Das angeschlagene Solarunternehmen Meyer Burger versucht mit einem neuen Restrukturierungsprogramm den Befreiungsschlag. Der Firmenchef verlässt die Firma. Auch zahlreiche Mitarbeitende werden ihren Job verlieren.
Firmenchef Gunter Erfurt geht per sofort. In einer Übergangszeit soll er dem Verwaltungsrat aber weiterhin beratend zur Seite stehen. VR-Präsident Franz Richter übernimmt nun die operative Leitung. Er sitzt seit 2015 im Verwaltungsrat der Gesellschaft und ist seit 2021 Präsident. Zuletzt war er als CEO bei Süss MicroTec tätig. Zudem bekleidet er bei der Dr. Hönle AG das Posten als Verwaltungsratspräsident.
Die Nachricht kommt bei den Anlegern nicht gut an. Im frühen Handel am Vormittag rauschte die Meyer-Burger-Aktie über 9 Prozent ab und pendelte sich gegen Mittag bei etwas über 1,70 Franken ein. Seit Jahresbeginn hat das Papier damit 96 Prozent eingebüsst!
Auch Finanzchef Markus Nikles wird das Unternehmen verlassen. Er tritt per Ende September zurück. Die Verantwortung für den Bereich Finanzen und Controlling übernehmen künftig Ralf Hermkens in den USA und Frank Zimmermann in Europa. Beide sind bereits für Meyer Burger tätig.
Marcus Bäumer, Finanzanalyst bei der Luzerner Kantonalbank, schätzt die Lage von Meyer Burger weiterhin als «sehr schwierig» ein. «Inwieweit die Veränderungen im Management tatsächlich zu einem Neuanfang führen werden, bleibt abzuwarten. Bedenklich ist auch die Finanzierungslücke.» Weil das Unternehmen keine Aussagen zu den bisher angestrebten Finanzierungsquellen gemacht habe, scheine es keinen Fortschritt gegeben zu haben. Jetzt müsse man die mehrmals verschobenen Halbjahreszahlen am 30. September abwarten.
Starker Stellenabbau
Mit der geplanten «Verschlankung» der gesamten Konzernstruktur geht ein massiver Stellenabbau einher, wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Die Zahl der weltweit Beschäftigten soll um 200 auf 850 bis Ende 2025 sinken. Dabei soll der Abbau überproportional in Deutschland erfolgen. In den USA wird mit einem Aufbau der Mitarbeiterzahl gerechnet, um die vollen Produktionskapazität im neu gebauten Werk in Goodyear erreichen zu können.
Mit dem neuen Restrukturierungsprogramm will Meyer Burger wieder zur Profitabilität zurückkehren. Konkret strebt Meyer Burger bis im Jahr 2026 einen Umsatz von 350 bis 400 Millionen Franken an sowie einen EBITDA im mittleren zweistelligen Millionenbereich.
Fokussierung auf US-Markt
Die Umsatzprognosen basieren auf den vorhandenen Produktionskapazitäten und den langfristigen Abnehmerverträgen mit Grosskunden, heisst es weiter. Die Produktionsbereiche in Thalheim (Deutschland) und Goodyear (USA) sowie die Technologiefähigkeit in Hohenstein-Ernstthal (Deutschland) sollen erhalten bleiben. Bekanntlich hatte Meyer Burger erst vor kurzem seine Produktion in Deutschland teilweise eingestellt und wollte sich künftig schwerpunktmässig auf dem US-Markt konzentrieren.
Die nun auf drei Mitglieder verkleinerte Geschäftsleitung soll sich zunächst auf die schnelle «Wiedererreichung der Profitabilität konzentrieren», heisst es. Chief Operating Officer (COO) Daniel Menzel wird zudem die Leitung des Verkaufs mitübernehmen. Um die juristischen und personalbezogenen Aspekte der Restrukturierung soll sich Chief Sustainability Officer (CSO) Katja Tavernaro kümmern.
Um weitere Umsätze zu generieren, prüft Meyer Burger zudem den Verkauf von Technologie und Equipment an strategische Kunden in den Bereichen Solarzellenherstellung und Modultechnologie.