Auf einen Blick
- Prozess gegen Serienvergewaltiger: Sohn fordert angemessene Bestrafung für Vater
- Dominique Pelicot betäubte und vergewaltigte seine Frau mit Fremden
- 50 Männer angeklagt, 92 Fälle identifiziert, Urteil bis 20. Dezember erwartet
Er betäubte seine Frau (72) mit Schlafmitteln, liess sie von Dutzenden Internetbekanntschaften vergewaltigen und fotografierte sie dabei mehrfach. Der Monster-Prozess von Avignon (F) beherrschte monatelang die weltweiten Schlagzeilen. Die Angeklagten: Dominique Pelicot (71) und 50 weitere Männer. Tapfer schilderte die Französin Gisèle Pelicot vor Gericht ihren zehnjährigen Horror. Nun, kurz vor Ende des Prozesses, haben die beiden Söhne des Teufels von Avignon ausgesagt.
«Ich habe das Gefühl, dass meine ganze Kindheit verschwunden ist», fasste David Pelicot (50) seine Emotionen im Zeugenstand zusammen. Es habe eine Zeit gegeben, in der er seinen Vater geliebt habe. Sie hätten die Leidenschaft zum Kino miteinander geteilt und viele Dinge unternommen. Er habe Werte und Rückgrat von ihm vermittelt bekommen. Jetzt sei jedoch alles anders.
Erlitt Tochter Caroline dasselbe Schicksal?
Zu den Taten sagt er: «Du warst der Teufel selbst. Wie konntest du so etwas tun?» Dann kam er auf seine Schwester Caroline (45) zu sprechen. Auch sie sei Opfer des Serienvergewaltigers geworden. Konkret: Dominique Pelicot fotografierte seine eigene Tochter schlafend und nur mit Unterwäsche bekleidet. Danach erstellte er eine Art Porno-Montage von ihr und publizierte diese in den sozialen Netzwerken. David richtet sich ungläubig an seinen Vater: «Wenn du noch ein wenig Menschlichkeit in dir hast, sag die Wahrheit über die Taten, die du gegen meine Schwester, die jeden Tag leidet, begangen hast.» David Pelicot vermutet, dass sein Vater Schwester Caroline dasselbe angetan hat, wie seiner Mutter. Beweise darüber liegen keine vor.
Zum Schluss forderte der 50-Jährige eine angemessene Bestrafung für seinen Vater und die 50 Mitangeklagten. «Ich hoffe, dass die Urteile, die Sie fällen, dem Ausmass unseres Leidens entsprechen», appellierte er an die Richter. «Dieser Mann muss für seine Grausamkeiten bestraft werden.»
Vergewaltigungsopfer Gisèle Pelicot: «Ich werde mich wieder aufbauen»
Nach David äusserte sich auch sein jüngerer Bruder Florian (38). Er stellte seinem Vater die Frage: «Warum hast du das getan?» Danach schilderte er, wie ihn die Verhaltensweisen seines Vaters stutzig machten und wie er dem Rentner nach und nach auf die Schliche kam. Als er am Computer Unterlagen für seine Kinder ausdrucken wollte, sei sein Vater nervös geworden. Er habe mehrere Ordner mit Frauen-Namen auf dem Rechner entdeckt, so der 38-Jährige. Mutmasslich enthielten diese pornografisches Material.
Mit der Befragung der Angehörigen ging der Prozess in Avignon in die Schlussphase. Gisèle Pelicot hatte darauf bestanden, dass dies öffentlich geschieht, «damit die Scham die Seite wechselt». Am Dienstagmorgen schilderte die Seniorin, wie die vergangenen Jahre ihr Leben verändert haben. «Ich glaube nicht, dass ich bis an mein Lebensende jemals Frieden finden werde. Ich werde lernen, damit zu leben. Ich werde mich wieder aufbauen. Aber es wird immer 51 Menschen geben, die mich beschmutzt haben. Und damit werde ich für den Rest meines Lebens leben müssen», sagt sie. Zum Prozess sagte sie im Schlusswort: «Das war der Prozess der Feigheit.» Sie habe Dinge gehört, die nicht akzeptabel seien.
Das Urteil gegen Dominique Pelicot wird im Dezember erwartet.