Michail Gorbatschow (†91), der ehemalige Präsident der Sowjetunion, ist am Dienstag verstorben. Der Tod des Spitzenpolitikers bewegte die Welt und wirft die Frage auf: Was passiert, wenn der aktuelle Kremlchef Wladimir Putin (69) nicht mehr unter den Lebenden weilt?
Eine Antwort darauf hat der russische Ökonom und frühere Kremlberater Sergej Gurijew (50) gefunden, wie er gegenüber dem Sender CNBC erklärt. Im Gespräch betont er, dass es äusserst schwierig sei, vorherzusagen, was geschehen werde. Er ist sich aber sicher, dass das jetzige politische System in Russland zusammenbrechen würde, wenn ein neuer Präsident die Zügel in die Hand nimmt.
«Niemand kann Putin ersetzen»
«Regime wie dieses ändern sich auf sehr unvorhersehbare Weise», so Gurijew. «Es ist sehr schwer vorherzusagen, was nach Putin kommen wird. Der Grund dafür ist, dass Putin sein Regime so aufgebaut hat, dass ihn niemand ersetzen kann. Er hat das Regime so aufgebaut, dass das System ohne ihn nicht funktionieren wird. Die Menschen um ihn herum vertrauen einander nicht, manchmal hassen sie sich sogar, und wenn er weg ist, wird sich das System irgendwie ändern», sagte er.
Auch Brian Carlson (44), Leiter des Global Security Team des Thinktanks am Center for Security Studies (CSS), erklärte gegenüber Blick im August: «Er ist nur an seinem persönlichen Erfolg interessiert. Er ist fast 70 Jahre alt und offenbar nicht bei guter Gesundheit und nur an der restlichen Zeit an der Macht interessiert.» Um den aktuellen Kurs Russlands zu ändern, müsste ein grosses Umdenken in der Führung stattfinden. «Aber nicht, solange Putin da ist.»
Zu Beginn einer neuen Amtszeit werde wohl «eine Art ultranationalistischer Typ» oder sogar eine Militärjunta das Zepter in die Hand nehmen, so Gurijew. Doch früher oder später werde das System endgültig zusammenbrechen. «Es könnte Monate dauern, es könnte mehrere Jahre dauern, es könnte Nordkorea auf Steroiden sein, wer weiss? Es könnte aber auch eine Situation eintreten, in der das System zusammenbricht und jemand, der die Wirtschaft wieder aufbauen will, sich an den Westen wendet», fügte er hinzu.
Ist Putin tatsächlich krank?
Putin hat im vergangenen Jahr ein Gesetz unterzeichnet, das ihm den Weg für eine weitere zweimalige Kandidatur in seinem Leben ebnen könnte. Ob dies aber tatsächlich Wirklichkeit wird, sei dahingestellt. Das behauptete zumindest Christopher Steele (57) im Mai. Der Brite leitete drei Jahre lang die Russland-Abteilung des britischen Geheimdiensts.
Dass der Kriegsführer definitiv krank sei, daran hat der britische Geheimagent keinen Zweifel. «Es ist klar, dass er ernsthaft krank ist – inwieweit unheilbar, ist unklar, wir können uns nicht ganz sicher sein.» An welcher Krankheit Wladimir Putin genau leidet, weiss aber auch der britische Agent nicht. Es gibt Berichte darüber, dass der Kremlchef Krebs hat und sich einer Chemotherapie und Steroidbehandlung unterziehen muss. (chs)