«Pelosi hat Taiwan keinen grossen Dienst erwiesen»
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Blick-Redaktor Guido Felder:«Pelosi hat Taiwan keinen grossen Dienst erwiesen»

Nancy Pelosi provoziert China – bleibts ruhig oder kommts zur Invasion?
Diese Szenarien sind nun möglich

Nach dem Besuch von Nancy Pelosi (82) in Taiwan tobt China. Peking hat angekündigt, Taiwan deswegen militärisch in den Würgegriff zu nehmen. Blick zeigt sechs Szenarien auf, die nun eintreten könnten.
Publiziert: 03.08.2022 um 18:17 Uhr
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Aktualisiert: 03.08.2022 um 18:39 Uhr
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Die Liaoning ist der erste Flugzeugträger der Marine der Volksrepublik China. Er wurde von der Ukraine 1998 an China verkauft.
Foto: www.imago-images.de
Guido Felder

Die Zeichen zwischen China und Taiwan stehen auf Sturm. Nach dem Taiwan-Besuch von Nancy Pelosi (82), der Mehrheitsführerin im US-Repräsentantenhaus, fahren die Chinesen ihre Kriegsmaschinerie hoch. Peking will die Insel Taiwan umzingeln und militärische Übungen durchführen. Die Manöver werden kommerzielle Schifffahrtswege sowie taiwanesische Häfen vorübergehend blockieren.

Bis wie weit die Chinesen gehen werden, ist nicht bekannt. Wir zeigen hier mögliche Szenarien auf, die einzeln oder in Kombination auftreten können. Die Prozentzahl bedeutet die Wahrscheinlichkeit des Eintretens.

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Invasion – 5 %

Es steht auf dem Programm der Volksrepublik China, die «abtrünnige Provinz» Taiwan zurückzuholen. Die sogenannte «Wiedervereinigung» dürfte aber kaum wegen des Besuchs von Nancy Pelosi (82) geschehen. Dazu sagt China-Experte Ralph Weber (47) von der Uni Basel: «China zieht es vor, Taiwan selbstbestimmt und ohne grossen Krieg wieder an sich zu binden – sodass es weltweit akzeptiert würde.» Man rechnet damit, dass entsprechende Schritte frühestens in acht bis zehn Jahren vollzogen werden.

Drohgebärden – 100 %

Peking lässt die Muskeln spielen und hat ein «grossflächiges, wichtiges Militärmanöver» angekündigt. «Peking ist im Handlungszwang: Es muss seine Drohungen irgendwie umsetzen, um vor allem auch gegenüber dem chinesischen Volk glaubhaft zu bleiben», sagt Weber. Solche Drohungen gehörten zum Programm der chinesischen Regierung.

Handelskrieg – 20 %

Sowohl China als auch das viel kleinere Taiwan sind weltweit wichtige Player – Taiwan ist vor allem stark im Bereich von Halbleitern. Bereits hat China den Import von hundert taiwanischen Gütern verboten und den Export von Sand zur Herstellung von Mikrochips nach Taiwan gestoppt. Ralph Weber bezeichnet diese Embargos als «symbolische Aktionen».
«An einem wirklichen Handelskrieg hat niemand Interesse, da gerade die Chipindustrie zu stark ineinander verzahnt ist», sagt Weber.

Militärschlag – 20 %

Ralph Weber glaubt nicht, dass China Taiwan militärisch angreifen wird. «Die Chinesen werden mit ihren Drohungen zwar hart an die Grenzen gehen, um auszuloten, wie die Gegner reagieren.» Bei einem Erstschlag bestünde das Risiko, dass Taiwan zurückschlagen und ein offener Krieg ausbrechen würde. Weber: «An einem Krieg hat niemand Interesse.»

Cyberangriffe – 100 %

Angriffe auf taiwanische Rechner sind schon in vollem Gange. Kurz vor dem Besuch von Nancy Pelosi wurde die Webseite der taiwanischen Präsidentin Tsai Ing-wen (65) lahmgelegt. «Die Angriffe werden noch weitergehen, von chinesischer, aber etwa auch von russischer Seite», meint Weber.

Versöhnung – 1 %

Weder von chinesischer noch taiwanischer Seite gibt es Anzeichen dafür. Weber: «Es ist eher umgekehrt, denn für China ist die sogenannte Wiedervereinigung beschlossene Sache. Taiwan seinerseits will an seiner Demokratie festhalten.»

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