Auf einen Blick
- Migros verschiebt Hotelplan-Verkauf auf 2025 wegen behördlicher Abklärungen
- Migros akzeptiert niedrigeren Preis für Arbeitsplatzsicherung bei Hotelplan
- Hotelplan verbuchte zweimal in Folge Rekordgewinn vor Verkaufsankündigung
Bis Ende Jahr wollte die Migros ihren im Februar angekündigten Verkauf der Reisetochter Hotelplan unter Dach und Fach haben. Doch nun ist klar: Der oder die Käufer werden erst «im Verlauf des ersten Quartals 2025» angekündigt. Das hat Migros-Boss Mario Irminger (59) in seinem Interview mit dem SonntagsBlick festgehalten.
«Es braucht noch ein paar behördliche Abklärungen», so Irminger. «In Grossbritannien zum Beispiel, wo die Hotelplan-Gruppe auch tätig ist, benötigt man bei einem Eigentümerwechsel in der Reisebranche eine behördliche Genehmigung, um Schadenfälle für die Konsumenten zu verhindern.»
Tieferer Preis für Arbeitsplatzerhalt
Im selben Interview bestätigt Irminger, dass der Preis nicht das entscheidende Verkaufskriterium ist. «Wir versuchen bei jedem Verkauf, für die Kunden und unsere Mitarbeitenden die bestmögliche Lösung zu finden», sagt er. Die Migros sei bereit, einen niedrigeren Verkaufspreis in Kauf zu nehmen, um Arbeitsplätze zu sichern.
In den letzten Wochen schossen die Spekulationen ins Kraut. Als heissester Käufer-Kandidat gilt ein deutsches Gespann aus Dertour – der Muttergesellschaft des Hotelplan-Rivalen Kuoni – und Hometogo. Über potenzielle Käufer und allfällige Konsequenzen des Verkaufs wollte Irminger im Interview jedoch nicht spekulieren.
Der Verkaufsentscheid habe teils «emotionale Reaktionen von Betroffenen» ausgelöst, räumt Irminger ein. Dafür habe er auch Verständnis. Er ist aber überzeugt, dass die getroffene Entscheidung richtig war.
Kein Platz mehr für Hotelplan
Die Verkaufsankündigung im Februar kam jedenfalls überraschend. Hotelplan hatte im Vorjahr zum zweiten Mal in Folge einen Rekordgewinn verbucht. Für die Migros deshalb der ideale Zeitpunkt für einen Verkauf.
Weil Reisen für die Migros keine strategische Relevanz mehr hat. Aber nicht nur das. Im Februar sagte Michel Gruber (47), Chef Handel bei der Migros: «Es gibt in der Reiseindustrie eine Verschiebung hin zu grossen Plattformen. Hotelplan ist zwar in der Schweiz das grösste Reiseunternehmen, aber im internationalen Vergleich klein.»