26 Jahre lang hat Jasmin Orschel (49) einen Spielwarenladen geführt. Bis Corona kam. Anderthalb Jahre lang sass sie in Kurzarbeit zu Hause. «Irgendwann ist es mir verleidet», erzählt sie Blick. Über einen alten Bekannten ist sie dann in eine völlig neue Branche hineingerutscht: die Hotellerie.
Ein typisches Beispiel. Wie Jasmin Orschel wechselten in den letzten zwei Jahren besonders viele Leute die Branche. Untypisch ist allerdings, dass sie den Schritt in die Gastronomie machte – die meisten gehen den umgekehrten Weg.
Jasmin Orschels Hotelkarriere beginnt im August 2021 an einer Rezeption in Interlaken BE. «Das Hotel war damals pumpenvoll. Am Anfang bin ich geschwommen», erinnert sie sich. «Aber es hat mir gefallen. Das war Action!»
Arbeiten bis nach 22 Uhr
Den Betrieb hat sie in der Zwischenzeit gewechselt, der Branche ist sie treu geblieben. Zurück in den Verkauf? «Im Moment nicht.» Und das, obwohl sie für den Branchenwechsel ihre geregelten Arbeitszeiten aufgeben musste. «Früher war mein Arbeitstag um 18 Uhr zu Ende. Heute dauert er schon mal bis nach 22 Uhr.»
Dass sie den Wechsel trotzdem nicht missen möchte, hat mit den Menschen zu tun. «Gastgeberin zu sein macht einfach mehr Spass. Es ist immer etwas los.»
Ohne den massiven Fachkräftemangel in Hotellerie und Gastronomie hätte Orschel den Sprung an die Hotelrezeption als Quereinsteigerin kaum so leicht geschafft. Obwohl sie nun mit anpackt, fehlt es im Seehotel Bönigen bei Interlaken BE noch an Personal. Vor allem in der Küche. Statt vier arbeiten dort aktuell nur zwei Köche. Das Restaurant musste seine Öffnungszeiten einschränken und hat nur noch am Wochenende geöffnet. «Wenn viele Töpfe rumstehen und zu wenig Leute da sind, helfe ich auch gerne mal beim Abwasch aus.»