«Unter der Schweiz hat es genug Gas, damit wir uns selbst versorgen können!» Das sagt Patrick Lahusen (77), der seit Jahrzehnten in der Schweiz nach Öl und Gas bohrt. Lahusen kennt den Boden unter der Schweiz wie besser als seine Westentasche, ist im Besitz vieler wertvoller Daten für die mögliche Ausbeutung von Lagerstätten.
Das ist ein Lichtblick in der verzweifelten Suche der Schweiz nach Ersatz für russisches Erdgas. Denn die Umleitung der globalen Gasströme ist ein aufwendiges Unterfangen, es brauchte neue Pipelines oder Flüssiggas-Terminals, um das Gas vom Golf oder den USA nach Europa und damit auch in die Schweiz zu leiten.
Viel in der Schweiz gebohrt
Hierzulande wurde immer wieder nach Öl- und Gasvorkommen gesucht. So etwa in der Waadt, am Genfersee oder in Weiach ZH. Dort wurde sogar die umstrittene Fracking-Methode angewandt. Dabei wird unter grossem Aufwand das Lagergestein aufgebrochen, damit die Öl- und Gasvorkommen überhaupt ausgebeutet werden können. Lahusen beruhigt: «Diese Technologie hat man heute viel besser im Griff. Wenn man es richtig macht, gibt das heute keine grossen Probleme mehr.»
Bei den meisten Projekten war Lahusen mit dabei. Es gebe hierzulande einige Bohrungen, die lediglich mit sogenannten Zementbrücken verschlossen sind. «Diese liessen sich innert weniger Wochen wieder öffnen.» Wo die Probebohrungen genau liegen, will Lahusen nicht verraten, aus Rücksicht auf die lokale Bevölkerung. Diese soll nicht aus den Medien erfahren, das unter ihren Häusern möglicherweise die Lösung der Schweizer Gasprobleme liegt.
Gas aus Finsterwald LU
In der Schweiz wurde bislang erst ein nennenswertes Gasvorkommen ausgebeutet. In Finsterwald LU wurde nach Öl gesucht und Gas gefunden. Das Vorkommen wurde zwischen 1985 und 1994 Gas ausgebeutet, das Gas in die nahe Transitpipeline eingespeist. Geld wurde damit keines verdient, aber immerhin konnten die Produktionskosten und ein Teil der Bohrkosten gedeckt werden.
Auch in St. Gallen stiess man bei einem Geothermie-Projekt auf Gas, doch wurde die Förderung des Vorkommens damals nicht in Betracht gezogen. Bis vor wenigen Monaten war es viel billiger, Gas aus dem Ausland zu importieren, als den Energieträger vor der eigene Haustüre zu fördern.
Das hat sich mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges radikal geändert. Denn je höher der Öl- und Gaspreis, desto eher lohnt es sich, selbst in der Schweiz nach Gasvorkommen zu suchen.
Vielversprechende Vorarbeiten
Ganz konkret im Tessin. Dort könnte Erdgas sogar schon sehr bald gefördert werden, wie die «SonntagsZeitung» schreibt. «Wenn alles rund läuft und uns die verantwortlichen Behörden unterstützen, können wir ab Ende 2025 in der Schweiz Erdgas fördern», sagt Pietro Oesch. Der pensionierte Unternehmer beschäftigt sich schon lange mit der Suche nach Gas im Tessin.
Oesch hat schon früher den Tessiner Boden nach Gasvorkommen durchwühlt: «65 Prozent der Vorarbeiten und Abklärungen wurden in der Zeit zwischen 2000 und 2010 bereits gemacht». Erste Resultate fielen zwar vielsprechend aus. Nicht überraschend, denn im benachbarten Italien wird seit Jahrzehnten Gas gefördert. Doch 2018 wurde das Projekt eingestellt.
Auch wenn Lahusen das Tessin «als grundsätzlich interessant für die Suche nach Gas» bezeichnet, ist er bezüglich des Umfangs der Lagerstätte unter dem Lago Maggiore etwas skeptisch: «Im See gibt es immer wieder Gasaustritte. Das heisst, dass Reservoir rinnt.» Kommt hinzu, dass im Tessin die eurasische und die afrikanische Platte aufeinander stossen. Das heisst, der Druck im Untergrund ist hoch, das Gas in ganz kleinen Gesteinsporen eingeschlossen.