Auf einen Blick
- Prozess in Avignon: Verteidigung weist Manipulationsvorwürfe zurück
- Hauptangeklagter Dominique P. gestand Taten
- Staatsanwaltschaft fordert 20 Jahre Haft
Im Prozess um hundertfache Vergewaltigung in Südfrankreich hat die Verteidigung des Hauptangeklagten das Bild des damaligen Ehemanns als grossen Manipulator zurückgewiesen.
«Alle stehen unter seinem Einfluss?», fragte Béatrice Zavarro über die 50 Mitangeklagten. «War P. bedrohlich? Nein. Gewaltvoll? Nein. Beleidigend? Nein. War die Tür abgeschlossen? Nein», führte die Anwältin von Dominique P.* (72) aus.
Dem Senior wird vorgeworfen, seine damalige Frau Gisèle (72) über fast zehn Jahre lang immer wieder mit Medikamenten betäubt und missbraucht und sie von fremden Männern vergewaltigen lassen zu haben. Er gestand die Taten vor Gericht. Gisèle P. geht davon aus, etwa 200 Mal vergewaltigt worden zu sein. Die Ermittler vermuten etwa ein Dutzend weitere Täter, die nicht identifiziert werden konnten.
Welche Rolle spielten die Mitangeklagten?
Im seit September laufenden Mammutverfahren hatten immer wieder Mitangeklagte versucht, Dominique P. als Angstfigur und Manipulator darzustellen. Einige gaben auch an, möglicherweise selbst von dem Mann unter Drogen gesetzt worden zu sein.
Zavarro erwiderte mit Blick auf zwei Männer, die vor Gericht aussagten, mit P. zwar in Kontakt gestanden, seinen Vorschlag zur Vergewaltigung aber abgelehnt zu haben: «Wenn er so manipulativ wäre, hätten diese zwei wie die anderen nicht widerstehen können.»
Die Verteidigerin zog die Mitangeklagten zur Verantwortung. «Muss das Wort Vergewaltigung verwendet werden, um zu verstehen, dass diese Frau bewusstlos ist und schläft?»
Wann das Urteil gefällt wird
Die Staatsanwaltschaft hatte 20 Jahre Haft für P. gefordert, die Höchststrafe bei schwerer Vergewaltigung. Es habe für ihn keine Grenzen gegeben. Man müsse zudem seine Aufrichtigkeit infrage stellen.
Nach dem Plädoyer für Dominique P. folgen etwa zwei Wochen lang die Forderungen der Verteidiger der 50 weiteren Angeklagten. Sein Urteil will das Gericht kurz vor Weihnachten sprechen.
* Name bekannt