Darum schätzt Belinda Kreuzer das Co-Living so sehr
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Neustart dank der Pandemie:Darum schätzt Belinda Kreuzer das Co-Living so sehr

Während der Pandemie zog sie aus der Wohnung in ein Zimmer
Belinda Kreuzer lebt im Hotel – aber nicht als Gast

Die Pandemie hat Belinda Kreuzers Leben grundlegend verändert Diesen Sommer wagte sie einen Neustart und zog von einer 4,5-Zimmer-Wohnung in ein 28 Quadratmeter grosses Zimmer.
Publiziert: 29.12.2021 um 11:47 Uhr
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Aktualisiert: 05.05.2022 um 12:00 Uhr
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Belinda Kreuzer (34) zog von einer 4,5-Zimmer-Wohnung in Brig VS in ein 28 Quadratmeter grosses Zimmer in Kloten ZH.
Foto: Philippe Rossier
Dorothea Vollenweider und Philippe Rossier

Wenn Belinda Kreuzer (34) von ihrem neuen Leben spricht, leuchten ihre Augen. Sie wohnt erst seit ein paar Monaten in Kloten ZH. Und doch hat man das Gefühl, sie ist angekommen. Kreuzer tauschte ihre 4,5-Zimmer-Wohnung in Brig VS diesen Sommer mit einem 28 Quadratmeter grossen Zimmer in Kloten ZH. Der Raum befindet sich im ehemaligen Hotel Allegra, das heute als Co-Living genutzt wird.

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«Co-Living eignet sich super, um in einer neuen Stadt Fuss zu fassen», sagt Kreuzer. Es sei immer jemand da, an den man sich wenden könne. Einer der grössten Vorteile von Co-Living ist für die Walliserin, dass man seine Privatsphäre hat und trotzdem nie alleine ist. Gleich am ersten Tag konnte Kreuzer erste Kontakte knüpfen. «Ich bin ein geselliger Mensch und nicht gerne alleine.» Das war mit ein Grund dafür, dass sie ihr altes Leben hinter sich liess.

Zeit für eine Veränderung

Damals, als sie noch in Brig wohnte, arbeitete sie wegen der Pandemie nur noch im Homeoffice. Die ausgebildete Lehrerin und Yoga-Instruktorin war bei einem Lehrmittelverlag angestellt. «Meine Arbeitstage waren lang, ich schuftete teilweise bis spät in die Nacht», sagt sie. Der Kontakt nach aussen fehlte ihr. Die Corona-Situation machte ihr immer mehr zu schaffen. Kreuzer fühlte sich im Homeoffice einsam. «Irgendwann fragte ich mich, ob das wirklich alles ist», so Kreuzer.

Sie wollte mehr vom Leben. Also packte sie den Inhalt ihrer 4,5-Zimmer-Wohnung zusammen und zog nach Kloten. Das Co-Living-Haus teilt sie mit rund 80 Mietern. Sie wohnen in ehemaligen Hotelzimmern. Dort haben sie ihr Rückzugsort mit Bett und Bad. Alles andere findet in Gemeinschaftsräumen statt: Die Küche wird pro Stockwerk geteilt, genauso wie die Waschräume. Dazu kommt ein grosser Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss, der gerade erst fertig geworden ist.

Wie eine WG, nur organisierter

Co-Living ist ein bisschen wie WG-Leben, nur organisierter. Es handelt sich meist um ein Angebot, das von einem Betreiber geführt wird. Das Co-Living in Kloten stammt vom Start-up Tomo Domo, das im Oktober 2021 bereits das vierte Co-Living-Haus im Raum Zürich eröffnete. Der Betreiber fungiert als Schnittstelle zwischen Immobilienbesitzer und Bewohnern. Im Gegensatz zu WGs gibt es eine klar definierte Hausordnung, die vom Betreiber kontrolliert wird.

Die Betreiber des Co-Living in Kloten suchen Mieter, die mindestens drei Monate bleiben. Weil Kreuzer einen Jahresvertrag unterschrieben hat, bezahlt sie für das Zimmer 1195 Franken pro Monat – ohne Jahresvertrag wären es 1390 Franken. Genauso viel wie sie davor für ihre 4,5-Zimmer-Wohnung in Brig bezahlte. Bereut hat die Walliserin den Schritt trotzdem nie.

«Ich schätze den Austausch sehr»

Auch wenn es nicht immer einfach war. Kreuzer ist ein ordentlicher Mensch. Da komme es schon mal vor, dass sie sich über das Chaos in der Küche aufrege. «Wer schon einmal alleine lebte, geht wohl auch deshalb selten zurück in eine WG», sagt sie lachend. Co-Living sei ein guter Mittelweg. Im Haus wohnen viele Selbständige und Studenten. Es sind vor allem junge Leute aus allen Ecken der Welt. «Ich schätze den internationalen Austausch sehr.»

So wie Kreuzer gehts es vielen Menschen in der Schweiz. «Das Co-Living-Angebot hat in der Schweiz in den letzten zwei Jahren zugenommen», sagt Daniel Stocker, Head Research beim Immobilien-Consulting-Unternehmen JLL. Genaue Zahlen für den Schweizer Markt gibt es nicht. Es handelt sich laut JLL um eine Nische, die aktuell nur in den Städten Zürich und Genf bedient werde.

Umnutzung von leeren Hotels

Co-Living dürfte sich künftig jedoch weiter ausbreiten. «Weil gewisse Hotels wegen der eingebrochenen Belegungen ihren Betrieb einstellten, ist davon auszugehen, dass das Angebot in nächster Zeit stärker zunimmt als in der Vergangenheit», sagt Stocker.

Co-Living bietet die Möglichkeit, sich in einer neuen Stadt schnell ein Netzwerk aufzubauen. Genau das möchte Kreuzer. Die Lehrerin will sich selbständig machen. Neben ihrem Job als Lehrkraft baut sie sich aktuell ein neues Standbein als Coach im Bereich Fitness, Health und Lifestyle auf. «Dafür ist die Grossstadt Zürich besser geeignet als das ländliche Wallis», sagt Kreuzer. Sie spricht vier Sprachen fliessend und hofft auf eine internationale Kundschaft. Ihre Coaching-Dienstleistungen bietet sie seit der Pandemie auch online an.

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