Daniel Bruni (54) ist wegen neuer Steuerregelung schon weggezogen
«Thailand wird mir immer unsympathischer»

Die neue Steuerregelung in Thailand sorgt für Aufregung, besonders bei Rentnern. Einige Expats wie Daniel Bruni ziehen bereits weiter in Länder wie Kambodscha, um den hohen Steuern zu entgehen.
Publiziert: 09.08.2024 um 00:04 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2024 um 09:16 Uhr
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Daniel Bruni hat unter anderem wegen der Steuerreform genug von Thailand und ist innerhalb Südostasiens umgezogen.
Foto: zVg
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Bislang sind Renteneinkünfte in Thailand steuerfrei. Das hat das Land jahrelang gerade bei Schweizer Rentnerinnen und Rentnern attraktiv gemacht. Eine vorgeschlagene neue Besteuerungpraxis könnte das aber ändern.

Manche Schweizer Expats in Thailand nehmen es gelassen und warten ab, ob die neue Besteuerungspraxis tatsächlich zum Gesetz wird. Bei anderen – vor allem solchen mit bescheidenen Einkommen – sitzt der Schock tief. Manche warten nicht und ziehen weiter.

So etwa Daniel Bruni (54), der seit 2011 in Thailand lebte. «Die neue Steuerregelung hat mir Kopfzerbrechen bereitet», sagt er gegenüber Blick am Telefon – diese hätte ein Viertel seiner Einkünfte weggefressen.

Der Trick mit der verkürzten Aufenthaltsdauer

Der Auswanderer aus Thun BE, der zuvor auf Phuket, in Pattaya und im Norden Thailands lebte, zog vor sechs Wochen zunächst weiter auf die vietnamesische Insel Phu Quoc und wohnt nun seit einer Woche in der nahe dieser Insel liegenden kambodschanischen Stadt Kampot. Hier mietet er «eine schöne, grosse Wohnung» für 250 Dollar pro Monat. Der Plan: Etwas mehr als die Hälfte des Jahres in Kambodscha leben, und weniger als 180 Tage in Thailand, damit er dort nicht steuerpflichtig wird.

«Thailand wird mir immer unsympathischer, während Länder wie Vietnam oder Kambodscha infrastrukturell aufgeholt haben sowie für die Lebenshaltung günstiger sind – das werden die neuen ‹places to go› sein», so Bruni. Seinen Lebensunterhalt finanziert der teils gehbehinderte Berner über den Erhalt einer IV- und UVG-Rente, die er seit 1990 nach einem schweren Autounfall bezieht.

Weitere Schlupflöcher möglich

Der Trick mit dem temporären Umzug in andere südostasiatische Länder ist nicht der einzige. Peter J. * wohnt und arbeitet «remote» in Thailand, und hat noch nie Steuern bezahlt. «Geld einfach an den nicht arbeitenden Ehepartner oder den Kindern statt auf das eigene Konto überweisen oder via Schweizer EC- oder Kreditkarte vor Ort in bar beziehen, Problem vorläufig gelöst», sagt er.

Er habe in den letzten zehn Jahren nicht einmal einen Brief vom thailändischen Steueramt erhalten. Und meint: «Auch mit 2000 Franken im Monat lebt man hier gut.» Deshalb müsste das Steuerthema nicht aufgebauscht werden.

Doch manchen passt die Steuererhöhung auch deshalb nicht, weil völlig unklar ist, was mit den zusätzlichen Steuereinnahmen passiert. «Es gibt keinen erkennbaren Gegenwert», sagt Bruni. Die Einkommen seien westlicher Standard, die möglichen Abzüge aber Thai-Beträge – «das geht nicht auf!» Deshalb sähen sich ihm zufolge jetzt in Thailand lebende Ausländer vermehrt nach Alternativen in der Region um.

Wobei nebst der Besteuerung die wichtigsten Kriterien offenbar Strandnähe, günstige Lebenshaltungskosten sowie das Kultur- und Nachtleben sind. Ein Weiterzug innerhalb Südostasiens sei wahrscheinlicher als eine Rückkehr in die Schweiz. Welche Möglichkeiten gibt es?

Steuerregelungen in der Region gar nicht viel besser

Rein steuerlich betrachtet, sieht es in den Nachbarländern nicht viel besser aus. In Vietnam, Laos oder Kambodscha gilt ein Expat als steuerlich ansässig, wenn er sich mindestens 183 Tage pro Kalenderjahr im Land aufhält. Wer weniger lang vor Ort ist, gilt als «Nichtansässiger» und wird nur auf sein im Land erzielte Einkommen zu einem Pauschalsatz von 20 Prozent besteuert. In diesen Ländern sind Überweisungen aus Übersee, darunter Renten, nicht mehr steuerbefreit wie früher: Steuern sind auf das weltweit erzielte Einkommen fällig, unabhängig davon, wo es gezahlt oder bezogen wird. Die Einkommensteuer für Ansässige ist progressiv und reicht, wie in Thailand, von 5 bis 35 Prozent auf der Grundlage des monatlichen steuerpflichtigen Einkommens.

Malaysia hat 2022 zwar auch eine Besteuerung auf weltweite Einkünfte beschlossen, diese jedoch kurz darauf bis mindestens Ende 2026 sistiert. «Um Investitionen in Malaysia zu fördern», sieht Malaysia derzeit eine Einkommensteuerbefreiung für Einkünfte aus dem Ausland vor.

Am interessantesten scheinen aktuell die Philippinen zu sein. Wer nicht Staatsangehöriger ist, wird nur auf Einkommen aus philippinischen Quellen besteuert. Schweizer Rentner profitieren dort also von Steuerbefreiung auf ihre Renteneinkünfte.

Der regionale Wettbewerb um die Rentner aus Übersee könnte dazu führen, dass die noch jungen Steuerbestimmungen in den erstgenannten Ländern wie auch in Thailand wieder gelockert werden.

* Name der Redaktion bekannt

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