An Interessenten für die Lehre zum Elektroinstallateur mangelt es in der Schweiz. In keinem anderen Handwerksberuf sind beim Berufsportal Yousty mehr Lehrstellen für den bevorstehenden Ausbildungsstart noch unbesetzt. Obwohl dieser Beruf zu den zukunftssichersten in der Schweiz gehört. Denn Elektroniker beschäftigen sich längst auch mit Zukunftsthemen wie erneuerbare Energien und Smart Home.
Bildungsexperten sind sich einig, dass Handwerker überall dort längerfristig einen sicheren Arbeitsplatz haben, wo Tradition auf Moderne trifft.
Tablets und Drohnen auf dem Bau
Zum Beispiel auf dem Bau. «Technische Hilfsmittel wie Tablets, Drohnen und sonstige Arbeitsgeräte mit digitaler Unterstützung sind heute schon vermehrt auf dem Bau anzutreffen», sagt Matthias Engel vom Schweizerischen Baumeisterverband. Damit änderten sich die Anforderungen an die Arbeiter auf der Baustelle. Baupraktiker, Maurer, Vorarbeiter, Polier und Bauführer bis zum Baumeister: «Diese Berufe haben Zukunft, aber sie werden sich verändern», so Engel. Die Branche werde sich anpassen, man richte sich systematisch auf die digitalen Möglichkeiten aus.
Firmen suchen nach Nachwuchs
Ein Indikator für auch in Zukunft gefragte Handwerksjobs findet sich beim Bundesamt für Statistik. Demnach geht die Anzahl Lehrabschlüsse und Atteste in den gefragten Bildungsfeldern wie Elektrizität, Maschinenbau und Baugewerbe bis 2027 weiter zurück. Das heisst: Hier suchen Firmen händeringend nach Nachwuchs. Jugendliche können sich später nach der Ausbildung in diesen Berufsfeldern einen sicheren Job angeln.
Handwerker gesucht!
Viele offene Lehrstellen vermeldet Yousty auch bei den Polymechanikern. Dieser Beruf wird wie andere in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie sehr gefragt bleiben, sagt Ivo Zimmermann vom Fachverband Swissmem. Denn trotz der zunehmenden Automatisierung brauche es noch lange Berufsleute, die Maschinen bedienen und auch programmieren könnten.
Eltern drängen auf ein Studium
Zu zukunftssicheren Berufen zählt Zimmermann auch Automatiker, Elektroniker, Apparate- und Anlagenbauer sowie Konstrukteure. «Diese Lehren kann ich Jungen mit gutem Gewissen empfehlen.» Wenn diese zudem Interesse an Technik hätten, aber auch an neuen Lösungen gegen den Klimawandel arbeiten möchten, dann seien sie in diesen Berufen genau richtig.
Immer noch haftet am Handwerk das Image der schlecht bezahlten Branche. Laut dem Bund beträgt das jährliche Bruttoerwerbseinkommen eines angestellten Handwerkers 71'500 Franken. Doch Beispiele zeigen, dass gerade auf dem Bau ein fünfstelliger Monatslohn möglich ist. Mehr dazu lesen sie hier.
Immer noch haftet am Handwerk das Image der schlecht bezahlten Branche. Laut dem Bund beträgt das jährliche Bruttoerwerbseinkommen eines angestellten Handwerkers 71'500 Franken. Doch Beispiele zeigen, dass gerade auf dem Bau ein fünfstelliger Monatslohn möglich ist. Mehr dazu lesen sie hier.
Wieso drängen sich Jugendliche nicht in diese Jobs? Der Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands (SGV), Hans-Ulrich Bigler, ortet den Grund bei den Erwachsenen: «Es sind wohl in erster Linie die Eltern und Lehrpersonen, die meinen, Erfolg sei nur mit einem Hochschulabschluss möglich.»
Die erwachsenen Bezugspersonen wüssten nicht, welche Entwicklungen und Fortschritte diese Berufe etwa im Bereich Digitalisierung machten. «Auch erkennen sie nicht, dass gerade diese Berufe für Jugendliche mit handwerklichen Begabungen sehr attraktiv sein können.»
Berufe werden ständig weiterentwickelt
Auch Berufe, die seit Jahren die gleiche Bezeichnung haben, hätten sich extrem weiterentwickelt, sagt Rolf Felser, Leiter des Zentrums für Berufsentwicklung am Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung. «Weil die Berufe hierzulande am Arbeitsmarkt alle fünf Jahre auf den neusten Stand der Technologien und Entwicklung hin überprüft werden, werden sie stetig weiterentwickelt.»
Christoph Thomann, Präsident des Zentralvorstands von Berufsbildung Schweiz, ergänzt: «Ich bin optimistisch fürs Handwerk. Wir können in Zukunft gar nicht darauf verzichten, dafür ist es viel zu wichtig.»
Zu den in Zukunft am wenigsten gefragten handwerklichen Fachkräften zählen die Coiffeure und Kaminfeger, wie aus der Beurteilung des Staatssekretariats für Wirtschaft über die künftige Fachkräftenachfrage hervorgeht. Tief sind das trendmässige Beschäftigungswachstum und die Quote offener Stellen auch bei den Stoffherstellern, Schuhmachern, Floristen und Metallschleifern- und -polierern.
Wenig gesucht sind zudem Bäcker, Schmiede, Automechaniker, Maler, Glaser, Keramiker und Giesser. Obwohl das Sekretariat für Bildung, Forschung und Innovation eine Berufslehre zum Keramiker aufführt, ist der Beruf ausgestorben. Das Ballenbergmuseum führt den Keramiker in seiner Handwerk-Datenbank auf einer Liste von 23 ausgestorbenen Traditionsjobs auf. Darunter befinden sich auch die traditionellen Schweizer Handwerksberufe wie Bleicher, Spiegelschleifer und Textillaborant. Weitere rund 80 traditionelle Handwerksberufe wie der Glockengiesser und der Müller gelten ebenfalls vom Aussterben bedroht. Claudia Gnehm
Zu den in Zukunft am wenigsten gefragten handwerklichen Fachkräften zählen die Coiffeure und Kaminfeger, wie aus der Beurteilung des Staatssekretariats für Wirtschaft über die künftige Fachkräftenachfrage hervorgeht. Tief sind das trendmässige Beschäftigungswachstum und die Quote offener Stellen auch bei den Stoffherstellern, Schuhmachern, Floristen und Metallschleifern- und -polierern.
Wenig gesucht sind zudem Bäcker, Schmiede, Automechaniker, Maler, Glaser, Keramiker und Giesser. Obwohl das Sekretariat für Bildung, Forschung und Innovation eine Berufslehre zum Keramiker aufführt, ist der Beruf ausgestorben. Das Ballenbergmuseum führt den Keramiker in seiner Handwerk-Datenbank auf einer Liste von 23 ausgestorbenen Traditionsjobs auf. Darunter befinden sich auch die traditionellen Schweizer Handwerksberufe wie Bleicher, Spiegelschleifer und Textillaborant. Weitere rund 80 traditionelle Handwerksberufe wie der Glockengiesser und der Müller gelten ebenfalls vom Aussterben bedroht. Claudia Gnehm