Nord Stream 1 stillgelegt!
Es fliesst kein bisschen Gas mehr

Die wichtigste Verbindung für russisches Erdgas ist gekappt. Grund dafür sind jährlich wiederkehrende Wartungsarbeiten an der Ostseepipeline Nord Stream 1. Die grosse Frage: Macht Putin den Gas-Hahn überhaupt wieder auf?
Publiziert: 11.07.2022 um 09:11 Uhr
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Aktualisiert: 11.07.2022 um 18:22 Uhr
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Zehn Tage lang fliesst hier kein Gas mehr durch.
Foto: AFP

Seit 6 Uhr am Montagmorgen geht der Gasfluss in der Pipeline Nordstream 1 langsam aber sicher zurück. In wenigen Stunden kommt der Transport vollkommen zum Erliegen. Beim Unterbruch handelt es sich nicht um eine Willkür Wladimir Putins (69), sondern um Wartungsarbeiten, die der Betreiber bereits vor längerer Zeit angekündigt hatte.

Ganz ohne Bange ist es Europa dabei aber nicht: Der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (52) hat akute Bedenken geäussert, dass Russland den Gashahn auch nach Abschluss der Wartung nicht mehr aufdrehen könnte. Wie die Betreibergesellschaft Nord Stream AG mitteilte, sollen die Arbeiten bis zum 21. Juli dauern. In dieser Zeit werde kein Gas nach Deutschland befördert.

Schweiz bezieht viel Gas von Deutschland

Das russische Staatsunternehmen Gazprom hatte im Juni bereits die Liefermenge durch die mehr als 1200 Kilometer lange Pipeline von Russland nach Mecklenburg-Vorpommern deutlich gedrosselt – und das auch mit dem Fehlen einer Turbine begründet. Derzeit wird die Leitung laut der deutschen Bundesnetzagentur nur zu etwa 40 Prozent ausgelastet.

Auch russische Gaslieferungen über andere Leitungen nach Deutschland waren zuletzt zurückgegangen. Gleichzeitig erhalten mehrere europäische Staaten bereits kein Gas mehr aus Russland. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine Ende Februar gilt die Versorgung Europas mit Gas aus Russland als gefährdet. Deutschland wird noch beliefert. Die Schweiz bezieht ihr Gas zu grossen Teilen über Deutschland und ist indirekt ebenfalls vom zwischenzeitlichen Gas-Stopp betroffen. Allerdings helfen Gas-Lager aus.

Das Gas fliesst auch weiter über die Ukraine weiter nach Europa. Am Montag können nach Angaben des Betreibers des ukrainischen Gastransitnetzes 41,1 Millionen Kubikmeter Gas durchgeleitet werden. Der Umfang entspricht etwa dem der vergangenen Tage. Maximal könnten laut Vertrag 109,6 Millionen Kubikmeter Gas transportiert werden. Allerdings ist die Durchleitungsmenge auch abhängig von den Bestellungen.

An der Pipeline selbst wird nicht gearbeitet

Laut Bundesnetzagentur finden die Arbeiten an der Nordstream 1 nicht direkt an der Leitung, sondern an den Verdichterstationen, etwa in Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern) statt. Die Arbeiten sollten unter normalen Umständen im geplanten Zeitraum fertiggestellt werden können, hiess es von der Behörde. In dieser Zeit versorgt sich Europa mithilfe von Reservelagern.

Angesetzt wurde die Dauer der Abschaltung von Nord Stream 1 vom Betreiber auf zehn Tage. Die Rede ist von einer Überprüfung und gegebenenfalls Instandsetzung oder Kalibrierung etwa der Stromversorgung, des Brand- und Gasschutzes sowie bestimmter Ventile. Auch Software-Updates würden vorgenommen. Die Offshore-Pipelines blieben weiter unter Druck.

Auch Gasfluss nach Italien gedrosselt

Russland hat die Gaslieferungen nach Italien um etwa ein Drittel reduziert. Das habe der russische Staatskonzern Gazprom mitgeteilt, schrieb der teilstaatliche Energieversorger Italiens Eni am Montag. Statt wie gewohnt 32 Millionen Kubikmetern je Tag würden am Montag voraussichtlich 21 Millionen Kubikmeter je Tag geliefert. Sollte es zu «neuen und deutlichen Veränderungen» kommen, wollte Eni weitere Informationen bereitstellen. (SDA/gif)

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