Die Welt von Schwingerkönigin Sonia Kälin (36) dreht sich seit letztem Februar etwas langsamer. «Früher war mein Tag dicht durchorganisiert. Heute bin ich schon zufrieden, wenn das Mittagessen gekocht ist», verriet sie nach der Geburt ihrer Tochter Lena.
Heute, acht Monate später, ist ihre kleine Familie ein gut eingespieltes Team. «Die Corona-Situation bedeutete für mich unter anderem, dass ich mehr Zeit hatte, in meiner neuen Rolle anzukommen», sagt Kälin. So wie ihr hat die Pandemie auch vielen anderen Schweizer Paaren zwar die Umstände erschwert, dafür mehr Zeit geschenkt. Und den Kinderwunsch verstärkt.
2021 – das Jahr zwei der Pandemie. Nach der ersten grossen Verunsicherung im Jahr zuvor, als wir alle versuchten, das Beste aus der schlechten Situation zu machen, begannen 2021 die Umbrüche. Viele veränderten ihr Leben, wurden Eltern, verliessen den langjährigen Job, zogen in eine neue Wohnung.
Blick zeigt zum Jahresende Menschen, für die 2021 einen Neustart bedeutete. Fünf Tage, fünf Themen: Liebe, Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Haustiere.
2021 – das Jahr zwei der Pandemie. Nach der ersten grossen Verunsicherung im Jahr zuvor, als wir alle versuchten, das Beste aus der schlechten Situation zu machen, begannen 2021 die Umbrüche. Viele veränderten ihr Leben, wurden Eltern, verliessen den langjährigen Job, zogen in eine neue Wohnung.
Blick zeigt zum Jahresende Menschen, für die 2021 einen Neustart bedeutete. Fünf Tage, fünf Themen: Liebe, Arbeit, Wohnen, Gesundheit und Haustiere.
Bis zu acht Prozent höhere Geburtenrate
Dass zahlreiche Paare den Lockdown für die Familienplanung genutzt haben, zeigt ein Blick in die Zahlen. Gemäss dem Bundesamt für Statistik brachten Schweizer Frauen 2021 im Zeitraum vom Januar bis Oktober rund 52'900 Kinder zur Welt. So viele wie seit fünf Jahren nicht mehr. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 waren es in den gleichen Monaten 51'109 Kinder, im Jahr 2019 sogar nur 51'031 Geburten. In zwei Jahren ist die landesweite Geburtenrate der Schweizerinnen also etwa um 3,6 Prozent gestiegen.
Spitzenzahlen vermeldet dabei das Universitätsspital Basel: Über acht Prozent mehr Babys erblickten dort dieses Jahr das Licht der Welt. «Besonders in der zweiten Jahreshälfte sind deutlich mehr Babys auf die Welt gekommen als im Vorjahr», sagt der Leiter des Marketings und der Kommunikation, Thomas Pfluger.
«Nicht zu wissen, ob der Vater dabei sein darf, ist belastend»
Eines dieser Babyboom-Kinder war Lena, Kälins Tochter. Das Besuchsverbot wegen Corona und die Ruhe nach der Geburt waren für Kälin zwar entspannend. Dennoch ist es alles andere als einfach, in einer Pandemie ein Kind zu bekommen. «Nicht zu wissen, ob der Vater des Kindes bei der Geburt auch wirklich dabei sein darf, ist äusserst belastend», sagt die ehemalige Spitzensportlerin. Auch sei das Gebären mit Maske für Frauen eine Zumutung.
Für Kälin und ihren Mann war nicht nur die Rolle als Eltern neu. Ein paar Monate vor der Geburt zogen sie in ein Bauernhaus in Giswil OW. Viele Events, für die Kälin normalerweise als Interviewpartnerin oder Referentin gebucht wird, fallen wegen der Pandemie aus oder werden verschoben. «Das heisst zwar weniger Einnahmen, doch auch weniger Hektik», sagt Kälin. Und das habe sich ganz bestimmt positiv auf die Schwangerschaft und den Start ins Elternsein ausgewirkt.
Der Boom hält an
Auch die Beziehung zu ihrem Mann sei durch das Elternsein bisher nur noch schöner geworden. «Eigentlich haben wir weniger Meinungsverschiedenheiten als vorher», so Kälin. Besonders, wenn es um ihre Tochter gehe, ziehen die beiden am gleichen Strick.
Ihr Mann nehme seine Vaterrolle sehr ernst, seine Meinung ist Kälin wichtig. «Ich möchte nicht alles alleine bestimmen – es ist genauso seine Tochter.» Doch sollte Lena ein Geschwisterchen bekommen, hofft Kälin, dass es unter anderen Umständen bei ihr ankommen darf.
Und der Babyboom? Der dürfte anhalten. So schreibt der Apothekengrossist Galenica auf Anfrage, dass die Nachfrage nach Schwangerschaftstests auch in der zweiten Jahreshälfte von 2021 um 30 Prozent höher lag als im Vorjahr.