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Endlich steht der Klühr-Nachfolger fest
Dieter Vranckx ist der neue Chef der Swiss

Es hat eine Weile gedauert, doch nun ist klar: Dieter Vranckx (47) ist neuer Chef der Swiss. Er folgt auf Thomas Klühr (58), der Ende September überraschend seinen Rücktritt auf Ende Jahr ankündigte. Das ist eine Überraschung.
Publiziert: 18.11.2020 um 15:52 Uhr
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Aktualisiert: 18.11.2020 um 19:58 Uhr
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Neuer Swiss-Chef: Schweiz-Belgier Dieter Vranckx.
Patrik Berger, Christian Kolbe und Aline Leutweiler

Thomas Klühr hatte im Februar 2016 das Ruder bei der Swiss übernommen. Eigentlich wollte der Deutsche aus familiären Gründen bereits im Frühling zurücktreten. Doch wegen der ersten Welle der Corona-Pandemie verschob er seinen Abgang bis Ende Jahr.

Heute hat nun der Swiss-Verwaltungsrat über die Nachfolge von Klühr entschieden. Ein belgisch-schweizerischer Doppelbürger wird sein Nachfolger. Bei der Swiss übernimmt ab Anfang nächsten Jahres Dieter Vranckx (47) den Steuerknüppel. Der Verwaltungsrat hat ihn zum CEO ernannt, wie die Swiss bekannt gab.

Der im Kanton Zürich wohnhafte Dieter Vranckx ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Einst bei der Swissair tätig

Vranckx studierterte Wirtschaftsingenieurwissenschaften in Brüssel, danach machte er einen Master of Business Administration an der Solvay Business School. In den Jahren 2007 und 2016 absolvierte er weitere Management-Programme an der London Business School und der IMD Business School in Lausanne.

1998 war Vranckx als Operations Manager bei Sabena tätig, bevor er 2000 als Senior Manager Network Planning Europe zur Swissair nach Zürich wechselte.

Ende 2001 war er Teil des Netzwerkplanungsteams, das das neu geschaffene SN Brussels Airlines-Netzwerk aufbaute. Zwischen 2001 und 2016 leitete er mehrere Abteilungen innerhalb der Lufthansa Group.

«Er geniesst hohen Respekt»

Reto Francioni, Präsident des Verwaltungsrats von Swiss, zur Ernennung: «Ich freue mich sehr, dass wir Dieter Vranckx als neuen CEO gewinnen konnten. Er geniesst in der weltweiten Luftfahrtindustrie hohen Respekt und ist eine überzeugende Persönlichkeit mit grosser internationaler Erfahrung», sagt er.

«Er kennt die Swiss und die Lufthansa Gruppe aus seinen früheren Funktionen sehr gut und hat auch in schwierigen Zeiten erfolgreich geführt. Er wird mit seiner grossen Kompetenz sowohl im Passagier- als auch im Frachtgeschäft das erfolgreiche Geschäftsmodell von Swiss den drastischen Marktveränderungen entsprechend weiterentwickeln. Dabei wünschen wir ihm viel Erfolg.»

Favorit war ein anderer

Derzeit ist Vranckx Chef der ebenfalls zum Lufthansa-Konzern gehörenden Brussels Airlines. Dieses Amt hatte Vranckx erst Anfang Jahr übernommen, nachdem er zuvor Finanzchef und stellvertretender CEO von Brussels Airlines gewesen war. Von 2013 bis 2016 war Dieter Vranckx bei der Swiss als Verkaufs- und Marketingchef für die Märkte Schweiz, Deutschland und Österreich zuständig.

Und doch: Vranckx' Ernennung zum Swiss-CEO kommt überraschend. Also Favorit galt vielerorts der Swiss-Finanzchef Markus Binkert (48). Man kennt ihn im Mutterkonzern Lufthansa sehr gut, auch in der Schweiz ist er ein bekanntes Gesicht. Bis vor kurzem arbeitete er noch als Marketing-Chef bei der Lufthansa in München (D).

Der Zürcher sollte Klühr bei den Verhandlungen mit dem Bund aushelfen. Er wurde zum Finanzchef der Swiss ernannt und schloss zusammen mit dem Chef erfolgreich das Hilfspaket für die Swiss im Umfang rund 1,5 Milliarden Franken ab.

Experte überrascht

Stefan Eiselin (47), Chefredaktor des Aviatikportals Aerotelegraph, ist überrascht von der Wahl von Vranckx. «Man hatte ihn nicht auf dem Radar. Ich wusste auch nichts von seiner Doppelbürgerschaft», sagt der Aviatik-Experte. Vrnackx sei aber eine gute Wahl. «Er gilt als Dynamiker, ist beliebt und offen», so Eiselin. Er sei schon lange bei der Lufthansa-Gruppe und dementsprechend gut vernetzt.

«Ich bin überrascht von der Wahl von Dieter Vranckx», sagt Sandrine Nikolic (51), Präsidentin der Kabinenpersonal-Gewerkschaft Kapers. «Aber er bringt einen beeindruckenden Leistungsausweis mit. Er hat seine Chance verdient. Es ist nicht einfach, mitten in der Corona-Krise zu starten.» Er habe aber die Fähigkeiten, die Swiss auch politisch durch die Krise zu führen.

Allerdings trete er eine schwere Nachfolge an. «Es braucht nun viel Empathie und ein offenes Ohr für die Belegschaft, wie das Klühr hatte», sagt sie. «Er muss Verständnis haben für Flugbegleiterinnen, die für 3400 Franken im Monat arbeiten.»

Freunde über Beziehung zur Schweiz

Auch der Pilotenverband Aeropers freut sich, dass nun endlich Klarheit über die Besetzung des CEO herrscht. «Ich hatte bisher mit Dieter Vranckx noch nie persönlich zu tun. Ich freue mich aber, dass ein Manager mit einer Beziehung zur Schweiz das Rennen gemacht hat», sagt Kilian Kraus, Präsident von Aeropers.

Und: «Wir legen grossen Wert auf sozialpartnerschaftliche Verhandlungen und gehen davon aus, dass wir mit der Swiss auch unter Vranckx diese schweizerische Tradition fortführen können und so rasch gute und tragbare Lösungen zugunsten der Firma und der Mitarbeiter finden.»

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