André Dosé kritisiert Gas-Notfallplan des Bundesrats
«Man ist sich nicht bewusst, wie gefährlich die Lage ist»

Der Präsident von Swissgas und dem Gasverbund Mittelland, André Dosé, kritisiert den Bundesrat. Dessen Notfallplanung für Gas und Strom wegen des Ukraine-Krieges gehe nicht auf, sagt der Ex-Swiss-CEO in einem Interview.
Publiziert: 06.07.2022 um 19:39 Uhr
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Aktualisiert: 06.07.2022 um 19:50 Uhr
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Er ist der Krisenmanager schlechthin: André Dosé. Sei es vor Jahren als Präsident des Grasshoppersclub...
Foto: freshfocus
Ulrich Rotzinger

Er ist der Krisenmanager schlechthin. André Dosé (65) war der erste Swiss-CEO nach dem Grounding der Swissair. Er übernahm beim Grasshoppers-Club das Präsidium, als es auf den Spielfeld überhaupt nicht mehr lief. Und jetzt manövriert er als Präsident von Swissgas und dem Gasverbund Mittelland an vorderster Front durch die Energiekrise. «Tatsächlich: gegenwärtig haben wir eine grosse Krise im Energiemarkt. Ich kann in solchen Situationen zweifellos von meinen Erfahrungen profitieren», sagt Dosé im Interview der Online-Ausgabe der «NZZ».

Der Krisenmanager übt scharfe Kritik an der Landesregierung, die Notfallplanung für Gas und Strom funktioniere nicht. Man sei viel zu langsam, kreiere «völlig überdimensionierte Organisationen und sei zu langsam. «Das gutschweizerische Vorgehen, bei dem alle Entscheide möglichst breit abgestützt sein müssen, funktioniert dann nicht.»

Laut Dosé hätte sich die Schweiz vor drei Monaten für «ein oder zwei Milliarden Franken» Gas sichern sollen. «Das ist aber nicht geschehen. Nun kostet die Beschaffung drei Mal so viel. Das war ein Fehler.»

Er sieht die Voraussetzungen gegeben, dass es «nur ganz wenig braucht, dass im Winter die Energie knapp wird». Auch in der Schweiz.

Selbstverschuldete Krise

«Wir sind ganzjährig auf Gasimporte und die Stromeinfuhr im Winter angewiesen. Diese Krise in der Schweiz ist zu einem grossen Teil selbstverschuldet», sagt Dosé. «Die Energiestrategie 2050 ist auf Sand gebaut.»

Jetzt sei die Schweiz gegenüber anderen Ländern in Europa im Hintertreffen, was die Gasversorgung anbelange. Und man verfüge über kein Stromabkommen mit der EU, so Dosé zur «NZZ». «Ich habe nicht den Eindruck, dass man sich hierzulande bewusst ist, wie gefährlich die Situation ist.» Wenn die Bevölkerung nun aufgerufen werde, zu duschen anstatt zu baden, dann verkenne man die Tragweite «unserer Probleme in fundamentaler Weise».

Staatsgarantien und Investitionen in Sonnenstaaten

Aus seiner Sicht könnte ein Engpass bei Strom und Gas in diesem Winter zusammenkommen. Es sei begrüssenswert, dass der Bundesrat dabei ist, ein Solidaritätsabkommen mit Deutschland auszuhandeln. Noch könne man Erdgas in Norwegen kaufen sowie Flüssiggas in einigen anderen Ländern, «wenn auch zu horrenden Preisen».

Dosé fordert Staatsgarantien für die Finanzierung der Gasbeschaffung für den Winter. «In der Schweiz fehlen ähnliche Modelle wie in Deutschland.»

Um künftig autarker zu werden, schlägt Dosé Investitionen in sonnenreichen Ländern vor. Sonnenenergie könne dort in synthetisches Gas umgewandelt werden. «Man kann das relativ einfach per Schiff und Bahn oder über die Pipeline in die Schweiz transportieren.»


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