieren und bersten. Ob es Strom für die Abwasser-Pumpsysteme in Städten geben wird. Oder ob es inmitten von Zerstörungen, Dreck und Unrat bald keine Basis-Hygiene mehr gibt.
«Wenn es all das nicht gibt», folgert die Analyse der «Welt», «drohen Kältetod, sanitäre Katastrophen und in Folge Massenflucht von Millionen Menschen.» Dies sei der Plan Moskaus, «um eine neue Flüchtlingsbewegung in Europa auszulösen».