Wer übernimmt das Swiss-Ruder?
CEO Vranckx bald weg – Nachfolge immer noch nicht geregelt

Seit Februar ist klar, dass Swiss-CEO Dieter Vranckx nach Frankfurt wechselt. Wenige Tage vor seinem Abgang ist die Nachfolge noch nicht geregelt. Warum?
Publiziert: 09.06.2024 um 19:56 Uhr
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Aktualisiert: 09.06.2024 um 20:47 Uhr
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Die Swiss nimmt sich Zeit bei der Suche nach einem neuen CEO.
Foto: Sven Thomann
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Wo bleibt der oder die neue Swiss-CEO? 

Seit dem 22. Februar ist klar, dass der aktuelle Swiss-CEO Dieter Vranckx (51) per 1. Juli 2024 in den Vorstand der Lufthansa-Gruppe nach Frankfurt wechselt. Vranckx, der noch eine Woche Ferien beziehen darf, ist in zwei Wochen weg. Doch seine Nachfolge ist immer noch nicht geregelt.

Vranckx selber sagt im aktuellen Interview mit der «Handelszeitung»: «Es ist für Swiss wichtig, dass ab dem 1. Juli die richtige Person kommt.» Ein Entscheid werde «bald gefällt». Dieser liegt demnach noch nicht vor. Was für eine solch wichtige Rolle ungewöhnlich ist. 

Meinungsdifferenzen oder Unvorhersehbares?

Wo liegt das Problem? An Interessenten für den Posten wird es nicht mangeln. Wer möchte nicht die Ertragsperle aus dem Lufthansa-Konzern leiten, die am Flughafen Zürich quasi eine Monopol-Stellung geniesst?

Blick hört von Swiss-Insidern, dass es bei der Personalie Uneinigkeit geben soll zwischen den Entscheidungsträgern. Das sind nebst Lufthansa-Chef Carsten Spohr (57) die Verwaltungsräte der Swiss, also VR-Präsident Reto Francioni (68), Doris Russi Schurter (68) und Dieter Vranckx selber, der ab Juli in den Swiss-Verwaltungsrat übertritt und wohl ein Wort zur eigenen Nachfolge einbringt. Bis Ende Monat sind noch Ashwin Bhat (55) und Remco Steenbergen (56) im Swiss-VR, scheiden aber danach aus und werden nicht ersetzt.

Es ist auch denkbar, dass ein Wunschkandidat abgesagt hat. Oder dass es noch Abklärungen braucht: Da die Nachfolge Konzern-intern geregelt wird, müsste auch die Nachfolge des Vranckx-Nachfolgers geregelt sein, bevor ein Wechsel vollzogen wird.

Die Swiss-Medienstelle äussert sich nicht zu solchen Spekulationen. Sie hält lediglich fest, dass noch kein Name vorliegt.

Wer führt ab Juli?

Selbst wenn in den kommenden zwei Wochen ein Name bekannt gegeben wird: Es sieht aus, als ob es temporär zu einem Führungsvakuum bei Swiss kommt. Der oder die neue CEO muss noch in die Schweiz ziehen. Vranckx wird die Schlüssel kaum persönlich überreichen. 

Das führt zur Frage: Wer würde als Stellvertreter die Geschäfte interimistisch leiten? Einen CEO-Stellvertreter gibt es formell nicht. Bis vor Kurzem wäre diese Funktion aber klar CFO Markus Binkert (52) zugefallen. Doch dieser hat die Swiss Ende Mai verlassen und zur SV Group gewechselt.

In der aktuellen Swiss-Geschäftsleitung sitzen nebst Vranckx noch CCO Heike Birlenbach (57), CFO Dennis Weber (44) und COO Oliver Buchhofer (47). Birlenbach ist erst seit Januar im Amt, Weber seit Mai. Buchhofer, der einzige Schweizer, ist auch erst seit Mai im Gremium, aber seit 19 Jahren bei Swiss und schon länger im Management Board – wo er zuvor aber kein Stimmrecht besass. Er hätte am meisten Erfahrung und wäre ein Garant für Kontinuität.

Es könnte aber auch sein, dass eine Interims-CEO-Rolle aus dem VR heraus getragen wird. Muss Vranckx länger in die Hosen, als ihm lieb ist?

Es braucht den Chef!

Kein Thema ist eine «führungslose» Swiss, bei der alles aus Frankfurt gesteuert wird. Im lukrativsten Markt der Lufthansa-Gruppe wird man sich nicht auf solche Experimente einlassen. Die Swiss-Governance sieht einen solchen Fall auch nicht vor. 

Zudem stehen in den kommenden Monaten Entscheidungen an, für die es einen Chef braucht. Ganz funktionsuntüchtig wäre Swiss allerdings nicht: Die Geschäftsleitung, die alle zwei Wochen tagt, könnte in einem Dreiergremium Entscheidungen fällen. 

Vorerst werden weiterhin Namen möglicher Kandidaten herumgereicht. Ohne Gewähr: Konzernchef Spohr ist bekannt dafür, überraschende Personalentscheide zu fällen.


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