Eine gute Nachricht, die sich als schlecht herausstellt
Wichtigster Gletscher in Grönland wächst wieder

Der Jakobshavn-Gletscher ist in den vergangenen zwei Jahren wieder gewachsen. Warum dies laut einem Klimawissenschaftler eine schlechte Nachricht ist.
Publiziert: 26.03.2019 um 12:18 Uhr
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Aktualisiert: 27.03.2019 um 10:51 Uhr
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Der Jakobshavn-Gletscher zog sich noch 2012 um jährlich knapp drei Kilometern zurück und wurde 40 Meter dünner. Doch jetzt die Kehrtwende: In den vergangenen zwei Jahren wuchs der Gletscher wieder – in etwa derselben Geschwindigkeit, wie er zuvor schrumpfte.
Foto: AP

In den vergangenen Jahren liest man immer wieder beängstigende Studien zu den schmelzenden Gletschern unserer Erde. Ein Drama in den Bergen, das sich in Zeitlupe abspielt: Gletscher, die über Jahrhunderte die hochalpine Landschaft prägten, verschwinden. 

«Die Gletscherschmelze schreitet schneller voran als angenommen – Glaziologen gehen inzwischen vom Worst-Case-Szenario aus», sagte Gletscherexperte David Volken im vergangenen Juli zu BLICK. Seine Prognose: Manche Eismeere werden bis 2050 ganz verschwinden. Selbst vom Grossen Aletschgletscher dürfte bis Ende des Jahrhunderts nicht mehr viel übrig sein.

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Doch jetzt gibt es endlich mal wieder, auf den ersten Blick, erfreuliche Neuigkeiten. Ein grosser Gletscher in Grönland, der einer der am schnellsten schrumpfenden Eis- und Schneemassen der Welt war, wächst wieder. Dies fand eine Studie der Nasa heraus, berichtet der «Boston Globe».

Jakobshavn-Gletscher ist der König Grönlands

Der Jakobshavn-Gletscher zog sich noch 2012 um jährlich knapp drei Kilometer zurück und wurde 40 Meter dünner. Doch jetzt die Kehrtwende: In den vergangenen zwei Jahren wuchs der Gletscher wieder – in etwa derselben Geschwindigkeit, wie er zuvor schrumpfte. 

«Das war eine Überraschung. Wir haben uns irgendwie an dasselbe Bild gewöhnt», sagte Grönlands Eis- und Klimawissenschaftlers Jason Box gegenüber der Zeitung. Wie die Studienautoren hält auch er diese Entwicklung für vorübergehend. Die gute Nachricht sei, dass wir erinnert werden, dass es nicht unbedingt so schnell gehen müsse wie prognostiziert. 

Das Wachstum des Jakobshavn sei deshalb so wichtig, weil er der wichtigste Gletscher Grönlands ist. Er führe das meiste Eis der nördlichen Hemisphäre ab, so Jason Box. «Für ganz Grönland ist der Jakobshavn der König der Gletscher». 

Meerestemperatur spielt eine grössere Rolle als angenommen

Eine natürliche zyklische Abkühlung des Nordatlantikwassers hat wahrscheinlich dazu geführt, dass der Gletscher seinen Kurs geändert hat, sagte Studienleiter und Nasa-Gletscherforscher Ala Khazendar. Das Wasser in der Disko Bay, wo der Jakobshavn-Gletscher auf den Ozean trifft, sei etwa 3,6 Grad kühler als vor einigen Jahren. 

Auf lange Sicht sei dies eine schlechte Nachricht, sagt Klimawissenschaftler Josh Willis, Co-Autor der Studie. Denn die Ergebnisse zeigen auf, dass die Meerestemperatur ein grösserer Faktor bei Gletscherrückgängen und -fortschritten sei als bisher angenommen. «Im Laufe der Jahrzehnte wird sich das Wasser durch den vom Menschen verursachten Klimawandel erwärmen», sagt Willis.

Und somit – nach Logik des Klimawissenschaftlers – dürften die Gletscher auch rasanter zurückgehen als bisher angenommen. (nim)

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