Trotz akutem Fachkräftemangel
73'000 Kaderleuten in der Schweiz droht Jobverlust!

Eine neue Erhebung zeigt: Der Fachkräftemangel führt paradoxerweise dazu, dass Menschen arbeitslos werden. Innerhalb von nur 3 Jahren könnten Zehntausende Jobs verloren gehen! Betroffen sind etwa Kadermitarbeitende der CS, wo ein massiver Stellenabbau droht.
Publiziert: 01.08.2022 um 00:40 Uhr
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Aktualisiert: 01.08.2022 um 09:54 Uhr
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In der Schweiz droht 73'000 Führungskräften der Jobverlust. (Symbolbild)
Foto: Getty Images
Sarah Frattaroli

1 bis 1,5 Milliarden Franken will die Credit Suisse nach den jüngsten Turbulenzen dieser Tage einsparen. Wo und wie genau ist noch nicht geklärt. Für Arbeitsmarktexperten ist derweil schon längst klar: Über die Klinge springen müssen im Fall eines grossangelegten Stellenabbaus nicht etwa einfache Angestellte, sondern ausgerechnet Kadermitarbeitende.

Eine Erhebung des Stellenvermittlers Dynajobs und des Angestelltenverbands Angestellte Schweiz, die Blick exklusiv vorliegt, zeigt: Bis 2025 droht 73'000 Kaderleuten in der Schweiz der Jobverlust!

Fachkräftemangel bremst Wirtschaft

In Anbetracht des akuten Fachkräftemangels scheint die Warnung paradox. Tatsächlich gehen die beiden Phänomene aber Hand in Hand: «Bis 2025 fehlen 365'000 Fachkräfte. Das bremst die Wirtschaft um rund 18 Prozent», prognostiziert Dynajobs-Geschäftsführer Tino Senoner (63), aus dessen Feder die Erhebung stammt.

Eine gebremste Wirtschaft braucht auch weniger Chefs und Chefinnen. Kommt hinzu, dass Grosskonzerne immer mehr Arbeit ins Ausland verlagern werden – weil sie in der Schweiz schlicht nicht mehr das Personal dafür finden. Dadurch wandern auch Führungspositionen ins Ausland ab.

Führung im Homeoffice

Neben dem Fachkräftemangel ist auch die neue Arbeitswelt durch Corona mitschuldig am drohenden Jobverlust für 73'000 Führungskräfte. In Zeiten von Homeoffice sind Hierarchien flacher geworden. Die Angestellten übernehmen mehr Eigenverantwortung. Wer sich ausschliesslich mit Mitarbeiterführung beschäftigt, wird nicht mehr gebraucht.

Betroffen vom anstehenden Stellenabbau sind laut Senoner denn auch vor allem Grosskonzerne. «Ab 250 Mitarbeitenden entstehen Strukturen mit reinen Führungskräften.» Diese Kaderleute wissen über Personalführung Bescheid – haben aber wenig spezialisierte Fachkenntnisse über ihren Bereich und ihre Branche.

KMU-Chefs nicht betroffen

Im Umkehrschluss heisst das auch, dass sich Chefs von KMU und mittelgrossen Unternehmen nicht vor dem drohenden Kahlschlag auf den Teppichetagen fürchten müssen. Sie führen nicht nur personell, sondern auch fachlich – und werden daher auch in Zukunft gebraucht.

Wer sich hingegen ausschliesslich mit Personalführung beschäftigt, sollte nun schnellstmöglich reagieren, rät Senoner. «Führungskader haben auf dem Arbeitsmarkt nur Chancen, wenn sie über gefragtes Fachwissen verfügen.» Besonders gefragt seien digitale Skills. Gut fährt auch, wer eine Branche ins Auge fasst, wo der Fachkräftemangel besonders gross ist: etwa die IT sowie die Logistik- oder die Gesundheitsbranche.

Ein Branchenwechsel dürfte auch für viele Credit-Suisse-Kaderleute unumgänglich sein, wenn dort wie befürchtet ein massiver Stellenabbau umgesetzt wird. Sowohl Arbeitsmarktexperte Senoner als auch der Bankpersonalverband warnen davor, dass der Arbeitsmarkt im Bankensektor gesättigt sei. Wenn die CS auf einen Schlag Tausende Mitarbeitende vor die Tür stellt, werden sie kaum alle bei der UBS unterkommen. Schon gar nicht, wenn sie «nur» Kompetenzen zur Personalführung und Kenntnisse für übergeordnete Herausforderungen im Bankwesen mitbringen, jedoch keine spezifisch gesuchten Fachkenntnisse ausweisen können.

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