Ja, der Job sei hart. Draussen bei Wind und Wetter, jeden Tag. «Doch müde ins Bett zu fallen, zu wissen, dass man einen guten Job gemacht hat, den Körper zu spüren, gehört zu den schönsten Dingen», sagt Christoph Spahni.
Einen Bürojob, den ganzen Tag sitzen, das konnte sich der 49-Jährige nie vorstellen. Obwohl der Geschäftsführer und Inhaber der Firma Zaunteam in Laupen BE heute mehr denn je den «Bürogummi spielt», wie er sagt, versucht er so oft wie möglich mit den Monteuren an der Front zu malochen. «Ich bin eben Handwerker – nicht mehr, nicht weniger», sagt Spahni.
Handwerker gesucht!
Zaunteam mit seinen 50 Angestellten an drei Standorten hat sich auf den Verkauf und die Montage von Zäunen und Toren jeglicher Art spezialisiert. An der Front, so Spahni, werde hohe Einsatzbereitschaft, handwerkliches Geschick und vor allem Kundenfreundlichkeit verlangt. Doch gerade der Umgang mit den Kunden habe sich in den letzten Jahren verändert: «Wir spüren, dass nicht jeder Kunde unsere Arbeit schätzt.»
«Geld ist heute wichtiger»
Heute müsse alles schnell gehen. Oft hätten Kunden keine Zeit mehr für eine professionelle Beratung. Ein schneller Vergleich im Internet müsse reichen – und billig soll es auch noch sein. Die Kunden glauben, der Fachmann werde nicht mehr gebraucht. «Wir aber wollen Qualität liefern, die zwar etwas kostet, dafür aber auch hält», sagt Spahni. Gute Arbeit brauche Zeit und Expertise.
Für den gelernten Landwirt liegt es auf der Hand: «Handwerker verdienen wieder mehr Respekt.» Kritisch beobachtet er die Entwicklung in der Schweiz, dass immer mehr junge Menschen den akademischen Weg einschlagen. Ausschlaggebend dafür sind für Spahni unter anderem die Löhne und der berufliche Status. «Wer studiert, verdient mehr. Geniesst ein höheres Ansehen.» Das sei heute vielen wichtiger als ein Job, der erfülle.
Dass der Handwerksberuf nicht mehr als «sexy» gelte, merkt Spahni auch bei der Rekrutierung von Fachkräften. «Vor 20 Jahren erhielten wir auf eine Stelle Dutzende Bewerbungen, heute flattert lediglich eine Handvoll Dossiers rein.» Zudem blieben die Angestellten der Firma weniger lang treu. «Nach ein paar Jahren ziehen viele weiter – oft ins Büro.»
Immer mehr Hilfskräfte
Verändert hat sich auch das Feld der Bewerber. Schreibt Spahni eine Stelle aus, melden sich heute immer mehr Hilfsarbeiter, die auf einen Temporärjob aus sind. «Ich aber suche ausgebildete Fachkräfte, die ihr Handwerk verstehen.» In der Branche sei dieses Problem virulent. Nicht wenige Firmen seien aus Mangel an Fachkräften gezwungen, Hilfskräfte einzustellen. Das komme ihm nicht in die Tüte. «Bei uns ist eine fundierte Ausbildung Voraussetzung.»
Frustriert ob der Veränderungen ist Spahni nicht – und windet seinen Mitarbeitern ein Kränzchen: «Ich darf auf ein tolles Team zählen.» Er hofft, dass die Schweizer Bevölkerung wieder lernt, die Handwerksberufe zu schätzen. «Schliesslich sind die kleinen und mittleren Unternehmen das Rückgrat der Schweiz.» Das Schweizer System funktioniere am besten, wenn Handwerker und Akademiker in einem «gesunden Verhältnis zueinander stehen». Dies gelte es zu bewahren.