Am Anfang ist das Holz, am Ende sind es Betten, Fenster, Treppen oder ganze Küchen. Der Beruf des Schreiners ist vielfältig. Dessen Produkte sind attraktiv und gefragt. Trotzdem wollen immer weniger als Schreiner arbeiten, Firmen finden kaum Leute für offene Stellen. Auch Karin Vonlanthen (49), zuständig fürs Personal bei der Schreinerei Karl Bucher in Goldau SZ, kennt das Problem.
«Im letzten Herbst haben wir eine 20-Prozent-Bürostelle ausgeschrieben und wurden durch die vielen eingetroffenen Bewerbungen sehr überrascht. Da wurde mir so richtig bewusst, wie angespannt die Lage bei Handwerkern ist», sagt sie im Gespräch mit BLICK. Auf Inserate für Schreiner gehe meist nur eine Handvoll passender Bewerbungen ein. «Wenn wir neue Mitarbeitende suchen, wissen wir, dass das nicht von heute auf morgen geht», erklärt sie den Prozess. Die passende Person zu finden, könne manchmal Monate dauern.
Bonus für die Vermittlung
Inserate machten sie zwar, aber der Rücklauf sei gering. Besonders bei wenig spezialisierten Job-Börsen im Internet. Zusätzlich inserieren sie ihre Stellen in Branchenheften und platzieren sie bei Stellenvermittlungsbüros. «Ein wichtiger Aspekt der Rekrutierung ist die Einbindung unserer Mitarbeitenden.» Kommt es durch ihre Empfehlung zu einer Anstellung, wird das mit einem Bonus von mehreren Hundert Franken belohnt.
Handwerker gesucht!
Besonders schwierig sei die Suche nach erfahrenen Fachkräften im Planungsbereich. Deshalb würden sie Praktikanten von Fachhochschulen immer wieder Gelegenheit geben, den Beruf näher kennenzulernen, und manchmal ergebe sich daraus nach Abschluss der Ausbildung ein Anstellungsverhältnis.
Vorteil der ländlichen Gegend
Weniger Probleme hat die Goldauer Schreinerei dagegen beim Nachwuchs. «Im Sommer beginnen zwei neue Lernende bei uns ihre Ausbildung zum Möbelschreiner EFZ.» Das Interesse am Beruf sei da. «Hier ist wahrscheinlich der ländliche Standort ein Vorteil. Die Haltung zu einer Berufslehre sei sehr positiv, glaubt sie. Der Trend hin zur Matur und zum Studium sei aber auch in ihrer Umgebung ein Thema.
«Die Tätigkeit als Schreiner ist anspruchsvoll, doch die finanziellen Entwicklungsmöglichkeiten sind begrenzt», sagt Vonlanthen. Viele würden sich deshalb für eine Weiterbildung und einen anschliessenden Wechsel ins Büro entscheiden. Das sei nicht nur bei ihnen so, sondern ein Branchentrend. «So gehen dem Handwerk immer wieder gute Fachkräfte verloren.»
Mehr Wertschätzung
Ähnlich sieht das Patrik Ettlin (50) vom Verband Schweizerischer Schreinermeister und Möbelfabrikanten, nur macht dieser dafür nicht fehlende Perspektiven verantwortlich. Ausgebildete Schreiner seien vielmehr vielseitig einsetzbare Berufsleute, deshalb würden in den ersten zehn Jahren viele abwandern. «Sie verlassen die Branche in Richtung Polizei, Facility Management oder Design.»
Vonlanthen und ihr Chef Karl Bucher (57) glauben nicht, dass sich der Personalengpass bald legt. Für den Beruf hat Bucher aber Hoffnung: «Wenn es weniger gute Berufsleute gibt, dann wird man uns und unsere Arbeit umso mehr schätzen.» Und auch bereit sein, für gutes Handwerk den berechtigten Preis zu zahlen.