«Stecke knietief in der Sch...!»
Härtefall Fitness-Betreiber wird zum Behördenirrsinn

Fitnessstudio-Betreiber Kevin Ziswiler lässt sich lange vertrösten. Erst ein wütendes Mail an Behörden und Medien bringt Bewegung in die Sache. Doch noch immer fliesst das dringend benötigte Geld nicht.
Publiziert: 10.06.2021 um 11:09 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2021 um 11:48 Uhr
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Das Matrix Gym in Reiden LU wartet seit Monaten auf die Auszahlung von Härtefallgeldern.
Foto: zVg
Christian Kolbe

«Weg mit dem Coronaspeck», so wirbt das Fitnesscenter Matrix Gym in Reiden LU um Kunden, die seit dem 19. April wieder im Studio Gewichte stemmen oder auf dem Laufband schwitzen können. Ins Schwitzen gekommen ist auch Kevin Ziswiler (30), Geschäftsführer und Mitinhaber des Matrix Gym. Ihm drohte das Geld auszugehen. Die Fixkosten wie zum Beispiel die Miete liefen weiter, während das Gym von Mitte Dezember bis Mitte April auf Anordnung des Bundesrates geschlossen blieb. Auch abgelaufene Produkte wie Protein-Shakes oder Kraftriegel musste Ziswiler ersetzen.

Ins Schwitzen gekommen sind zum Schluss dann auch die Behörden. Als bei Ziswiler der Geduldsfaden endlich riss – und der Fitnessunternehmer mit einem geharnischten Mail gehörig Druck machte. Doch der Reihe nach.

Geduld wird nicht belohnt

Das Versprechen von schneller und unbürokratischer Hilfe blieb im Falle von Ziswiler lange Zeit ein leeres. Bis heute hat der ausgebildete Fitnessinstruktor und Ernährungsberater keinen Franken an Unterstützung gesehen. Die Hilfsgelder für Härtefälle blieben aus, obwohl er bereits am 8. Februar seinen Antrag bei den Behörden eingereicht hatte. «Ich wollte kein Stürmi sein, habe mich in Geduld geübt und mich erst ein paar Wochen später nach meinem Antrag erkundigt», erzählt Ziswiler im Gespräch mit Blick.

Doch seine Geduld wurde nicht belohnt, im Gegenteil. Immer wieder wurde er mit zusätzlichen Fragen nach dem Geschäftsverlauf gelöchert und auf später vertröstet. «Ich habe seit sechs Monaten keinen Lohn mehr, trage die Verantwortung für drei Angestellte und eine Praktikantin», sagt Ziswiler. «Anfänglich ging ich noch im eigenen Gym trainieren. Doch mit der Zeit habe ich selbst dafür die Motivation verloren und habe meine Selbstständigkeit hinterfragt.»

«Knietief in der Scheisse steckt!!!»

Irgendwann wurde Ziswiler so sauer, dass er in die Tasten haute und ein verzweifeltes Mail an Medien und Behörden schickte. «Ihr seht nicht, was auf dem Spiel steht, ihr wisst nicht, was es heisst, am Telefon zu hören, man solle Geduld haben, wenn man schon knietief in der Scheisse steckt!!!», schimpfte er darin.

Die Tirade wirkte. «Das Finanzdepartement des Kantons Luzern hat sich gleich am nächsten Tag bei mir entschuldigt», erklärt ein deutlich erleichterter Ziswiler. Und fügt an: «Ich bedaure sehr, dass es diesen grossen Druck von aussen gebraucht hat, bis sich endlich eine Lösung abzeichnet.»

Noch ist unklar, wann die Gelder fliessen – und welche Summe ausbezahlt werden wird. Doch zum erstem Mal seit Mitte Dezember fühlt sich Fitnesscenter-Betreiber von den Behörden ernst genommen.

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