Alle 16 Minuten erkrankt in der Schweiz jemand neu an Alzheimer oder einer anderen Demenz-Form. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit: Die Krankheit erkennen, bevor es zu spät ist.
Frühwarnzeichen des neurologischen Krankheitsbilds können Sprachschwierigkeiten, Orientierungslosigkeit und Vergesslichkeit sein. Das Problem: Diese Symptome werden auch von diversen anderen Krankheiten verursacht. Deshalb ist eine Früherkennung zentral.
Die Krankheit ist nicht heilbar, jedoch können die Symptome laut Experten durch medikamentöse und nicht-medikamentöse Massnahmen verbessert werden, wie der deutsche Arzt Jürgen Herzog gegenüber «Focus» angibt.
Ergebnis nach 60 Sekunden
Ein ungarisches Forscherteam unter der Leitung des Psychiaters János Kálmán hat einen auf künstlicher Intelligenz basierenden Sprachtest entwickelt, der bereits in 60 Sekunden Anzeichen von Demenz aufspüren kann. Der sogenannte Speech-Gap-Test (S-GAP-Test) analysiert dafür
- Sprechgeschwindigkeit
- Zögern beim Sprechen
- Dauer des Zögerns
- Anzahl der Sprechpausen
«Wir haben verschiedene Ansätze ausprobiert und sind schliesslich bei den zeitlichen Sprachparametern gelandet, weil diese weder kultur- noch bildungsabhängig sind. Das macht sie zuverlässiger», erklärt Kálmán gegenüber dem Ärzte-Portal Medscape.
Trainiert wurde die künstliche Intelligenz mit Stimmen von alten und dementen Personen. Schon eine Probe von nur einer Minute sei hierfür ausreichend. Der Test funktioniere sowohl auf Ungarisch als auch auf Deutsch und Englisch.
Test liefert erste Hinweise
Allein zur Diagnose reiche der Test allerdings noch nicht aus, warnt der Entwickler, und ersetze keineswegs eine ärztliche Diagnose. Der Test berechnet zu aller erst das Demenzrisiko und liefert Hinweise auf eine mögliche Erkrankung.
Nichtsdestotrotz kann ein solcher Test das Vorgehen der Hausärzte, bei einem Verdacht auf Demenz, vereinfachen. Die Mediziner können in einem nächsten Schritt, weiterführende Tests einleiten und die Patienten an Spezialisten überweisen.
Gesunder Lebensstil kann Erkrankung vorbeugen
Als Basistherapie für eine frühe Behandlung sind derzeit drei Wirkstoffe zugelassen. Darunter fallen einerseits Antidementiva, die kognitiven Einbussen entgegenwirken und andererseits Antidepressiva, die bei psychischen Erkrankungen Linderung schaffen. Zusätzlich können Neuroleptika beruhigend und antipsychotisch wirken.
Neue Medikamente wurden in den USA bereits im Rahmen einer grossangelegten Studie untersucht. Nicht-medikamentöse Behandlungsansätze dürfen ebenfalls nicht unterschätzt werden. Der Mediziner Herzog zu «Focus»: «Wir wissen, dass etwa 40 Prozent der Risikofaktoren, ob Menschen eine Demenz bekommen oder nicht, beeinflussbar sind. Einen grossen Anteil daran hat ein aktiver, gesunder Lebensstil.»