Ist das der Schlüssel, der dabei hilft, die Ursachen von Alzheimer zu enträtseln? Anfang März stellte die australische Technische Universität in Sydney (UTS) im Fachblatt «Environment International» eine neue Studie zu einem möglichen Zusammenhang zwischen Alzheimer und dem Schadstoff Magnetit vor. Magnetit wird oft mit Fahrzeugabgasen in Verbindung gebracht.
Trotz aller Forschungen zu der degenerativen Krankheit, die zu Gedächtnisverlust und tödlichem kognitivem Verfall führt, wissen Wissenschaftler immer noch nicht wirklich, was Alzheimer verursacht. Klar ist jedoch: Nur ein verschwindend geringer Prozentsatz der Menschen, die daran erkranken, bekommen die Krankheit vererbt.
So gefährlich ist Magnetit fürs Hirn
«Weniger als ein Prozent der Alzheimer-Fälle werden vererbt», weiss Cindy Gunawan, die an der UTS forscht, «deshalb ist es wahrscheinlich, dass die Umwelt und der Lebensstil eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der Krankheit spielen.»
Mehr Studien
Frühere Studien haben bereits gezeigt, dass das Leben in Gebieten mit hoher Umweltverschmutzung ein Risikofaktor für die Entwicklung von Alzheimer sein kann. Zudem war bereits bekannt, dass Magnetit häufig in grösseren Mengen im Hirn von Alzheimer-Kranken gefunden wurde.
Mit diesem Wissen begannen Gunawan und weitere Wissenschaftler der technischen Universität Sydney, der Universität von New South Wales und Singapurs Agentur für Wissenschaft, Technologie und Forschung zu untersuchen, welche Auswirkungen Luftverschmutzung auf das Gehirn von Mäusen und menschliche Neuronenzellen hat.
Die Wissenschaftler setzten die Mäuse über einen Zeitraum von vier Monaten Nanopartikeln aus Magnetit, Eisen und Dieselkohlenwasserstoffen aus. Dabei stellten sie fest, dass es in für Alzheimer prädisponierten Mäusen vermehrt zum Verlust des Kurzzeitgedächtnisses und Orientierungslosigkeit kam – für die Krankheit typische Symptome.
Magnetit fördert diese negativen Auswirkungen
Darüber hinaus fanden die Forscher auch heraus, dass sowohl die Mäuse als auch die menschlichen Neuronenzellen Entzündungen und Auswirkungen von oxidativem Stress zeigten, wenn sie Magnetit ausgesetzt wurden. Beides trägt zu Demenz bei.
Die Wissenschaftler sehen ihre Arbeit zu den Auswirkungen von Umweltverschmutzung auf kognitive Fähigkeiten noch lange nicht am Ende und wollen weiter zu Magnetit forschen. Denn: Das industrielle Nebenprodukt kann sich in Form von Nanopartikeln auch in Gehirnen von Menschen, die nicht an Alzheimer erkrankt sind, ablagern.
Einstiegspunkt für die Nanopartikel, die sich im Gehirn ablagern, ist laut Forschern in der Regel die Nase. Sind die Teilchen kleiner als 200 Nanometer, überwinden sie die Blut-Hirn-Schranke, die das Hirn eigentlich vor Schadstoffen schützt, und wandern entlang des Riechnervs bis zu unserem Denkorgan. Die Partikel entstehen unter Hitzeeinwirkung bei Verbrennungsprozessen und finden sich in grossen Mengen etwa in Fahrzeug-Katalysatoren oder in Schiffsschornsteinen.