UBS-Kahlschlag bei CS-Personal
Nicht nur Backoffice-Angestellte müssen zittern

Die Frustration bei den CS-Angestellten wächst. Wer darf bleiben, wer muss gehen? Neben dem Backoffice dürften auch Händler und Verkäufer betroffen sein, meint Bankenkenner Andreas Venditti. Aber ist das auch in der Schweiz der Fall?
Publiziert: 28.06.2023 um 19:24 Uhr
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35'000 Stellen will die CS laut Medienberichten streichen.
Foto: Melanie Duchene

Unter den CS-Angestellten an den verschiedenen Standorten in Zürich macht sich Fatalismus breit. Was auffällt: Auch kurz vor Sommerferienstart sind die Büros gut gefüllt. Homeoffice ist offenbar nicht angesagt, wenn es darum geht, den eigenen Job zu retten. Tausende rechnen damit, ihre Stelle zu verlieren – etwas dagegen tun, können die wenigsten.

Ihre Vertretung, der Schweizerische Bankenpersonalverband (SBPV), wird von der neuen UBS im Dunkeln gelassen. Noch. Immer mehr CS-Angestellte laden ihren Frust ab – die SBPV-Telefonleitungen laufen heiss. «Nach mehr als drei Monaten steigt die Unsicherheit und Frustration, auch gerade wegen solcher Medienberichte weltweit», sagt Natalia Ferrara (40), Geschäftsführerin beim SBPV. Die UBS sorge mit ihrer einseitigen Kommunikation nicht gerade für mehr Vertrauen.

35'000 Stellen vor dem Abbau?

Ferrara hat deshalb klare Forderungen: «Der SBPV fordert die UBS deshalb auf, in diesem Prozess mit den internen und externen Sozialpartnern zusammen nach Lösungen zu suchen und gemeinsam mit ihnen zu kommunizieren.»

Die Nachrichtenagentur Bloomberg sprach diese Woche davon, dass bis zu 35'000 Stellen bei der neuen UBS abgebaut werden könnten. Das wären mehr als die Hälfte der übernommenen CS-Angestellten oder rund 30 Prozent der Stellen der kombinierten Grossbank.

Vor allem im Hauptsitz am Paradeplatz sei die Stimmung schlecht, vernimmt Blick aus der Bank. Allein in Zürich dürften mindestens 7000 Stellen wegfallen, schreibt die Nachrichtenagentur Reuters. Anderenorts ist gar von 12'000 Stellen die Rede. An anderen Standorten scheinen sich viele damit arrangiert zu haben, bald ihren Job zu verlieren oder zu den Glücklichen zu gehören, die weiter für die neue UBS arbeiten können.

Was, wenn die Falschen gehen müssen?

UBS-Chef Sergio Ermotti (63) drückt aufs Gas. Die Angst bei den Angestellten vor Fehlentscheiden wächst. «Wie wollen die Verantwortlichen so schnell wissen, welche Leute sie wirklich brauchen», gibt ein Banker zu bedenken. «Was ist, wenn sie die Falschen auswählen?»

Vom Abbau in Zürich, wo beide Banken ihren Hauptsitz haben, dürften viele Angestellte im Backoffice betroffen sein. Gerade in den Bereichen Risk und Compliance gibt es viele Überschneidungen. Zudem: Werden Geschäfte heruntergefahren, braucht es generell weniger Leute, die diese überwachen.

Gemäss Bloomberg sind drei Abbaurunden geplant: Anfang Juli, dann im September und Oktober. Zuerst wird es aber nicht die Schweiz treffen – sondern London, New York und Asien. «Die UBS will die Investmentbank der CS gar nicht mehr – deshalb wird man in London und New York massiv herunterfahren», erklärt Andreas Venditti (50), Analyst bei der Bank Vontobel.

Auch Händler und Verkäufer betroffen

Da ist aber nicht nur das Backoffice betroffen: Wenn ein Grossteil der CS in London und New York abgebaut wird, braucht es auch keine Händler oder Verkäufer mehr. «Die Handelsaktivitäten muss man aber geordnet herunterfahren – das braucht Zeit», so Venditti weiter. Das Gleiche gilt für die IT: Aktuell laufen beide Systeme parallel, bis alles auf die UBS-Plattformen migriert ist. Erst dann kann der Stecker gezogen werden. Viele Stellen braucht es dann nicht mehr.

Die besten «Überlebenschancen» haben momentan noch die Mitarbeitenden der CS Schweiz. Dabei ist aber noch nicht klar, was mit ihr passiert. Die Pläne der UBS deuten darauf hin, dass die UBS das Inlandgeschäft der CS absorbieren und dabei die Abläufe straffen und die Kosten senken wolle, so Reuters. Venditti zu Blick: «Auch wenn die CS Schweiz erhalten bleibt, wird es zu einem Abbau kommen.» Denn die Ertragsbasis der CS habe sich massiv verkleinert.

Klarheit sollen bis Mitte Juli einzig die ersten 1200 Bankerinnen und Banker, wohl Führungskräfte, haben. Das kündigte Ermotti diese Woche an einer Veranstaltung an. Zehntausende andere dagegen werden weiter im Ungewissen in den Sommer gehen.

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