An Pipeline Nord Stream 1
Fackelt Gazprom mit Absicht Gas ab?

Russland hat die Gas-Liefermenge nach Deutschland reduziert. Das restliche Gas kann offenbar nicht an andere Kunden verkauft werden – und wird nun vernichtet.
Publiziert: 05.08.2022 um 12:28 Uhr
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Aktualisiert: 05.08.2022 um 15:52 Uhr
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Das Energiekonzern Gazprom soll gezielt für Deutschland bestimmtes Gas verbrennen.
Foto: keystone-sda.ch

Der Gasstreit geht in die nächste Runde. Seit einiger Zeit liefert Russland deutlich weniger Gas nach Deutschland. Der Energiekonzern Gazprom hat die Liefermenge auf 20 Prozent des möglichen Umfangs reduziert.

Wie die «Welt» nun berichtet, soll das Gas, das eigentlich nach Deutschland sollte und nicht vollständig an andere Kunden verkauft werden kann, nun verbrannt werden.

An der Verdichterstation Portowaja, in der Nähe der finnischen Grenze und knapp 200 Kilometer von Sankt Petersburg entfernt, seien nämlich grosse Feuer zu sehen. Dort befindet sich der Startpunkt von Nord Stream 1. Das russische Gas wird hier komprimiert, in die Pipeline gepresst und soll dann bis Lubmin (D) fliessen.

Flammen von Finnland aus zu sehen

Das finnische TV-Sender Yle veröffentlichte am Mittwoch Aufnahmen auf Twitter, die von der finnischen Seite aufgenommen wurden.

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Zu sehen war eine grosse Flamme, die über Portowaja gelodert haben soll. Das Feuer sei demnach so gross gewesen, dass man es über die Landesgrenze hinweg gesehen habe. Die Echtheit der Aufnahme lässt sich nicht überprüfen.

Daten der Nasa zeigen jedoch ebenfalls, dass seit dem 17. Juni immer wieder grössere Feuer auf dem Gelände der Nord-Stream-1-Station ausbrachen. Genau dann wurden die Liefermengen nach Deutschland reduziert. Seither waren immer wieder weitere Feuer zu sehen und sie sind bis heute nie ganz erloschen. Berichten zufolge seien die Flammen durch das Abfackeln von Erdgas an der Kompressorstation verursacht worden.

Scholz glaubt nicht an technische Probleme

Olaf Scholz (64) sieht hinter der Drosselung ein politisches Kalkül. «Die Nichteinhaltung der Lieferverträge hat keine technischen Gründe», sagte der deutsche Kanzler am Mittwoch bei einem Besuch bei Siemens Energy in Mülheim an der Ruhr. Dort hatte er sich eine zur Auslieferung an Russland bereitstehende Turbine für die Pipeline Nord Stream 1 angeschaut.

Mit dem Fehlen dieser Turbine, die in Kanada gewartet worden war, hat Gazprom die Reduzierung der Gas-Liefermenge begründet. Die Turbine «kann jederzeit eingebaut und eingesetzt werden», betonte jedoch Scholz. Was von russischer Seite dagegen vorgebracht werde, sei «nicht auf einer Faktenbasis nachvollziehbar». Zudem gebe es auch abgesehen von Nord Stream 1 Kapazitäten, Gas über Pipelines durch Belarus oder die Ukraine zu liefern.

Auch der Vorstandschef von Siemens Energy, Christian Bruch, stellte anlässlich des Besuchs von Scholz mit Blick auf die Reduzierung der Gaslieferungen klar: «Technisch können wir es aus unserer Sicht nicht nachvollziehen.» Was die Turbine angehe, so fehle für deren Lieferung nach Russland lediglich eine Anforderung durch Gazprom.

Russland sieht Schuld bei Siemens Energy

Russland dagegen beklagt, dass die Turbine aus Kanada ohne Absprache und entgegen dem Vertrag nach Deutschland und nicht nach Russland gebracht worden war. Nicht Gazprom sei verantwortlich für die Lage, sondern Siemens Energy, sagte der Vize-Chef des Staatskonzerns, Witali Markelow.

Je schneller das Unternehmen seine vertraglichen Pflichten erfülle, desto eher normalisiere sich die Situation mit den Lieferungen für den europäischen Markt. Zudem könne Russland die reparierte Turbine nur annehmen, wenn es Garantien von der EU und von Grossbritannien über die Nichtanwendung der westlichen Sanktionen gebe.

Gazprom hatte seinem Vertragspartner Siemens Energy wiederholt vorgeworfen, nicht die nötigen Dokumente und Informationen zur Reparatur der Maschine übermittelt zu haben. Siemens Energy wies die Vorwürfe von Gazprom zurück. (man)

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