Bereits im Januar hatte US-Präsident Joe Biden (80) der Ukraine die Abrams-Panzer zugesagt. Deutschland schickte daraufhin seine Leopard-2-Panzer, die seit Monaten von den Streitkräften in Kiew eingesetzt werden. Die US-Panzer liessen jedoch auf sich warten.
Ende September trafen die ersten Abrams-Panzer nach langem Warten in der Ukraine ein. Die restlichen 31 sollen nach Angaben des US-Militärs laut «Newsweek» am Montag eingetroffen sein. Oberst Martin O'Donnell, Sprecher des US-Militärs, sagte zum US-Radiosender Voice of America: «Wir haben unseren Teil der Abmachung eingehalten.»
Alle ukrainischen Kämpfer, die an den in den USA hergestellten Panzern ausgebildet worden sind, seien in die Ukraine zurückgekehrt. Die Panzer seien zusammen mit Munition und Ersatzteilen geliefert worden. Nun sei die Ukraine am Zug.
Panzer könnten «nicht den Unterschied machen»
«Für dieses Jahr scheint es zu spät zu sein, um bei den mühsamen Bemühungen der Ukraine im Süden und Osten des Landes wirklich etwas zu bewirken», sagte der ukrainische Abgeordnete Oleksiy Goncharenko (42) gegenüber «Newsweek». Auch wenn Kiew für die Spenden dankbar sei, könnten 31 Panzer «nicht den Unterschied machen».
Marina Miron, Postdoktorandin am Department of War Studies des King's College London, stimmt dem zu. Da die Ukraine nur über etwa zwei Panzerkompanien verfügt, müssen neue Nachschublinien für Munition und Ersatzteile geschaffen werden. Zudem muss sichergestellt werden, dass genügend Tankwagen für die ukrainischen Abrams-Bediener zur Verfügung stehen.
«Das schafft nicht nur Probleme für die Lieferkette, sondern bietet auch attraktive Ziele für russische Artillerie und Drohnen», so Miron.
Wetterbedingungen sorgen für weiteren Nachteil
Auch gewisse Eigenschaften der Abrams könnten sie nach Ansicht von Analysten für die Ukraine weniger geeignet machen. Zum Beispiel sind sie viel schwerer als ihre russischen Pendants und die Modelle, die die Ukraine bisher verwendet hat. Militärplaner müssen daher prüfen, ob die Brücken dem Gewicht standhalten können.
Ein weiterer Nachteil scheint der Zeitpunkt zu sein: Entlang der Frontlinie in der Ukraine beginnt gerade die berüchtigte Schlamm- und Winterzeit. Die schweren Abrams würden im Schlamm steckenbleiben, so Miron. Als «Gamechanger» sieht sie die Panzer nicht. Im Gegenteil: «Er bringt den ukrainischen Streitkräften mehr Probleme als Vorteile.»
Einsatz nur mit guter Planung
Wetter hin oder her: Die Ukraine wird weiterkämpfen. Bereits im September betonte Generalmajor Kyrylo Budanow (37), Chef des ukrainischen Militärgeheimdiensts: «Es ist schwieriger, zu kämpfen, wenn es kalt, nass und schlammig ist.» Dennoch werde der Kampf weitergehen und die Gegenoffensive fortgesetzt.
Wo die Abrams-Panzer zum Einsatz kommen werden, bleibt abzuwarten. «Ich denke, die Ukraine wird sich genau überlegen, wann und wo sie sie einsetzt», sagte O'Donnell vom US-Militär Anfang Woche. Das hatte Budanow bereits im vergangenen Monat eingeräumt: «Sie müssen in diesen Durchbruchsoperationen eingesetzt werden, aber sehr gut vorbereitet». (gs)