«Arbeite für den King. Nicht für den Clown.» Mit diesem originellen Slogan wirbt Burger King um Mitarbeitende. Das Zürcher Steueramt will Bünzlis von vornherein als neue Kollegen ausschliessen, buhlt mit einer tätowierten Frau und einem Glatzkopf als Teamleiter um neue Kollegen. Wer auf Pizza Hawaii steht oder ein Steuerhinterzieher sei, dürfte es schwer haben, heisst es im Jobinserat weiter.
So viel Witz hätten die wenigsten den Beamten bei der Personalsuche zugetraut. Und tatsächlich ist es um die Kreativität bei Stelleninseraten in Verwaltung und Privatwirtschaft schlecht bestellt. Das weiss auch Cornel Müller (55), der als Gründer und Miteigentümer von Jobagent.ch weitere 200 Rekrutierungsplattformen betreibt. «Es ist ein Trauerspiel, wir haben 250'000 Vakanzen online, darunter sind gerade mal 100 wirklich gute Stelleninserate.»
Es geht auch anders
Alles andere sei mehr oder weniger voneinander abgeschrieben, so Müller. «Wir haben 4000 Inserate für Java-Entwickler analysiert und dabei x-mal den gleichen Kommafehler gefunden.» Müller selbst geht mit gutem Beispiel voran. Die Firma in Thalwil ZH liegt direkt am See, stellt den Angestellten Stand-up-Paddles zur Verfügung oder bietet die Möglichkeit zum Wasserskifahren. Das komme bei der jungen Belegschaft sehr gut an.
Cornel Müller kennt andere Beispiele, wie Firmen aus der grossen Masse herausstechen können. Ein Bauunternehmen in Baselland zum Beispiel offeriert den Angestellten eine Deutschstunde pro Woche. Eine Firma in Deutschland zahlt allen eine Woche Ferien zusätzlich, die beim Reisen aufs Fliegen verzichten. Das locke spannende Bewerber an.
Müller ist klar, dass längst nicht alle in der gleich komfortablen Lage sind wie er. Trotzdem ruft er zu mehr Nachdenken und Analyse auf, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren: «Es geht darum, die Suche zu personalisieren. IT-Entwicklerinnen holt man mit ganz anderen Angeboten ab als Pflegefachleute oder Führungskräfte.»
Nicht alle können mehr Lohn zahlen
Also etwa mehr Lohn? Roland Müller (59), Direktor des Arbeitgeberverbands, winkt ab. «In der Lohngestaltung ist der Spielraum sehr eingeschränkt. Viele Firmen halten sich an Lohnbandbreiten, nur schon, um die interne Kultur und die Lohnstrukturen nicht zu gefährden.» Und er ergänzt: «Es geht um mehr als den Lohn. Genauso wichtig sind Arbeitsbedingungen und Zeitflexibilität.» Homeoffice, Jahresarbeitszeit und gute Sozialleistungen gehören heute fast schon zum Standard.
Ein Beispiel dafür ist IT-Unternehmer Thomas Wüst (58). Mit seiner Firma Ti&m schafft er es, jedes Jahr an die 100 Spezialisten einzustellen, sich gegen die übermächtige Konkurrenz etwa von Google zu behaupten. «Das gelingt wegen unserer Werte und unserer Arbeitsplatzkultur, die bereits mehrfach ausgezeichnet wurde», so Wüst.
Auch wenn Töggelikasten und Feierabendbier nicht alle anzieht – bei den Informatikern scheint es zu funktionieren. Was wohl auch hilft, ist die Möglichkeit, das Pensum monatlich anzupassen, also mal mehr, mal weniger zu arbeiten. Einzig beim Lohn gibt es wenig Spielraum: «Der Schweizer IT-Stellenmarkt und die Löhne sind sehr transparent. Bei Lohnverhandlungen richten wir uns – wie die Konkurrenz auch – nach dem Markt», erklärt Wüst bestimmt.
Das lesen Sie im SonntagsBlick: Homeoffice und die Folgen für Gewerbetreibende, so tickt die Generation Z und wie die Arbeitswelt der Zukunft aussieht.