Es ist wohl das Zünglein an der Waage: Am Dienstag teilte das norwegische Energieunternehmen Equinor mit, dass drei Öl- und Gasfelder in der Nordsee geschlossen wurden – denn die Mitarbeitenden streiken, wie unter anderem «Financial Times» berichtet.
Der norwegische Öl- und Gasverband erklärte am Dienstag, dass die Gasexporte des Landes während der dreitägigen Streiks um 60 Prozent gekürzt würden. «Die norwegischen Lieferungen machen ein Viertel der europäischen Energielieferungen aus. Und Europa ist in einer Situation, in der die russischen Lieferkürzungen einen sehr engen Markt für Erdgas geschaffen haben, der vollständig von den norwegischen Lieferungen abhängig ist», so der Verband in einer Erklärung.
Die drei Felder produzieren das Äquivalent von etwa 89'000 Fässern Öl pro Tag, von denen mehr als 30 Prozent Erdgas sind, heisst es weiter. Problematisch ist das aktuell vor allem, weil Norwegen nach Russland die zweitgrösste Erdgasquelle Europas ist – und Europa seine Abhängigkeit von russischem Öl und Gas verringern möchte.
Ein Viertel der Gaslieferung könnte ausfallen
Jeder anhaltende Rückgang der norwegischen Produktion könnte den Bemühungen, die Gasvorräte vor dem Winter wieder aufzufüllen, einen schweren Schlag versetzen und das Risiko einer katastrophalen Energieknappheit erhöhen. Deutschland, die grösste Volkswirtschaft Europas, hat bereits eine «Gaskrise» ausgerufen und gewarnt, dass es die Einführung von Rationierungen nicht ausschliessen kann, um den Winter zu überstehen. Auch in der Schweiz droht eine Mangellage.
Nicht nur die Gas-Mangellage verschärft der Equinor-Streik massiv, auch die Erdgaspreise sind in die Höhe geschossen. Am Dienstag stiegen sie um fünf Prozent auf rund 172 Euro pro Megawattstunde, wie Daten von «Intercontinental Exchange» zeigen. Das ist der höchste Preis seit Anfang März, den Tagen nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine.
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Norwegische Regierung schaltet sich ein
Angesichts der Sorge um die Gasversorgung in Europa hat sich die norwegische Regierung in den Streik von Mitarbeitern auf Öl- und Gasplattformen in der Nordsee eingeschaltet.
«Die angekündigte Eskalation ist kritisch in der aktuellen Situation, sowohl mit Blick auf die Energiekrise als auch auf die geopolitische Situation, in der wir mit einem Krieg in Europa stehen», sagt Arbeitsministerin Marte Mjøs Persen. Sie erwirkte offenbar ein Ende des Streiks. Gewerkschaften bestätigen das Ende der Arbeitsniederlegung.
Am Mittwoch wollten die norwegischen Arbeiter erneut streiken, was nach Angaben von Equinor zur Abschaltung von drei weiteren Feldern führen wird. Diese Felder produzieren das Äquivalent von etwa 330'000 Fässern Öl pro Tag, wovon fast 80 Prozent Erdgas sind. Das lassen die Arbeiter wohl jetzt.
Aber weiter: Laut der Nachrichtenagentur Reuters ist auch am Samstag ein Streik geplant. Dieser könnte nach den Berechnungen von Reuters rund einen Viertel der norwegischen Gas- und 15 Prozent der Ölproduktion lahmlegen. Equinor selbst sagt indes, dass die Auswirkungen des dritten Streiktags «noch nicht klar» seien. (chs/uro)