Er war Kommandant der berüchtigten Söldner-Gruppe Wagner, die für Wladimir Putin (70) in den Krieg zieht. Jetzt ist er aus Russland geflüchtet. Sein Ziel: Norwegen. Sein Name: Andrej Medwedew.
Wie die norwegische Zeitung «Verdens Gang» berichtet, ist am Freitag ein Mann nahe der russischen Grenze festgenommen worden. Er werde verdächtigt, die norwegisch-russische Grenze illegal überschritten zu haben, teilte die lokale Polizeibehörde mit.
Medwedew fürchtet Prigoschins Rache
Der Anwalt von Andrej Medwedew bestätigte gegenüber «Verdens Gang», dass es sich beim Festgenommenen um den ehemaligen Wagner-Kommandanten handelt. Nun habe Medwedew Asyl beantragt und befinde sich im üblichen Verfahren. Den Verhältnissen entsprechend gehe es dem Ex-Söldner gut.
Die Wagner-Gruppe kämpft unter der Führung von Jewgeni Prigoschin (61) Seite an Seite mit Putins Truppen. Zuletzt spielten die Söldner eine entscheidende Rolle bei der Eroberung der ukrainischen Stadt Soledar.
Jetzt will Medwedew gegen seinen Ex-Chef Prigoschin aussagen, berichtet die russische Menschenrechtsorganisation Gulagu.net, die kürzlich ein Interview mit Medwedew veröffentlicht hat. Im Gespräch erzählt er von seiner Flucht: Bei der russischen Siedlung Nikel im Nordwesten des Landes habe er die Grenze überschritten. Dabei sei er von Hunden und Männern des russischen Geheimdiensts FSB verfolgt worden. Man habe versucht, auf ihn zu schiessen, sagt Medwedew.
Laut Gulagu.net ist Medwedew seit Kriegsbeginn der erste Ex-Kommandant der Wagner-Gruppe, der nach Europa floh und sich bereit erklärt hat, gegen Prigoschin auszusagen. Medwedew habe kurz nach Ablauf seines Vertrags die Stellung der Wagner-Söldner verlassen. Kurz nach seiner Flucht habe Prigoschin die Festnahme Medwedews angeordnet – ohne Erfolg. Derzeit soll sich Medwedew in Oslo in einem Zentrum für straffällige Migranten befinden.
Während seiner Zeit als Wagner-Söldner habe Medwedew mehrere Hinrichtungen von Dienstverweigerern beobachtet. Er weiss, wie brutal Prigoschins Söldner vorgehen. Nun befürchtet er, dass ihm das gleiche Schicksal droht. (bab)