Telekom-Experte zu erneuter Swisscom-Panne
«Wir müssen uns an solche Ausfälle gewöhnen»

Der Swisscom-Ausfall am Dienstagabend dauerte zwar nur eine halbe Stunde. Fussballfans verpassten dadurch aber den entscheidenden Teil des Champions-League-Halbfinals. Der Zwischenfall reiht sich ein in eine Serie von Pannen bei der Swisscom.
Publiziert: 04.05.2022 um 14:50 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2022 um 15:49 Uhr
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Swisscom CEO Urs Schaeppi muss kurz vor seinem Abgang erneut eine Panne erklären.
Foto: Keystone
Sarah Frattaroli

Vollmundig stellte die Swisscom am Dienstag ihre neuen Abos vor: «Mehr Speed und Vorteile für alle», hiess es dazu etwa – und das zum gleichen Preis! Nur wenige Stunden später kam die harte Landung nach dem vermeintlichen Höhenflug: Am Dienstagabend kämpfte die Swisscom mit einer grossflächigen Internet-Störung.

Das Internet fiel zwar weniger als eine halbe Stunde aus. Allerdings zur unglücklichsten Zeit: Es lief gerade die Schlussphase im Champions League Halbfinal-Rückspiel zwischen Liverpool und Villarreal. Und ohne Internet läuft eben auch der Fernseher nicht. Fussballfans machten ihrem Ärger auf Twitter Luft.

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Einige Userinnen und User drohten der Swisscom gar mit der Kündigung.

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Andere nutzten den Ausfall, um den Internet- und TV-Konsum kritisch unter die Lupe zu nehmen, darunter der Comedyautor Manuel Weingartner (34).

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Besonders ärgerlich: Der scheidende Swisscom CEO Urs Schaeppi (62) gab in der gedruckten Ausgabe von «20 Minuten» am Mittwoch zu Protokoll, die Swisscom habe ihre Netzstabilität verbessert. Dies, nachdem es letztes Jahr zu einem massiven Ausfall – auch der Notrufnummern – gekommen war. Die neuerliche Panne zur Unzeit lässt Schaeppis Aussage nun unglaubwürdig erscheinen.

Pannen-Toleranz bei Swisscom tiefer

«Es ist schon auffällig, dass Swisscom relativ viele Pannen hat», findet auch der Telekom-Experte Ralf Beyeler (43) vom Vergleichsdienst Moneyland. Er ergänzt aber: «Das System ist derart komplex, dass es bei jedem Anbieter Pannen gibt.» Nur fielen sie bei der Swisscom als grösste Anbieterin eben stärker ins Gewicht – und fänden mehr mediale Aufmerksamkeit.

Die Ansprüche an die Swisscom seien auch höher, so Beyeler. «Manche Kunden trauen Schweizer Unternehmen mehr als ausländischen.» Salt ist in französischen Händen, Sunrise UPC in US-amerikanischen. Bei der Swisscom ist die Mehrheitseignerin hingegen der Bund. Die Pannentoleranz ist daher tiefer. Die Pannen sorgten in den vergangenen Jahren denn auch dafür, dass die Swisscom in Bundesbern vorsprechen musste.

Für Beyeler ist klar: Egal wie viel Swisscom in die Netzstabilität investiert, ausmerzen wird sie die Pannen nie ganz können. «Früher war vielleicht mal ein Quartier ohne Telefon.» Heute reiche ein kleiner Fehler im Code dafür, dass das Internet in der ganzen Schweiz ausfalle. «Wir müssen uns an solche Ausfälle gewöhnen», warnt der Experte.

Auf verschiedene Anbieter setzen

Er rät daher, sich nicht nur auf einen einzigen Anbieter zu verlassen. «Wer das Internet-Abo bei einem anderen Provider abschliesst als das Handy-Abo, kann im Zweifelsfall ausweichen.»

Grund für den Ausfall am Dienstagabend waren laut Swisscom Wartungsarbeiten. «Wir analysieren die Situation und beobachten die Systeme genau», schreibt die Telekom-Anbieterin dazu. Den enttäuschten Fussballfans bringt das nun nichts mehr. Die beiden entscheidenden Tore haben sie verpasst, Liverpool steht im Final.


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