Die Credit Suisse ist im Krisenmodus. Nicht erst seit dieser Woche, doch am Mittwoch stürzte der Aktienkurs der Schweizer Grossbank derart ab, dass eine Rettungsspritze der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nötig würde – wenn auch nur mit einem Kredit.
Doch die Wirkung verpuffte schnell. Schon am Freitag sank der Kurs wieder, und am Abend berichtete die «Financial Times», dass Erzrivale UBS Teile oder das gesamte Geschäft der Credit Suisse übernehmen könnte. Die Gespräche sollen am Wochenende stattfinden. Ob sie von Erfolg gekrönt sind, bleibt unklar. Denn auch für die geschwächte Credit Suisse gibt es weitere Möglichkeiten.
Weiterwursteln
Auch wenn man momentan nicht dran glauben mag: Die Credit Suisse hat einen Plan. Im Oktober vergangenen Jahres kündigte Präsident Axel Lehmann (64) einen Radikalumbau an. Ein Sparprogramm, das Investmentbanking wird aufgesplittet und es gibt eine kräftige Finanzspritze aus Saudi-Arabien. Drei Jahre lang will man sich für die Kur geben. Und tatsächlich sagen auch die Schweizerische Nationalbank und die Bankenaufsicht Finma, dass die CS genügend Geld hat, um ihre Verpflichtungen einzuhalten, wie die «NZZ» schreibt.
Fraglich ist allerdings, ob das Vertrauen der Anlegerinnen und Anleger wieder zurückkehrt. Der Aktienkurs ist im letzten Monat um über 30 Prozent abgestürzt, allein am Freitag waren es acht Prozent. Dazu kommen die Abflüsse der Kundengelder. Je mehr Kunden ihre Konten auflösen, desto weniger Geld kann die Credit Suisse verdienen.
Eine komplette Übernahme
Eine andere Grossbank - zum Beispiel die UBS - könnte die CS als Ganzes übernehmen. Doch wie realistisch ist dieses Szenario? Auch wenn jetzt verhandelt wird: Es gibt noch viele Stolpersteine. So müsste zum Beispiel die Schweizer Wettbewerbskommission ihr Okay geben – sie hätte wohl «gewichtige Vorbehalte», wie der ehemalige Finma-Chef Eugen Haltiner gegenüber CH-Media sagt. Und auch die UBS dürfte nicht unbedingt Lust haben, den kriselnden Konkurrenten aufzunehmen.
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Doch es muss nicht unbedingt eine Schweizer Lösung sein: Auch Banken wie die BNP Paribas oder die italienische Unicredit werden als Namen herumgereicht. Doch auch hier gibt es Vorbehalte. Die Credit Suisse hat ein grosses Schweizgeschäft, das auch in der Schweiz bleiben soll. Zudem waren internationale Bankenfusionen in letzter Zeit selten, wie die «NZZ» schreibt.
Egal wer schlussendlich zugreift: Es wartet viel Arbeit, jedoch sind nur einzelne Teile der Credit Suisse auch finanziell attraktiv.
Die Aufspaltung
Interessanter könnte es darum sein, nur einzelne Teile der Credit Suisse zu kaufen. Insbesondere für den Schweizer Teil der Bank würde man wohl einen Käufer finden. Die «NZZ» nennt unter anderem BNP Paribas, die britische HSBC oder die spanische Santander.
Weniger Interesse besteht wohl bei der Deutschen Bank. Sie müssen sich selbst erst von einer Krise erholen.
«Too big to fail»
Was passiert, wenn auch am Wochenende keine Lösung gefunden wird und sich der Zustand der Credit Suisse verschlimmert? Die Bank gilt als systemrelevant, als «too big to fail». Seit der Finanzkrise 2008 brauchen solche Banken mehr finanzielle Reserven und Notfallpläne. Davon gibt es drei: Den ersten, wie sich die Bank selbst sanieren will. Der zweite zeigt, wie die systemrelevanten Funktionen auch bei einer Krise laufen. Der dritte Plan wird von der Finanzmarktaufsicht erstellt. Er zeigt auf, wie sie die Credit Suisse im Fall der Fälle sanieren würde.
Grossbanken wie die CS müssen Notfallpläne für Krisen haben. Davon gibt es drei Arten:
- Recovery-Plan: Die Bank zeigt darin auf, wie sie sich in einem Krisenfall selbst zu stabilisieren gedenkt. Die Finma muss diesen Plan genehmigen. In solchen Plänen sind etwa der Verzicht auf Boni und Dividenden vorgesehen. Reicht das nicht, kommen Teilverkäufe von Geschäftsbereichen, die Wandlung von Obligationen in Eigenkapital und weitere Massnahmen infrage.
