Die Schweiz, eine Gasproduzentin? Wäre möglich, meint Patrick Lahusen (77), einer, der den Schweizer Boden kennt wie kaum ein anderer. «Unter der Schweiz hat es genug Gas, damit wir uns selbst versorgen können», sagt Lahusen am Montag im Blick.
Nur: Allein die Gasvorkommen in Schweizer Böden machen noch keine Wohnung warm. Irgendwer muss das ganze Gas noch aus der Tiefe holen. Und genau da liegt der Haken beim Traum, sich von russischem Gas unabhängig zu machen. «Es gibt keine Gasindustrie in der Schweiz, nur wenig Know-how und kaum entsprechende Infrastruktur», sagt Geologe und Geothermie-Experte Roland Wyss (65).
Ohne Fracking, kein Schweizer Gas
«Bis zur Produktion von nennenswerten Mengen geht es mindestens ein Jahrzehnt», erklärt Wyss weiter. Zuerst müssten sowieso der politische Wille und investitionsfreudige Firmen da sein sowie Fracking-Verbote aufgehoben werden. Beim Fracking wird unter grossem Aufwand das Lagergestein aufgebrochen, damit Gasvorkommen überhaupt ausgebeutet werden können. «Und ohne Fracking wäre der Gasvorrat in Schweizer Böden sehr limitiert», sagt Wyss.
Realistisch gerechnet, schriebe man bis zur ersten Schweizer Gasproduktion das Jahr 2040. Spätestens zehn Jahre später will der Bund aber klimaneutral sein. Kaum denkbar, dass eine landeseigene Erdgasförderung da ins politische Gesamtkonzept passt.
Gefahr wegen Erdbeben ist unbegründet
Ein anderes, oft ins Feld geführtes Argument gegen Gasbohrungen sind Erdbeben. Diese Ängste seien unbegründet, sagt Wyss: «In Amerika kam es bisher nur bei sehr wenigen Fracking-Bohrungen zu Bodenbewegungen.»
In Nordholland sei es wegen sogenannten Setzungsbewegungen bei leeren Gasfeldern zwar tatsächlich schon zu Beben gekommen. Weil es in der Schweiz aber keine grossen und fragilen Gasfelder gebe, wären Erdbeben höchst unwahrscheinlich – wenn es dann überhaupt so weit kommen würde.