Die Aktien des Solarkonzerns Meyer Burger konnten am Freitag an der Schweizer Börse SIX für 2,5 Stunden nicht gehandelt werden. Die SIX hatte das Trading mit den Papieren gestoppt. Der Stopp sei auf Anfrage des Unternehmens erfolgt, heisst es. Um 12.35 Uhr ging der Handel wieder los – und die Meyer-Burger-Aktie stürzte ab. Sie hat am Freitag rund 60 Prozent verloren. Derzeit ist die Aktie noch 45 Rappen wert. 2011 wurde das Papier für 1463 Franken gehandelt.
Der Grund für den Absturz: Der grösste Kunde des Photovoltaikkonzerns ist abgesprungen! Der grösste Auftraggeber Desri – ein Entwickler von Energieprojekten mit Sitz in New York – hat per sofort den Vertrag gekündigt. Ist das das Ende des einstigen Börsenlieblings? Meyer Burger hat derzeit noch 1050 Mitarbeiter – weltweit. In Thun BE sind es 130 Angestellte.
Die Firma informiert
Meyer Burger analysiere derzeit das Schreiben und die Situation, heisst es in einer Mitteilung, die Blick vorliegt. Durch die Kündigung dürfte Meyer Burger nun praktisch am Ende sein. «Das Unternehmen geht derzeit davon aus, dass unabhängig von der Gültigkeit einer solchen Kündigung die Bemühungen um eine finanzielle Restrukturierung, die weit fortgeschritten sind, wahrscheinlich beeinträchtigt werden», räumt das Unternehmen ein.
Und falls diese finanzielle Restrukturierung scheitere, könnten die Geschäfte wohl nicht mehr weiter fortgeführt werden. Meyer Burger will «zu gegebener Zeit weitere Informationen» zur Verfügung stellen.
Kurszerfall an der Börse
Klar ist: Die Schieflage des Thuner Solarunternehmens bietet Anlass zu Besorgnis. Erst vor wenigen Tagen wurden die Halbjahreszahlen präsentiert – nach mehreren Verschiebungen. Die Zahlen sind tiefrot. Der Verlust im ersten Semester 2024 fiel wie erwartet deutlich aus. In den Monaten Januar bis Juni 2024 summiert sich der operative Verlust (EBITDA) bei Meyer Burger auf 123,5 Millionen Franken, nach einem Minus von 43,3 Millionen Franken im Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Unter dem Strich resultierte ein Reinverlust von 317,3 Millionen Franken, im Vorjahr belief sich das Minus auf 64,8 Millionen Franken.
100 Millionen Franken verzweifelt gesucht
Meyer Burger braucht dringend Geld. Angesichts der Verschuldung und des Cash-Burns drängt eine rasche Umsetzung der angestossenen Restrukturierungs- und Finanzierungsmassnahmen, um die Geschäftstätigkeit fortzuführen, schrieb das Unternehmen vor wenigen Tagen. Konkret muss Meyer Burger 100 Millionen Franken auftreiben – und zwar rasch. Es gebe keine Garantie, dass dies möglich sein werde oder zu attraktiven Bedingungen für Meyer Burger oder die Aktionäre.
Wie geht es den Schweizer Firmen? Was läuft an der Wall Street? Und wie entwickelt sich der Goldpreis? Wir halten dich über die neusten Entwicklungen an den Märkten auf dem Laufenden – hier im Liveticker.
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