Wegen Personalmangel
Lufthansa streicht zum Sommer 34'000 Flüge

Weil die Swiss-Mutter mit der Rekrutierung nicht vorankommt, setzt sie beim Sommerflugplan den Rotstift an. Wie sieht es bei der Swiss aus?
Publiziert: 19.02.2023 um 13:23 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2023 um 07:32 Uhr
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Lufthansa hat präventiv Zehntausende Flüge aus dem Sommerflugplan gestrichen.
Foto: keystone-sda.ch
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa ist aktuell nicht zu beneiden. Nach dem nicht selber verschuldeten Ausfall von IT-Systemen am letzten Mittwoch folgte am Freitag ein Streik an sieben deutschen Flughäfen. 2340 Flüge fielen aus, 300'000 Passagiere waren betroffen; in Zürich waren 50 Flüge und 3000 Passagiere betroffen.

Im Bemühen um positive Meldungen versucht Lufthansa nun, den Sommerflugplan zu stabilisieren. Einen «Chaos-Reisesommer» wie im letzten Jahr will die Swiss-Muttergesellschaft auf jeden Fall vermeiden.

Dafür hat Lufthansa präventiv 34'000 Flüge aus dem seit Monaten angebotenen Sommerflugplan gestrichen, wie die «Wirtschaftswoche» festhält. Der Sommerflugplan dauert vom 26. März bis 29. Oktober 2023. Somit würden rund 500 Flüge pro Tag oder zehn Prozent des gesamten Flugplans gestrichen. Lufthansa bestätigt Streichungen, nicht aber deren Gesamtzahl.

Wie viele bereits gebuchte Passagiere ihre Pläne ändern müssen, ist unbekannt. Die Wirtschaftswoche schätzt die Zahl auf 340'000 Passagiere, was nur rund einem Prozent aller geplanten Beförderung im Sommerflugplan entspräche. Lufthansa betont, dass vor allem Flüge auf mehrfach täglich angebotenen Routen entfallen. Damit kann sie betroffenen Passagieren zeitnah Ersatz bieten.

Zu wenig Personal

Hintergrund der Streichungen ist nicht mangelnde Nachfrage, sondern vor allem der anhaltende Personalengpass. Davon betroffen sind sowohl Fluggesellschaften als auch Personal der Bodenabfertigung, Flugsicherung oder Sicherheitskontrolle. Der Lufthansa-Vorstand und frühere Swiss-CEO Harry Hohmeister sagt diesbezüglich in einem Interview mit dem deutschen Fachblatt FVW: «Wir sehen aktuell erneut personelle Engpässe in der Branche in ganz Europa auf uns zukommen.» Immerhin habe Lufthansa dieses Jahr frühzeitig reagiert. Im Vorjahr hatten sich viele Probleme erst sehr kurzfristig offenbart, weshalb es zum Chaos kam. Dank der Flugstreichungen gebe es nun aber Stabilität im Flugplan.

Trotzdem sind die Streichungen alles andere als positiv. Sie zeigen, dass trotz vielerorts verbesserter Arbeitsbedingungen der Weg zurück zu einer Normalität im Flugverkehr noch lang ist. Die Corona-Probleme sind noch nicht ausgestanden. Dazu zeigt dies, dass Flugplanänderungen keine Ausnahme sind. Dazu Hohmeister: «Wir gestalten unsere Flugpläne heute flexibler als früher, daher gibt es immer wieder Anpassungen.» Das beschert nicht nur Reisebüros viel Mehraufwand und verlangt Flexibilität von Passagieren, sondern kann auch dazu führen, dass sich immer weniger getrauen, lange im Voraus Flugtickets zu buchen.

Swiss weitet sogar aus

Auf Anfrage von Blick erklärt die Swiss, dass ein vergleichbarer Streichungs-Prozess in der Schweiz nicht zu erwarten ist: «Bei Swiss ist die jährliche Flugplanbereinigung bereits erfolgt», sagt Sprecherin Karin Montani. Weitere systematische Flugplan-Anpassungen seien keine geplant.

Bei Swiss wird die Gesamtkapazität des Angebots im Sommer und im Gesamtjahr 2023 gegenüber der ursprünglichen Planung sogar leicht erhöht. Dies aufgrund der dank der bereits im März erfolgenden Aufnahme der Passagierflüge nach Shanghai und dem Einsatz grösserer Flugzeuge auf einzelnen Strecken. Auf dem Vor-Corona-Niveau ist man indes noch nicht: «2023 planen wir insgesamt mit 85 Prozent der Kapazität von 2019», sagt Montani. Auch Swiss sucht weiterhin Personal – mindestens 1500 Stellen sollen 2023 besetzt werden.

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