Auf einen Blick
- Meyer Burger schreibt im ersten Halbjahr einen operativen Verlust von 123 Millionen Franken
- Jetzt braucht der Schweizer Solarpionier rasch 100 Millionen Franken
- Aktienkurs sinkt am Freitag deutlich und rasant
Jetzt liegt das Ergebnis endlich vor: Nach mehreren Verschiebungen hat Meyer Burger nun die Halbjahreszahlen vorgelegt. Der Verlust im ersten Semester 2024 fiel wie erwartet deutlich aus.
In den Monaten Januar bis Juni 2024 summiert sich der operative Verlust (EBITDA) bei Meyer Burger auf 123,5 Millionen Franken, nach einem Minus von 43,3 Millionen Franken im Vorjahreszeitraum, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Unter dem Strich resultierte ein Reinverlust von 317,3 Millionen Franken, im Vorjahr belief sich das Minus auf 64,8 Millionen Franken.
Angesichts der Verschuldung und des Cash-Burns drängt eine rasche Umsetzung der angestossenen Restrukturierungs- und Finanzierungsmassnahmen, um die Geschäftstätigkeit fortzuführen, heisst es weiter. Konkret muss Meyer Burger 100 Millionen Franken auftreiben – und zwar rasch. Es gebe keine Garantie, dass dies möglich sein werde oder zu attraktiven Bedingungen für Meyer Burger oder die Aktionäre.
Diese Nachrichten kommen an der Börse schlecht an: Die Meyer-Burger-Aktie schmiert im frühen Handel regelrecht ab. 45 Minuten nach Börsenstart hat der Titel rund 20 Prozent verloren! Aktuell kostet eine Aktie gerade noch etwas mehr als einen Franken.
Verkauf von Lagerbeständen soll Liquidität sichern
Zusätzliche Liquidität soll auch durch den Verkauf von Solarmodulen aus Lagerbeständen gesichert werden. Zudem sollen nicht mehr benötigte Vermögenswerte veräussert werden, um den operativen Betrieb während der Ramp-Phase finanziell zu stützen. Derzeit liege die Finanzierungslücke bei einem hohen zweistelligen Millionenbetrag. Meyer Burger stehe in fortgeschrittenen Verhandlungen mit den Inhabern der Wandelschuldverschreibung, um frisches Kapital zu beschaffen.
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Derweil wird die Produktion in Goodyear in den USA hochgefahren und es sei eine kontinuierlich steigende Menge an Solarmodulen für die zweite Jahreshälfte zu erwarten. Aufgrund der bestehenden langfristigen Abnahmeverträge können die produzierten Solarmodule sofort verkauft werden und werden sich im zweiten Halbjahr positiv auf den Umsatz auswirken.
Für 2026 erwartet das Unternehmen weiter einen Umsatz im Bereich von 350 bis 400 Millionen Franken, der EBITDA soll bei rund 70 Millionen liegen.
Pläne für Bau von US-Fabrik begraben
Seine provisorischen Umsatzzahlen hatte das Unternehmen nach zweifacher Verschiebung Ende September kommuniziert. Die Verkäufe halbierten sich in den ersten sechs Monaten annähernd auf nur noch 48,7 Millionen Franken. Hauptgrund für den Rückgang ist die Neuausrichtung des Unternehmens auf den US-Markt. Dazu wurde auch die Produktion in Europa teilweise eingestellt und das neue Werk in den USA hat gerade erst mit der Fertigung begonnen.
Bei der Neuausrichtung gab es auch schon mehrere Rückschläge. So musste das Unternehmen seine Pläne für eine Zellfabrik in den USA wegen Finanzierungsschwierigkeiten kurzfristig begraben. Mit einem neuen Restrukturierungsprogramm will Meyer Burger nun gegensteuern und sich stärker auf sein Kerngeschäft fokussieren.
Im Zuge des Programms sollen 200 Stellen gestrichen werden, vor allem in Europa. Zudem haben auch der bisherige CEO und CFO ihren Hut genommen. Die operativen Geschäfte führt bis auf Weiteres Verwaltungsratspräsident Franz Richter zusätzlich zu seinem bisherigen Amt.