Russische Truppen haben eine Grossoffensive gestartet und fahren bei Awdijiwka gewaltiges Geschütz auf. Drei Bataillone mit rund 2000 Soldaten sind im Einsatz, Dutzende Panzer, Artillerie und Unterstützung von Kampfhelis – mit allen Kräften versuchen die Russen, die Stadt zu erobern.
Die ukrainischen Truppen konnten die Angriffe bisher abwehren und fügen der russischen Armee riesige Verluste zu. Fast 1000 Soldaten sollen in wenigen Tagen getötet worden sein, Videos zeigen, wie ganze Kolonnen von gepanzerten Fahrzeugen von den Verteidigern beschossen werden und in Flammen aufgehen. Die Invasoren verloren bereits über 40 Panzer.
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Koordinierte Angriffe eher selten
Das Ausmass der russischen Offensive überrascht. Sergii Tschechowski von der 59. Brigade sagt zur BBC: «Seit Beginn der Invasion hatten wir es nicht mehr mit einem so intensiven Angriff zu tun. Sie setzen mehrere Raketenwerfer, Artillerie, Panzer und Infanterie ein – alles zur gleichen Zeit.»
Dieses koordinierte Vorgehen der russischen Armee ist eher ungewöhnlich, schreibt das Institute for the Study of War. Sie schreckte vor solchen Angriffen, mit denen die ukrainischen Verteidigungslinien schnell durchbrochen werden sollen, bislang oft zurück, da zwischen den Truppenteilen oft die Koordination misslang.
Über den Frontverlauf gibt es unterschiedliche Angaben. Während russische Kriegsblogger über das Vorrücken einiger Verbände von mehreren hundert Metern berichten, widersprechen ukrainische Quellen diesen Angaben.
Wichtige Brücke für Logistik zerstört
Der Versuch der Russen, die ukrainischen Verteidiger zu überrollen, ist offensichtlich gescheitert. Zudem wurde laut der «Süddeutschen Zeitung» eine wichtige Brücke nordöstlich von Awdijiwka zerstört – sie war für die russische Logistik immens wichtig.
Es dürfte sich dabei um die verlustreichste Schlacht der russischen Armee handeln. Artillerie, Minen und panzerbrechende Waffen der Ukrainer schalten einen Kampf- oder Schützenpanzer nach dem anderen aus.
Ziel des russischen Grossangriffs war offenbar auch, die Ukraine dazu zu bringen, Verbände aus der Gegend von Bachmut nach Awdijiwka zu verlegen, um den Druck der ukrainischen Truppen dort zu vermindern.
«Unsere Verteidiger halten tapfer die Stellung»
Noch gehen die Angriffe der Russen unvermindert weiter – unter anderem auch mit gefürchteten Phosphorbomben. «Unsere Verteidiger halten tapfer die Stellung», teilte der ukrainische Generalstab am Donnerstagabend in seinem Lagebericht mit. Sieben russische Attacken auf die Kleinstadt und sieben weitere auf Ortschaften in der Nähe seien abgewehrt worden, schrieb die Militärführung in Kiew.
Awdijiwka liegt in unmittelbarer Nähe der bereits seit 2014 von prorussischen Kräften kontrollierten Grossstadt Donezk. Die stark ausgebaute Festung ist seit Monaten umkämpft. Ziel der seit zwei Tagen aber noch einmal verstärkten russischen Offensive ist es offenbar, Awdijiwka von der Versorgung abzuschneiden und die dort stationierten ukrainischen Truppen einzukesseln.