Gebannt wartet die Schweiz auf die Ankündigung, wer neuer Chef der Fluggesellschaft Swiss wird. Seit Februar ist der Abgang des aktuellen CEO Dieter Vranckx (51) bekannt. Der Nachfolger – oder die Nachfolgerin – ist aber noch nicht bekannt.
Blick hat sich dazu mit mehreren Aviatik-Insidern unterhalten. In zwei Punkten herrscht Konsens: Erstens wird jemand aus dem Lufthansa-Konzern, zu dem die Swiss gehört, nachgezogen. Der Talentpool ist gross, die zu vergebenen Positionen sind knapp – warum also externe Kräfte anheuern? Zweitens ist die Nationalität des Kandidaten völlig nebensächlich. «Ein Schweizer Pass bringt dem Swiss-CEO keinen nennenswerten praktischen Nutzen: Die politische Vernetzung schafft man auch ohne Schweizer Pass und dieser kann das Swiss-Bashing auch nicht verhindern», so ein Insider.
Keine Schweizer in Sicht
Aufgrund dieser Kriterien fällt Jürg Müller (63) aus dem Kandidatenkreis. Der langjährige Schweiz-Chef der Fluggesellschaft Emirates hat diese soeben überraschend und ohne Angabe von Begründungen verlassen. Allerdings dürfte er zu alt sein für den Posten als Swiss-CEO – und einen Emirati zu holen, ist das Letzte, was Lufthansa-Boss Carsten Spohr (57) tun würde. Müller äussert sich nicht, dürfte aber wegen einer Altersguillotine gegangen sein.
Der frühere CEO von Etihad Airways, Peter Baumgartner (53), «ist es nicht», wie er gegenüber Blick versichert. Weitere Schweizer mit realistischen Chancen hat es nicht.
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Keine Frauen in Sicht
Oft zu den Favoriten gezählt wurden bislang zwei Frauen: Annette Mann (46), CEO der Swiss-Schwester Austrian Airlines, hat aktuell aber mit ihren Piloten alle Hände voll zu tun. «Ihre Ernennung zur Chefin von Austrian im März 2022 war schon eine Überraschung, aber bislang macht sie dort einen Top-Job», sagt ein Insider. Trotzdem habe sie «höchstens Aussenseiterchancen».
Und Dorothea von Boxberg (50), seit einem Jahr Chefin bei Swiss-Schwester Brussels Airlines? «Sie ist eine der Favoritinnen für die Nachfolge von Spohr an der Konzernspitze», so ein Insider. Spohr hat noch einen Vertrag bis 2028. Das «Karriere-Sprungbrett» über die Swiss habe von Boxberg bis dahin nicht nötig.
Er – oder ein Überraschungskandidat
Ein Name fällt in allen Blick-Gesprächen: Max Kownatzki (51, Bild oben). Der Deutsch-Amerikaner ist seit April 2020 CEO der Fluggesellschaft Sunexpress, ein Joint Venture von Lufthansa und Turkish Airlines. Dies mit unbefristetem Vertrag. Er verfügt über eine Pilotenlizenz und hat an der Universität St. Gallen – erster Berührungspunkt mit der Schweiz! – ein Doktorat zum Thema Airline Strategy and International Business Management mit Bestnote abgeschlossen. Anschliessend kümmerte er sich bei der Strategieberatung Oliver Wyman in New York und München um Kunden aus der Luftfahrtindustrie.
Vor allem kennt er aber den «Stallgeruch» von Lufthansa. Nach einer Station als Strategiechef bei der australischen Fluggesellschaft Jetstar wechselte er 2015 zur Lufthansa Group, als Kommerz-Chef der Tochter Eurowings. 2017 übernahm er die Netzplanung der strategischen Partnerschaften für Lufthansa, Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines – da knüpfte er Berührungspunkte mit der Swiss.
Bei Sunexpress lieferte Kownatzki letztes Jahr einen Rekordumsatz ab und brachte eine grosse Flugzeugbestellung über die Bühne. Der Chefposten bei Swiss wäre ein logischer weiterer Schritt.
Die von Blick kontaktierten Insider sind sich einig: «Er dürfte es sein, ausser es gibt noch einen unbekannten Überraschungskandidaten.» Die Swiss wird in Kürze kommunizieren, wer zum Handkuss kommt.