Whistleblower enthüllen gravierende Mängel
Ist mein Tesla ein Sicherheitsrisiko?

Strenge Arbeitsbedingungen, lascher Umgang mit Sicherheit: Die Kritik am Autobauer Tesla wird immer lauter und – falls wahr – immer erschreckender.
Publiziert: 05.11.2023 um 17:44 Uhr
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Aktualisiert: 07.11.2023 um 08:15 Uhr
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Tesla-Fahrzeuge bei einer Rückruf-Aktion im Frühjahr 2020 wegen Mängeln bei der Selbstfahrtechnik.
Foto: keystone-sda.ch
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Vor wenigen Jahren noch war der Tesla das «Auto der Zukunft». Die Autos aus Multimilliardär Elon Musks (52) Fabriken befeuerten den Übergang von Benzinern zu Elektrowagen und heizten den grossen Autokonzernen gehörig ein. Doch seit Monaten befindet sich Tesla in der Kritik.

Jetzt kommt neues Ungemach aus Schweden. Gegenüber dem Blatt «Dagens Arbete» versichern Tesla-Mitarbeitende, dass die Firma sie für die Ausführung von Reparaturarbeiten zeitlich massiv unter Druck setze. Das Wechseln von Reflexlichtern darf nicht länger als drei Minuten dauern. Für eine Fehlersuche haben die Mechaniker maximal eine Stunde Zeit.

Das ist oft zu wenig. Doch wer die Produktivitätsziele nicht erreicht, hat keine Chancen auf Lohnerhöhung oder Beförderung. Die Konsequenz: «Wir schicken die Autos trotzdem raus», so ein Mitarbeitender.

Also nicht immer vollständig repariert. Potenziell ein Sicherheitsrisiko für die Tesla-Fahrer selber sowie für andere Verkehrsteilnehmer.

Tesla duldet keine Kritik

Dass die Mitarbeitenden nur anonym in der Zeitung aussagen, liegt auf der Hand. Das Beispiel des polnischen Automonteurs Lukasz Krupski schreckt ab.

Krupski löschte am 30. März 2019 einen Batteriebrand bei einer Autoshow in Lillestrøm (Norwegen) und verhinderte damit Schlimmeres. Er erntete dafür Lob von Elon Musk persönlich. Anschliessend aber beschwerte sich Krupski bei seinem Arbeitgeber über gefährliche Arbeitsbedingungen, wie er im norwegischen Blatt «Dagens Naeringsliv» schildert. Die Mängelliste hat es in sich: ungenügend angelernte Mitarbeitende, fehlendes Werkzeug, mangelhafte Wartung von Hebebühnen, ungenügende Sicherheitsmassnahmen für das Personal und mehr. Doch Krupski stiess auf taube Ohren. 

Deshalb verschaffte er sich Zugang zu Tesla-internen Dokumenten – die ebenfalls mehr schlecht als recht gesichert waren – und veröffentlichte diese. Tesla sprach von Datendiebstahl und setzte Spitzel auf Krupski an. Später bot die Firma ihm an, alle rechtlichen Ansprüche fallenzulassen, wenn er die Daten löscht. Krupski lehnte ab und befindet sich seitdem in einem gerichtlichen Kampf mit Tesla.

Tesla auf den Spuren von Twitter

Doch es gibt nicht nur die Whistleblower aus Skandinavien. Auto-Journalisten kritisieren die neueren Modelle von Tesla, in denen Sicherheit zu wenig durchdacht sei.

Beispiel: Der neue Tesla S Plaid, der zwar über 1000 PS hat, aber offenbar unzureichende Bremsen und Dämpfung. «Zwischen Genie und Wahnsinn», urteilt Blick. Teslas Cybertruck? Dessen Entstehung bislang ein Reinfall. Die selbstfahrenden Tesla-Modelle? Sorgen in San Francisco für Unfälle und Klagen. Gleichzeitig hagelt es auch vonseiten X, das ebenfalls Elon Musk gehört, Kritik zu den Arbeitsbedingungen.

Tesla hat sich zu den Vorwürfen aus Schweden noch nicht geäussert. Elon Musk derweil äussert sich lieber über sein neustes Werk, die KI-Plattform Grok. Auch wenn sich die Tesla-Aktie nach dem Absturz zu Jahresbeginn erholt hat, wünscht sich wohl manch ein Anleger, dass sich Musk wieder stärker um sein «Business-Herzstück» Tesla kümmert.

*) UPDATE: In einer ersten Version war von einem Tesla-Werk in Lillestrøm die Rede. Der Fehler wurde korrigiert.

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