Zwei Topjobs in der Schweizer Wirtschaft sind zu vergeben! Die Swiss in Kloten ZH muss ihre Führung neu aufstellen. Drei Tage, nachdem Finanzchef Markus Binkert (52) seinen Abgang per Ende Mai ankündigte, verkündet auch CEO Dieter Vranckx (51) überraschend seinen Abflug.
Hinter dem CEO-Abgang steckt ein Generationenwechsel beim Mutterkonzern Lufthansa, weiss Blick. Vier von bisher sechs Lufthansa-Vorstandsmitgliedern, darunter der frühere Swiss-CEO Harry Hohmeister (60), räumen Mitte Jahr ihre Positionen.
Vranckx rückt in die künftig auf fünf Mitglieder reduzierte Lufthansa-Geschäftsleitung nach. Dort wird er per 1. Juli Kommerzchef der Airline-Gruppe. In Frankfurt trifft er auf einen alten Swiss-Bekannten. Tamur Goudarzi Pour (50), der Ende 2023 nach Frankfurt wechselte und im Januar 2024 durch Heike Birlenbach (57) bei der Swiss ersetzt wurde, rapportiert dann wieder an Vranckx.
Abgekartetes Spiel?
Die Rochaden kommen für Aussenstehende überraschend. Der Mega-Umbau in der Spitze von Europas grösstem Luftfahrtunternehmen wurde aber nicht auf die Schnelle entschieden. So etwas ungeplant durchzuziehen, wäre unprofessionell und untypisch für Lufthansa.
Auffällig ist die «Informations-Kaskade»: Binkert hatte sich vor drei Jahren, nach dem Abgang des damaligen Swiss-Chefs Thomas Klühr (62), für das CEO-Amt beworben und unterlag gegen Vranckx. Er hätte jetzt wieder die Chance auf den CEO-Posten gehabt, wechselt jedoch an die Spitze der SV Group.
Er ahnte offenbar, dass andere bessere Chancen haben. Binkert kennt die «Blaupause» der Lufthansa in solchen Fällen: Konzernchef Carsten Spohr (57) braucht «kompatible» Leute aus seinem engeren Umfeld – wozu Vranckx im Gegensatz zu Binkert gehört. Dazu ist der CEO-Posten bei der profitablen Swiss in der Schweiz «Kaderschmiede» oder Nobeltrainingslager für höhere Aufgaben beim Mutterkonzern mit der Zentrale in Frankfurt. So war es bei Hohmeister und Vranckx. Insider, mit denen Blick sprechen konnte, vermuten deshalb, dass bereits feststeht, wer Vranckx' Nachfolge antritt. Oder zumindest, wer in den engeren Kandidaten-Kreis gehört.
Erste Frau als CEO?
Denkbar sind zwei Frauen, die aktuell schon CEO-Posten in der Lufthansa Group besetzen. Annette Mann (46) ist seit März 2022 CEO von Austrian Airlines. Die frühere Lufthansa-Managerin war von 2016 bis 2020 bei Swiss als Vice President im Produktmanagement tätig. Dorothea von Boxberg (50) kam von der Lufthansa im April 2023 auf den Chefposten bei Brussels Airlines.
Für beide wäre der CEO-Posten bei Swiss ein konzerninterner Aufstieg. Sie sind aber, wie Birlenbach auch, noch seit eher kurzer Zeit in ihrer Chef-Funktion tätig.
Wenig wahrscheinlich als Kandidat ist dagegen Bernd Bauer (57), CEO von Edelweiss und Eurowings Discover. Bei Letzterer stehen harte Verhandlungen mit Piloten an.
Keine Schweizer in Sicht
Was ist mit Schweizer Airline-Topmanagern? Die gibt es kaum noch. Einer, der die Swissair-Kaderschmiede gemeinsam mit Vranckx durchlief und selber mehrere Jahre als CEO von Etihad Airways in Abu Dhabi verbrachte, ist Peter Baumgartner (53). Seit seiner Rückkehr in die Schweiz 2020 führt er ein Family-Office in Meilen ZH. Mehrere Schweizer Politiker versuchten 2020, ihn als Klühr-Nachfolger ins Spiel zu bringen, aber ohne Erfolg.
Von Blick angesprochen, sagt er: «Lufthansa setzt in der Regel auf interne Lösungen – als Pro-forma-Schweizer bei einem Assessment mitzumachen, tue ich mir nicht an.» Würde er explizit um die Übernahme des Postens gebeten, würde er es sich aber überlegen.
Swiss-Kadermitglieder von ausserhalb der Geschäftsleitung kommen kaum infrage. Und weil Lufthansa die Topjobs stets intern vergibt, sind die Chancen für Externe und Ehemalige praktisch null. Das gilt für Tobias Pogorevc (52), CEO der kleinen Helvetic Airways, ebenso wie für André Dosé (66) und Björn Näf (58), die erfolglos im Management der Swiss vor der Übernahme durch die Lufthansa agierten.