300'000 Russen will Wladimir Putin in den Ukraine-Krieg schicken. Doch die nötigen Ressourcen und Infrastrukturen dafür scheinen zu fehlen. Das zeigen zahlreiche Videos, die seit der Ankündigung der Teilmobilisierung vor knapp einer Woche im Netz kursieren.
Die Mobilisierten beklagen darin die schlechte Logistik und miserable Zustände in ihren Einheiten. In einem Video sind Soldaten in einem Raum zu sehen, die Anweisungen von einer Frau in Militäruniform erhalten. «Ihr werdet dort schlafen, wo es gerade möglich ist», sagt sie ihnen offen. Deshalb sollen die Männer ihre eigenen Schlafsäcke und Matten mitbringen. Auch Durchfall-Medikamente, Desinfektionsmittel und Venenstauer müssen sie selbst organisieren. «Es gibt keine Venenstauer mehr in den Apotheken», wirft ein Mann leise ein. «Dann plündert den Verbandkasten im Auto», rät sie.
Tampons für die Schusswunde
Dann fährt sie fort: «Männer, jetzt dürft ihr nicht lachen, aber bittet eure Frauen, euch Binden und Tampons zu organisieren. Wisst ihr, wofür ihr Tampons braucht? Bei einer Schusswunde steckt ihr den Tampon direkt rein», sagt sie und zeigt eine entsprechende Bewegung. Denn der Tampon quelle auf und drücke so auf die Seiten, erklärt sie. «Das weiss ich noch aus den Zeiten des Tschetschenien-Krieges», sagt sie. «Männer, bitte kümmert euch selbst um euch», sagt sie.
Berichten zufolge soll das Video aus Jelan in der Region Wolgograd, rund 400 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, stammen.
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Keine Betten in den Unterkünften
Eine andere Aufnahme aus der Region Samara – dort, wo die Schweizer Nati an der Fussball-WM 2018 logierte – zeigt mobilisierte Männer, die nach stundenlangem Warten auf eine Unterbringung am Waldrand Feuer machen, um sich etwas aufzuwärmen. «So eine tolle Mobilisation haben wir!», sagt der Mann hinter der Kamera ironisch. «Alle Leute frieren sich hier einen ab und müssen schon Feuer machen.»
Andere veröffentlichen Videos, die zeigen, dass es in ihren Baracken keine Betten gibt und die Menschen auf Bänken oder direkt auf dem Boden schlafen müssen. Andere berichten, dass sie mit rostigen Waffen ausgestattet und ohne jegliche Ausbildung an die Front geschickt werden.
«Uns wurde offiziell gesagt, dass es keine Vorbereitung vor dem Einsatz im Kampfgebiet gebe», sagt ein Mann in einem Video, das am Dienstag aufgetaucht ist. Weder Schiessübungen noch irgendwelche taktische Ausbildungen seien angedacht. «Am 29. September werden wir nach Cherson geschickt», sagt er sichtlich niedergeschlagen. (man)