Massenvergewaltigungsprozess in Avignon – Gisèle P. spricht im Zeugenstand ihren Ex-Mann (72) an
«Du warst ein fürsorglicher Ehemann, ich habe nie an dir gezweifelt»

Gisèle P. hat am Mittwoch im Massenvergewaltigungsprozess ausgesagt. Sie reagierte auf die Beweise und Zeugenaussagen, die bisher im Prozess vorgelegt wurden. An einer Stelle brach ihr die Stimme weg.
Publiziert: 23.10.2024 um 14:27 Uhr
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Gisèle P. hat am Mittwoch im Zeugenstand ausgesagt.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Gisèle P. fordert öffentliche Prozesse für Vergewaltigungsopfer
  • Ihr Ex-Mann betäubte sie und bot sie Männern an
  • Zehn Jahre lang verheimlichte er die Taten
  • Dominique P. ist geständig
  • Die meisten Vergewaltigungen wurden gefilmt
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Marian NadlerRedaktor News

Der Fall Gisèle P.* (72) schockierte ganz Frankreich. Ihr Ex-Mann betäubte sie und bot sie Dutzenden Männern zum Sex an. Am Mittwoch sagte P. erstmals im Zeugenstand aus. Die BBC hat den Prozesstag protokolliert.

Sie sagte vor dem Gericht in Avignon, sie wolle, dass vergewaltigte Frauen wüssten, dass «es nicht an uns ist, uns zu schämen – es ist an ihnen». Sie forderte einen öffentlichen Prozess und die Vorführung der Videos der mutmasslichen Vergewaltigungen.

P. betrat den Zeugenstand, nachdem ihre Anwälte sie gebeten hatten, auf die Beweise und Zeugenaussagen zu reagieren, die bisher im Prozess vorgelegt wurden. «Ein Vergewaltiger ist nicht nur jemand, dem man spät in der Nacht auf einem dunklen Parkplatz begegnet. Man kann ihn auch in der Familie finden, im Freundeskreis», sagte sie. 

Sie sei «völlig zerstört» und müsse sich wieder aufbauen. «Ich weiss nicht, ob mein ganzes Leben ausreichen wird, um es zu verstehen.»

Horror-Taten zehn Jahre lang verheimlicht

Das Opfer sprach ihren Ex-Mann (72) mit «Herrn P.» an und bemerkte: «Du warst ein fürsorglicher, aufmerksamer Ehemann und ich habe nie an dir gezweifelt. Wir haben gemeinsam gelacht und geweint.» Dann brach ihr die Stimme weg.

Gisèle P.* litt unter gesundheitlichen Problemen, von denen sich später herausstellte, dass sie mit den Taten und den verabreichten Medikamenten zusammenhingen. «Ich versuche, zu verstehen, wie dieser Mann, der für mich perfekt war, das tun konnte. Wie konnte er mich zu diesem Zeitpunkt betrogen haben? Wie konnte er diese Fremden in mein Schlafzimmer lassen?», fragte sie sich. 

«Du hast die dunkelsten Tiefen der menschlichen Natur gewählt. Du bist derjenige, der diese Wahl getroffen hat», sagte sie an ihren Ex-Mann gewandt. Die meisten der Vergewaltigungen wurden gefilmt. 

Dominique P.* hat zugegeben, im Internet Männer angeworben zu haben, um seine Frau zu vergewaltigen, während sie unter dem Einfluss starker Beruhigungsmittel und Schlaftabletten stand. Zehn Jahre lang verheimlichte er ihr die Horror-Taten.

* Namen bekannt 

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