- Schweizer Notfallplan: Die Bank zeigt auf, wie sie die für die Schweizer Wirtschaft systemrelevanten Funktionen – vor allem den Zugang zu Einlagen und zum Zahlungsverkehr – in einer Krise unterbruchsfrei weiterführen kann. Die Finma prüft diese Pläne und beurteilt deren Umsetzbarkeit.
- Resolution-Plan: Die Finma erstellt einen «Resolution-Plan». Dieser zeigt auf, wie sie die Bank – im Fall von UBS und CS die gesamte Bankengruppe – im Krisenfall rekapitalisieren, sanieren oder liquidieren würde.
Zentral beim «Resolution-Plan» ist das sogenannte Bail-in. Damit soll die Bank so weit rekapitalisiert werden, dass sie die Eigenmittelvoraussetzungen wieder erfüllt. Ein Bail-in läuft so ab: Zuerst wird das gesamte Aktienkapital der Bank vollständig abgeschrieben werden. Das heisst: Die bisherigen Aktionäre verlieren ihren Anteil an der Bank. Danach werden sogenannte Bail-in-Bonds in Eigenkapital der Bank gewandelt und damit neue Aktien geschaffen.
Der Gläubiger – der so einen Bond erworben hat – verliert durch den Bail-in seine Forderung auf Rückzahlung des vereinbarten Nominalwerts am Ende der Laufzeit des Instruments. Im Gegenzug erhält er einen entsprechenden Anteil an den neu geschaffenen Aktien und wird damit Eigentümer der sanierten Bank. Wichtig für Kontoinhaber: Durch die Einlagensicherung sind Guthaben bis 100'000 Franken geschützt.
Nach der Durchführung des Bail-in wird die Bank – unter Kontrolle der Finma – saniert. Dazu kann es auch gehören, dass bestimmte Geschäftsbereiche verkauft oder aber liquidiert werden. (sf)
Grossbanken wie die CS müssen Notfallpläne für Krisen haben. Davon gibt es drei Arten:
- Recovery-Plan: Die Bank zeigt darin auf, wie sie sich in einem Krisenfall selbst zu stabilisieren gedenkt. Die Finma muss diesen Plan genehmigen. In solchen Plänen sind etwa der Verzicht auf Boni und Dividenden vorgesehen. Reicht das nicht, kommen Teilverkäufe von Geschäftsbereichen, die Wandlung von Obligationen in Eigenkapital und weitere Massnahmen infrage.
- Schweizer Notfallplan: Die Bank zeigt auf, wie sie die für die Schweizer Wirtschaft systemrelevanten Funktionen – vor allem den Zugang zu Einlagen und zum Zahlungsverkehr – in einer Krise unterbruchsfrei weiterführen kann. Die Finma prüft diese Pläne und beurteilt deren Umsetzbarkeit.
- Resolution-Plan: Die Finma erstellt einen «Resolution-Plan». Dieser zeigt auf, wie sie die Bank – im Fall von UBS und CS die gesamte Bankengruppe – im Krisenfall rekapitalisieren, sanieren oder liquidieren würde.
Zentral beim «Resolution-Plan» ist das sogenannte Bail-in. Damit soll die Bank so weit rekapitalisiert werden, dass sie die Eigenmittelvoraussetzungen wieder erfüllt. Ein Bail-in läuft so ab: Zuerst wird das gesamte Aktienkapital der Bank vollständig abgeschrieben werden. Das heisst: Die bisherigen Aktionäre verlieren ihren Anteil an der Bank. Danach werden sogenannte Bail-in-Bonds in Eigenkapital der Bank gewandelt und damit neue Aktien geschaffen.
Der Gläubiger – der so einen Bond erworben hat – verliert durch den Bail-in seine Forderung auf Rückzahlung des vereinbarten Nominalwerts am Ende der Laufzeit des Instruments. Im Gegenzug erhält er einen entsprechenden Anteil an den neu geschaffenen Aktien und wird damit Eigentümer der sanierten Bank. Wichtig für Kontoinhaber: Durch die Einlagensicherung sind Guthaben bis 100'000 Franken geschützt.
Nach der Durchführung des Bail-in wird die Bank – unter Kontrolle der Finma – saniert. Dazu kann es auch gehören, dass bestimmte Geschäftsbereiche verkauft oder aber liquidiert werden. (sf)
Die Sanierung
Die Sanierung einleiten muss die Finanzmarktaufsicht. Möglich ist entweder eine Sanierung nach dem Notfallplan oder – wenn keine Aussicht auf eine Sanierung besteht – kann die Aufsicht den Konkurs der Bank verfügen. (bro)