Wie herrlich, sich bei 35 Grad auf der Wasserachterbahn Poseidon eine erfrischende Dusche zu gönnen! Oder beim Fjord Rafting vom reissenden Wildbach abgekühlt zu werden! Der Europapark erfreut sich in diesen heissen Sommertagen vieler Besucher.
Die Kehrseite der Medaille: lange Warteschlangen vor den Achterbahnen, Glacé-Ständen und Souvenirshops. Das hat auch, aber nicht nur mit dem Sommeransturm zu tun. Weil es an allen Ecken und Enden, vor allem in der Gastronomie und Hotellerie an Fachkräften mangelt, hat der Europapark nun die Gäste-Frequenzen gedeckelt, bestätigt Sprecher Dieter Borer auf Anfrage.
So ist derzeit bei etwas über 30'000 Besucherinnen und Besuchern täglich Schluss mit einem Eintritt in den beliebten Freizeitpark in Rust (D). «Wir kämpfen mit Personalmangel und arbeiten deshalb mit Kapazitätsbeschränkungen anstatt an den Öffnungszeiten zu schrauben», sagt Borer weiter.
Verkürzte Öffnungszeiten
Noch härter trifft es den grössten Freizeitpark Italiens, das Gardaland bei Verona. Dort müssen wegen Personalengpässen die Öffnungszeiten eingeschränkt werden: Statt um 23 Uhr schliesst ein Teil des Parks neu bereits um 19 Uhr.
Auf Facebook ergiesst sich ein Strom der Empörung über die Betreiber. «Sie haben sich nicht einmal die Mühe gemacht, uns zu informieren. Wir haben den vollen Preis für nichts bezahlt», schreibt ein User. Ein anderer droht damit, seine Saisonkarte zurückzugeben, «wenn das Problem nicht innerhalb eines Monats behoben ist».
So schlimm ist es beim Europapark nicht – aber auch dort finden sich bei Google vereinzelt negative Bewertungen. Eine Userin aus Deutschland schreibt von «sehr sehr langen Wartezeiten» und «kurzen Öffnungszeiten». Eine andere echauffiert sich: «Unfreundliches Personal! Nie wieder!» Dazu Borer vom Europapark: «Wartezeiten an den Attraktionen können wir nicht ausschliessen, aber wir tun alles, um diese zu vermeiden.»
Saisonarbeiter fehlen
Dass die Freizeitparks mit Personalengpässen kämpfen, ist kein Zufall: Die ganze Hotellerie-, Tourismus- und Gastro-Branche sucht aktuell händeringend nach Personal. Auch hierzulande schränken diverse Restaurants ihre Öffnungszeiten und die Menükarte ein. Das Luzerner Gastro-Imperium Remimag hat im Kampf gegen den Fachkräftemangel jüngst gar die 4-Tage-Woche eingeführt, um zusätzliche Bewerberinnen anzulocken.
Die Freizeitparks sind – ähnlich wie Restaurants und Hotels in Tourismusregionen – auf viele Saisonarbeitskräfte angewiesen. Wenn im Sommer die Besucher Schlange stehen, braucht es mehr Personal im Kassenhäuschen, am Hotdog-Stand und in den Warteschlangen vor den Achterbahnen.
Höhere Eintrittspreise
Neben der Rekrutierung von Mitarbeitenden bereitet dem Europapark auch die Teuerung Sorgen. Diese beträgt in Deutschland 7,9 Prozent und liegt damit deutlich über jener in der Schweiz (2,9 Prozent).
Für die laufende Sommersaison hat der Park denn auch die Eintrittspreise erhöht. Je nach Wochentag kosten die Eintrittskarten zwischen 55 und 62 Euro pro Person. Besuchern aus der Schweiz hilft der starke Franken: Der Europapark-Besuch wird dadurch automatisch günstiger.