Auf einen Blick
- Dominique Pelicot betäubte und vergewaltigte über Jahre seine Frau
- 50 Mitangeklagte identifiziert, Urteil bis 20. Dezember erwartet
- Sohn fordert angemessene Bestrafung
- Pelicot soll Enkel zu Doktorspielen aufgefordert haben
Im Prozess gegen den geständigen französischen Serienvergewaltiger Dominique Pelicot hat dessen ältester Sohn eine angemessene Bestrafung seines Vaters und der 50 Mitangeklagten gefordert.
«Ich hoffe, dass die Urteile, die Sie fällen, dem Ausmass unseres Leidens entsprechen», sagte David Pelicot an die Adresse der Richter gewandt am Montag vor Gericht in Avignon. «Ich hoffe, dass dieser Mann für die Grausamkeiten bestraft wird, die er meiner Mutter angetan hat.»
Es gehe um die ganze Familie
David Pelicot schilderte vor Gericht, wie die Familie davon erfuhr, dass sein Vater seit Jahren seine damalige Frau Gisèle mit Schlafmitteln betäubte und gemeinsam mit Fremden vergewaltigte, die er in Internetforen kontaktiert hatte.
In dem Prozess gehe es «um eine ganze Familie, die vollständig vernichtet wurde», sagte der 50-Jährige. Er hoffe, dass es seiner Familie irgendwann gelingen werde, «diesen Mann aus unseren Köpfen zu löschen, der hier zu meiner Linken sitzt», sagte er mit Blick auf seinen Vater, den er während seiner Aussage nur als «diesen Herrn» bezeichnete.
Doktorspiele mit dem Enkel
Der 50-Jährige wandte sich auch direkt an seinen Vater: «Wenn du noch einen Rest von Anstand hast, dann will ich, dass du die Wahrheit darüber sagst, was du meiner Schwester angetan hast», sagte er mit Blick auf Vorwürfe seiner Schwester Caroline gegen den Vater, wonach dieser sie ebenfalls betäubt und vergewaltigt habe. «Und auch meinem Sohn», fügte David Pelicot hinzu. Dominique Pelicot soll seinen Enkel zu «Doktorspielen» aufgefordert haben.
Der Prozess gegen den 72 Jahre alten Pelicot ging mit der Befragung der Familienangehörigen und der Anhörung der vier letzten Angeklagten am Montag in die Schlussphase. Dominique Pelicot hat gestanden, seine Frau zwischen 2011 und 2020 immer wieder mit Schlafmitteln betäubt und vergewaltigt zu haben. In mindestens 92 Fällen waren auch fremde Männer beteiligt, 50 von ihnen konnten identifiziert werden und sind mitangeklagt.
Urteil bis 20. Dezember erwartet
Bei Pelicot fanden sich zahlreiche Fotos und Videos der Taten, einige wurden vor Gericht gezeigt. Das Vergewaltigungsopfer Gisèle Pelicot hatte darauf bestanden, dass dies öffentlich geschieht, «damit die Scham die Seite wechselt», wie sie betonte. Die 71-Jährige wird in Frankreich für ihren Mut gefeiert.
Von Mittwoch an werden die Anwälte der Nebenklage ihre Plädoyers halten, anschliessend ist die Staatsanwaltschaft dran. Für die Plädoyers der 51 Angeklagten sind drei Wochen eingeplant. Das Urteil soll spätestens am 20. Dezember fallen.