Neun Jahre vor Ausbruch
Neue Methode kann Demenz frühzeitig erkennen

Britische Wissenschaftler haben ein neues Modell entwickelt, welches eine Demenz-Erkrankung fast neun Jahre vor den ersten Symptomen erkennen kann. Eine frühzeitige Entdeckung erhöht die Chance, die Krankheit effektiv zu behandeln und ihren Verlauf zu verlangsamen.
Publiziert: 13.06.2024 um 19:51 Uhr
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Rund 153'000 Schweizerinnen und Schweizer sind von einer Demenzerkrankung betroffen. (Symbolbild)
Foto: Getty Images

Demenz ist eine der häufigsten Ursachen für Pflegebedürftigkeit. Das Wort ist ein Oberbegriff für mehr als 100 verschiedenen Krankheiten, von denen rund 153'000 Schweizerinnen und Schweizer betroffen sind. Viele der Krankheiten davon beeinträchtigen in irgendeiner Weise die kognitiven Fähigkeiten. Darunter gehört das Denken, das Gedächtnis, die Orientierung und auch die Sprache, wie Alzheimer Schweiz schreibt.

In der Demenzforschung unterscheidet man zwischen primären und sekundären Formen der Demenz. Die Sekundären sind dabei meist Folgeerscheinungen von Grunderkrankungen. Dazu gehören Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangelzustände und chronische Vergiftungserscheinungen durch Alkohol oder Medikamente, wie das Bundesamt für Gesundheit informiert. Die Grunderkrankungen sind oft behandelbar, weshalb auch diese Arten von Demenz teilweise reversibel sind.

80-prozentige Chance auf eine frühzeitige Entdeckung der Krankheit

Die primären Erkrankungen hingegen sind nicht heilbar. Die bekannteste Form ist die Alzheimer-Krankheit. Hierbei werden die Nervenzellen des Gehirns irreversibel zerstört. Symptome sind zu Beginn leichte Gedächtnislücken, Abnahme von Lern- und Reaktionsfähigkeit sowie Sprachschwierigkeiten. Im Verlaufe der Krankheit werden diese leichten Symptome dann oft zu hochgradigen Störungen des Gedächtnisses.

Da die primären Formen nicht heilbar sind, kann man nur versuchen, die Krankheit zu verlangsamen. Das gelingt umso besser, je früher die Erkrankung entdeckt wird. Die Forscher der Londoner Queen Mary University haben sich dieser Aufgabe angenommen und eine neue Methode vorgestellt, die mit einer Wahrscheinlichkeit von über 80 Prozent eine zukünftige Demenz-Erkrankung voraussagen kann. 

Neun Jahre voraus

Und das ist noch nicht alles. Die neue Methode, die auf rund 1000 MRT-Scans von Menschen mit und ohne Demenz basiert, soll bereits neun Jahre vor den ersten Symptomen die Veränderungen im Hirn erkennen, wie «Focus» schreibt.

Das Modell betrachtet verschiedene Hirnareale, die sich im Laufe einer Demenzerkrankung verändern und schlägt frühzeitig Alarm. Für die Studie wurden Gehirn-Scans von über 1000 Freiwilligen genutzt. Die Bilder wurden durch eine Datenbank gelassen, wo verglichen wurde, inwiefern die Scans mit bereits bekannten Mustern übereinstimmen, die auf Demenz hinweisen oder von einer Person stammen, die bereits mit Demenz diagnostiziert wurde. 

Es wurde auch speziell darauf geachtet, die Scans der Freiwilligen mit allen möglichen Stadien von Demenz zu vergleichen. Möglich ist das dank der «UK Biobank» – dort sind die medizinischen Daten von rund einer halben Million Britinnen und Briten gespeichert.

Erkenntnis dank komplexer Methode

Um die Hirn-Scans der Freiwilligen mit den Daten der «Biobank» vergleichen zu können, nutzten die Forscher eine Methode namens spektrale dynamische Kausalmodellierung – hört sich kompliziert an, ist es auch.

Das Ganze funktioniert etwa so: Über eine längere Zeitspanne werden zusammenhängende Parameter beobachtet und wie sich diese verändern. In diesem Fall wurde die Methode verwendet, um die Kopplung zwischen verschiedenen Gehirnregionen zu untersuchen – und wie sich diese Kopplungen aufgrund experimenteller Änderungen, beispielsweise Zeit, ändern. Genau diese Koppelungen sind nämlich von der Demenz betroffen – was sich mit andauernder Zeit immer mehr erkennen lässt.

Dank der Arbeit der Forscher und der daraus resultierenden Methode kann nun bereits viel früher mit der Behandlung von Demenz begonnen werden.

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