Nun reicht es den Detailhändlern im Kanton Aargau. Sie wollen mehr Geld in Form von Härtefallhilfen. In einem offenen Brief an den Gesamtregierungsrat des Kantons, der Blick vorliegt, werfen sie der Politik vor, die Unternehmen mit ihren Hilfen zu «bestrafen» statt zu unterstützen.
«Die finanzielle Situation für unsere Branche des Detailhandels ist mit diesen Massnahmen im Allgemeinen nicht tragbar», steht in dem Brief. Die Forderung: mehr Verständnis, weniger Bürokratie und mehr Geld.
Hilfeleistungen seien ein «Affront»
Über 50 Unternehmen aus dem Mode-, Sport- und Schuhfacheinzelhandel haben den Brief unterschrieben und sich zu einer Interressensgemeinschaft Mode-, Sport-, Schuhfacheinzelhandel Aargau zusammengetan. Insgesamt sind sie mit über 60 Standorten im Kanton vertreten.
Die Hilfeleistungen seien ein «Affront» gegenüber der Branche und werden «als Willkür empfunden», heisst es im Brief. In dem Kanton waren die Läden wegen der Corona-Krise während viereinhalb Monate geschlossen. Dabei entgingen ihnen auch das für die Branche so wichtige Weihnachtsgeschäft und der Winterschlussverkauf im Januar. Im Aargau musste die Geschäfte bereits ab dem 21. Dezember schliessen.
Branche braucht andere Härtefall-Kriterien
Der zentrale Vorwurf der Unternehmer: Der Kanton habe bei seiner Berechnung der Härtefall-Entschädigungen die «spezifischen Gegebenheiten» der Branche nicht richtig verstanden.
Demnach seien die Bedingungen für die Härtefall-Anträge für viele Läden nicht erfüllbar gewesen und sie seien deshalb leer ausgegangen. «Bei einem geforderten Umsatzrückgang von 25 Prozent können die wenigsten unserer Betriebe diese Kriterien» erfüllen, heisst es.
Dabei vergleiche man sich mit anderen Kantonen in der Schweiz, etwa Zürich. Dort seien die Läden wohl einfacher an Unterstützung des Staates gekommen. Man befürchte dadurch «starke unerwünschte Wettbewerbsverzerrungen», heisst es.
Zu wenig Geld zum Überleben
Die vom Aargau bewilligten Beträge könnten die «Fixkosten und den Liquiditätsbedarf in keiner Weise decken», heisst es weiter. Ausserdem würden viele der Geschäfte nun auf Waren sitzen, die sie in der neuen Saison nicht wieder als «neu» verkaufen können.
Der Grund: In der Branche können «saisonal eingekaufte Waren nicht einfach im Folgejahr als neue Modelle verkauft werden», heisst es. Das habe die Regierung aber in seiner Berechnung für Hilfeleistungen nicht verstanden und somit nicht berücksichtigt.
Auf Anfrage von Blick teilte der Regierungssprecher Peter Buri mit, man erhalte den Brief erst im Laufe des Vormittags. «Der Regierungsrat wird danach die darin enthaltenen Anliegen prüfen und den Absendern eine Antwort zukommen lassen.»